Annes Tagebuch

[mare]

Oh du musst ja schoen wohnen , gruess mir mal das Reh. Super das es dir so gut geht bis die Tage...bleib tapfer freu mich schon von dir zu lesen wenn ich wieder da bin

[Anne]

Tag 7 in meinem neuen Leben
3x12,5mg
Craving: keins
Körperlich fit. Sehr viel fitter als mit Restgift im Blut.
Emotionen:gut drauf, freu mich Siesta, war schon für meine Verhältnisse früh hoch,
War heute bei meiner Therapeutin, die alles sehr nüchtern sieht. Sie rät mir auch zu einem längeren Klinikaufenthalt und unterstützt mich bei der Antragsstellung.
Nüchtern insofern, dass ich mit Craving oder TW konfrontiert werde nach meiner Anfangseuphorie. Ich weiß, dass ich gut aufpassen muss. Stimme ihr und dir, liebe Suse, hierin zu. Werde also Notfallplan entwickeln und aufschreiben. Darüber hinaus mir für jeden Tag etwas vornehmen, worauf ich mich freuen kann.
Gestern war ich mit Freundin beim Griechen. Habe Apperetif dankend abgelehnt, zwei Apfelsaftschorlen+einen alkfreien sanften Engel genossen. Habe mich über meinen herrlich klaren Kopf+die zusätzlichen Vitamine gefreut.
@chinaski Danke für deine Nachricht!

[Suse]

Hi Anne,

aufschreiben ist immer gut! (sagt die Schreiberin) Ich führe Tagebuch, schreibe mir auch die positiven Dinge, Gedanken, Gefühle auf. Das kann ich dann nachlesen, sofern TW und/oder Druck entstehen. Fast immer denke ich dann, nein, das lohnt sich nicht aufzugeben! Es lohnt ja auch nicht. Aber sag das mal jemandem, der unbedingt trinken will/muss. Also positives der letzten trockenen Zeit nachlesen und dann raus - und zwar nicht in die Kneipe ums Eck oder zum Supermarkt, sondern spazieren gehen oder - sofern möglich -sich was schönes kaufen (...jaja ich weiß, Suchtverlagerung...) - doch da reicht manchmal schon nützliches wie eine schöne Kerze für abends, oder eine Tüte (gesunde) Nüsse zum Knabbern...muss ja nicht gleich größeres sein

lG Suse

[Anne]

musste eben noch mal nachgucken, wie dieses alkoholische Getränk vor dem Essen richtig geschrieben wird: Aperitif, in der Schweiz auch Apero genannt.

[Anne]

@Suse Merci! Positivtagebuch schreibe ich auch mit meiner Freundin, die in der Schweiz wohnt. Tut dir das auch so gut? Ich habe das Gefühl, kleiner Trick, große Wirkung.

[Anne]

Tag 7 in meinem neuen Leben
3x12,5mg
Craving: keins
Emotionen: gut drauf, relativ früh wach und ausgeschlafen
Schlafe wie ein Stein, und kann mich beim Aufwachen erst mal nicht rühren
War gestern zeitweise entmutigt durch psychotherapeutische Gespräche (es würde noch alles so schwer werden, ich bin noch laaaange nicht aus der kritischen Phase raus...jaaaa,ich weiß, ich muss gut aufpassen), habe dann Stress durch Aufschreiben+Friseurbesuch+chinesisches Essen abgebaut.

[DonQuixote]

Hi Anne

Bei Dir ist es ja so dankbar einfach, die Medikamenteneinnahme zurückzuverfolgen.
Das ist übrigens ein Kompliment

Du bist jetzt bei Tag 18 und seit Tag 9 bei der aktuellen täglichen Dosis von 37,5 mg. Zudem bist Du seit 7 Tagen abstinent. Daraus darf ich sicher schließen, dass die Baclofen-Therapie für Dich bisher sehr zufriedenstellend verläuft. Natürlich stimmt es, dass ein Ausstieg aus der Sucht viele Monate, oder auch Jahre benötigt. Lass Dich aber durch solche Gespräche auch nicht kirre machen. Du bist absolut auf Kurs

Wenn Du Dich unsicher fühlst, und sich die Nebenwirkungen in tolerierbarem Rahmen halten, dann erhöhe die Dosis ruhig noch ein bisschen. Schaden tut das jedenfalls nicht.

Soweit erst mal, DonQuixote

[Anne]

Tag 8 in meinem neuen Leben
3x12,5mg
Craving:keins
Gut und lange geschlafen, klarer Kopf,
Emotionen: Lebensfreude ist da, gut drauf

Wir hatten gestern Besuch, die mir extra alkfreien Sekt mitgebracht hatten und sich selber Wein. Es hat mir nichts ausgemacht, dass sie etwas trinken, sondern ich habe mich über meinen klaren Zusatnd gefreut+dass ich nicht benebelt+fremdgesteuert war.

@Don Vielen Dank für das Kompliment. Ich habe das Gefühl, dass die momentane Dosis so gut ist, werde aber erhöhen, sobald sich das ändert. Ich bin schnell wieder müde und kann dann schlafen wie ein Stein. Vielleicht würde ich mit einer höheren Dosis nur noch schlafen?

[Anne]

@ Don Diese psychotherapeutischen Gespräche haben mich am Freitag tatsächlich etwas kirre gemacht+bin so froh, hier im Forum zu sein. Ich habe das Gefühl, dass mir der Austausch mit 'Gleichgesinnten' sehr gut tut!

[Anne]

Also, was mich momentan total aufregt ist unsere kranke Gesellschaft. Es ist so normal, dass bei Zusammenkünften getrunken wird, und wenn man selber nichts trinkt, wird man gefragt, warum? Ob man denn noch fahren müsse, etc...
Dabei ist es doch völlig krank, dass 'alle' trinken. Wenn mich das nächste Mal jemand fragt, warum ich denn nichts trinken würde, werde ich zurückfragen, warum er oder sie denn etwas trinken würden?! Warum soll ich mich für mein gesundes Verhalten rechtfertigen?! Was die anderen machen, ist doch krank! Keiner schämt sich, dass er trinkt, aber wir
'Alkoholkranken' werden gesellschaftlich oft verpönt bzw schief angesehen (von denen, die keine Ahnung haben). Da frage ich mich doch, wer ist hier der eigentliche Alkohol-kranke? Ich oder unsere liebe Gesellschaft?!

[Anne]

Tag 9 in meinem neuen Leben
3x12,5mg
Craving: keins
Bin fit,habe gut geschlafen,
Emotionen: mir geht es so wie Desperatio in ihrem Eintrag heute schrieb

Hatte gestern Stress mit einer guten Freundin. Nehme jetzt die Emotionen bewusst wahr und versuche auch mit Ärger und Wut klar zu kommen. Hatte aber auch kein Bedürfnis nach Gift und mich fast darüber gewundert. Habe mich jetzt mit Freundin ausgesimst. Will aber auch lernen, mir treu zu bleiben+notfalls mit Ablehnung zu leben.

[Anne]

Tag 10 in meinem neuen Leben
3x12,5mg
Craving: keins
Fühle mich nicht ausgeschlafen,körperlich noch nicht fit
Emotionen: geht mir gut, habe gestern ständig kichern müssen, einfach so...Euphorie als NW?
freue mich über die Sonne

[Suse]

Hallo Anne,

klingt doch super!
Und ja, Euphorie ist eine der Nebenwirkungen. Ich hatte das mal als ich zu schnell hochdosiert habe - aber macht ja nix, ein bisschen Euphorie fühlt sich gut an.
Leider vergeht das recht schnell - bei mir hatte sich das übrigens weniger im Kichern geäußert, viel mehr in einem ausgelassenen Gefühl (viel reden etc, was sonst nicht so meine Art ist) - fast so, als hätte man etwas getrunken.

Weiter so Anne, und -weißt ja-bleibe achtsam

Suse

[Anne]

Danke, Suse! Kichern und reden...und ja, diese Euphorie fühlt sich einfach super an! Und ich habe sie im Hier und Jetzt genossen. 'JETZT freue ich mich, und das koste ich aus.'habe ich mir gesagt. Denn was soll ich mich sorgen um meine Depris von morgen?LG Anne

[Anne]

Tag 11 in meinem neuen Leben
Craving:keins, muss aber darauf achten, dass ich kein 'Hungergefühl' habe, dann könnte es sich womöglich den falschen Weg suchen (Gift beseitigt dieses Gefühl ja auch)
Körperlich einigermaßen fit, habe gut geschlafen,
Emotionen: sind mir bewusst, etwas bedrückt heute
Will heute weiterhin sehr achtsam mit mir umgehen. Bin gestern ausgegangen, habe viel gelacht und Spaß gehabt, und das ohne Teufelszeug

[Anne]

In mir gibt es ein kleines Monster. Wenn ich es mit Gift füttere, wird es riesengroß und übernimmt die Führung über mein Leben. Einmal hätte es mich beinahe so weit gebracht, mich umzubringen. Aber da gibt es noch die 'Guten' und 'Beschützer' in mir, die um mich gekämpft haben und diesmal das Monster bekämpft haben. Es liegt ständig auf der Lauer und will wieder gefüttert werden, verlockt durch falsche Versprechungen...doch ich will ihm nichts mehr geben. Möge es doch elendig verrecken!

...klingt vielleicht ein wenig verrückt, was ich hier schreibe, aber so ein 'Bild' hilft mir, die Abläufe besser zu verstehen.LG Anne

[Chinaski]

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[Anne]

na sowas...das Monster war zu listig...und ich nicht...sitze hier und trinke Bier...

[Anne]

Hormone sind am Tiefpunkt...Partnerschaft ist (immer) kompliziert...und Motivationsgruppe für Abhängige war langweilig...wozu so lange durchhalten, wenn eh Rückfälle kommen? Ich bin ein Suchtmensch...und werde es immer bleiben...also einer von den Loosern...wozu kämpfen? Wenn es mir schlecht geht trinke ich, wenn nicht, dann...keine Ahnung...

[Arno]

Ja, der erste Rückfall nach einem tollen Start. Aber das gehört zum Erscheinungsbild des "Monsters", und Rückfälle zeigen mehr als alles andere, was auf dem Spiel steht. Eine Schlacht haben wir verloren. Aber nicht den Krieg!
Mir wird dabei wieder deutlich, wie wichtig es ist, Stressfaktoren zu vermeiden und schon gar nicht, selbst welche zu produzieren.
Aber als normaler Durchschnittsmensch kann ich als Co allein wenig ausrichten und habe mich nun um Teilnahme in einer Selbsthilfegruppe gekümmert. Außerdem habe ich einen Notfallplan entwickelt, der im sich an unseren Grenzen orientiert und hoffentlich in letzter Konsequenz nicht umgesetzt werden muss.
Ich gebe zu, dass ich das Gefährdungspotential der Sucht zu Anfang unterschätzt und manche Fehler gemacht habe (und leider auch immer noch mache). Aber was hilft es? Ich würde mich - auch nach dem aktuellen Erfahrungsstand - wieder für Anne entscheiden, denn das "Monster" kann mir den Blick für den Menschen, um den es mir geht, nicht verstellen.
Ohne Klinikaufenthalt wird es sicher nicht gehen, und auch nicht ohne lebenslange Wachsamkeit. Ich hoffe heute Abend ganz besonders, dass wir durchhalten. Wie auch immer....
Arno