Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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KingsleyZissou
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Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon KingsleyZissou » 4. Oktober 2013, 12:14

Hiermit werfe ich zuerst einmal ein sehr freundliches Hallo in die Runde!

Und hoffe sehr darauf, hier ebenfalls freundlich aufgenommen zu werden, auch wenn ich eher aus der Peripherie zu euch stoße. Dies ist der Fall, da ich eher ein indirekt als unmittelbar Betroffener der hier diskutierten Themen bin. Ich bin der Partner von Gartenwoelfin, die hier seit einigen Wochen angemeldet ist und nun seit einigen Tagen mit Baclofen versucht, den leidigen Alkohol in den Griff zu bekommen.

Gartenwoelfin und ich sind seit etwa einem Dreivierteljahr ein Paar, und aus den gemeinsamen Weinflaschen unserer ersten gemeinsamen Abende ist dann erst allmählich die Erkenntnis gewachsen, dass die Probleme mit den Mengen und der Kontrollierbarkeit dann doch akuter waren, als man es zunächst sehen oder zulassen wollte. Wir haben in der Folge eine ganze Reihe von Versuchen unternommen, mit Abstinenz oder kontrolliertem Trinken, die meist nach ähnlichem Schema scheiterten.

Als sie mir von diesem Forum erzählte, habe ich zunächst interessiert einige Blicke geworfen, mich dann aber ganz bewusst erst einmal zurückgezogen, um hier nicht unerwünscht in einen geschützten Raum einzudringen. Da sie mich aber jüngst dezidiert ermutigte, hier mitzulesen und gegebenenfalls auch mitzudiskutieren, möchte ich mich nun doch jedenfalls erst einmal kurz vorstellen. Ich gedenke, mich hier sehr zurückhaltend einzubringen, und hoffe, dass im besten Fall unsere unterschiedlichen Perspektiven sich gegenseitig bereichern können. Auf keinen Fall möchte ich, wie gesagt, eine Privatsphäre oder einen Schutzraum verletzen.

Da Gartenwoelfin und ich uns aber sehr lieben und ich sie so gut es irgend geht auf ihrem Weg begleiten und unterstützen möchte, wäre es für mich sicher ein großer Gewinn, hier vielleicht gelegentlich etwas Aufschluss zu finden, wenn mir als Nichtabhängigem bestimmte Handlungs- oder Sichtweisen zunächst einmal unverständlich sein sollten. Und falls es im Gegenzug irgendwem irgendwann einmal ein wenig hilft, eine "involvierte Halbaußenperspektive" aus Sicht eines liebenden Partners zu erhalten, dann ist es nur umso schöner.

Ansonsten starten wir beide nun guten Mutes und voller Hoffnung und Optimismus in die ersten Bac-Experimente!

Soviel zunächst einmal.
Viele herzliche Grüße,
Jochen

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DonQuixote
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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon DonQuixote » 4. Oktober 2013, 14:37

Hi Kingsley

Schön dass Du, schön dass Ihr zwei zu uns gefunden habt. Und Danke für Deine "involvierte Halbaußenperspektive" (Anführungszeichen nicht von mir :wink: ) Eine solche Perspektive ist äußerst wertvoll.

Zurzeit ist es etwas ruhig bei uns, das ist eben manchmal so. So wie ich Dich verstehe, hast Du Dich bei uns auch schon und weißt über das Meiste Bescheid. Und sonst frag uns einfach. Oft lernen die „Sachverständigen“ erst durch Fragen, die man an sie stellt. Lass uns das gemeinsam anstellen.

DonQuixote
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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon KingsleyZissou » 4. Oktober 2013, 15:12

Lieber DonQuixote,

danke für die nette Begrüßung. Ja, ich habe schon einiges gelesen hier, und ich freue mich, wenn wir fortan immer wieder in Gespräche treten können, in denen wir hoffentlich wechselseitig voneinander lernen können.

Herzlich,
Kingsley

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon KingsleyZissou » 11. Oktober 2013, 18:21

Liebe Alle,

nachdem meine Liebste ja in den letzten Tagen bereits einiges zu den ersten Erfahrungen des Baclofen-Experimentes hier geschrieben hat:
erfahrungsberichte/tag-bis-tag-erste-uberwiegend-positive-eindrucke-t1082.html
, möchte nun auch ich mal ein paar Sätze formulieren zu den Hoffnungen, Ängsten und Unsicherheiten, die mich in derselben Zeit so umgetrieben haben. Einerseits vielleicht, um es für mich selbst durch das Durchdenken und die Ausformulierung etwas klarer zu fassen zu bekommen, andererseits natürlich immer auch in der Hoffnung, vielleicht etwas Rat und neue Perspektiven durch eure Erfahrungen und Blickwinkel zu erschließen.

Also, kurz und knapp, nach den tendenziell positiven Erfahrungen der ersten Tage gab es diese Woche einige Rückschläge. Auch Gründe für Optimismus, aber in den letzten Tagen eben auch allerlei, was nicht so geklappt hat, wie es wünschenswert wäre. Das begann vor drei Tagen, mit dem Abendessen, das Maria in ihrem Beitrag schilderte und das im Komplettabsturz mit mehreren Flaschen endete. Das ärgerte mich an diesem Abend sehr, weil es so absehbar war - es gab ein, zwei Wochen vorher eine ähnliche (wenngleich noch wesentlich schlimmer ausgegangene) Situation um einen Clubbesuch herum, der sehr böse endete: wir hatten vorher lange darüber diskutiert, dass das vielleicht an diesem Abend und in dieser Phase der versuchten Problemlösung nicht die weiseste Entscheidung war, sich einer Situation mit so hohem Risiko des (Immer-Weiter-)Trinkens auszusetzen, aber in beiden Fällen fiel die Entscheidung dann gegen die "Vernunft". Nun, das vorletzte Mal lief es auf einen mehrere Tage andauernden und ziemlich schlimmen kalten Entzug hinaus, diesmal klappte das mit dem Aufhören nach einem Exzess schon besser. Da ist also sicherlich, hoffentlich schon eine erste Wirkung von Baclofen zu erkennen - allerdings dann auch wiederum noch nicht wesentlich weit über die Abmilderung hinaus, die dann jedenfalls hilft, die komplette Eskalation zu vermeiden, die aber auch den "Trinkstop" noch nicht zulässt.

Am nächsten Tag und jedenfalls bis gestern ging es dann nämlich mit dem Trinken durchaus noch weiter: Wir trennten uns am Mittwochnachmittag für einige Zeit, und in welcher Menge dann weitergetrunken wurde, weiß ich nicht, aber als wir uns etwa 5 Stunden später wiedersahen, war meine Liebste dann doch wieder sehr wahrnehmbar alkoholisiert. (Ganz so viel wie mitunter zuvor freilich kann es an dem Nachmittag auch wiederum nicht gewesen, da der Alkoholtest am nächsten Mittag in der Suchtambulanz nur etwa 0,1 Promille ergab, der Restalkohol also jedenfalls in der Nacht Zeit hatte, sich abzubauen, was ein klarer Fortschritt zum letzten Mal vor knapp zwei Wochen war. Jedenfalls haben wir uns in jener Nacht zwischenzeitlich recht heftig gestritten, wie es angesichts des leidigen Themas auch immer wieder vorkam in den letzten Monaten. Ich bin dann zunächst wutentbrannt aus der Wohnung gestürmt - naja, halb gestürmt, halb als Trotzreaktion gegen meine Vorwürfe gegangen worden -, und war dann zwei Stunden abwesend, bevor wir uns dann doch noch im Gestus der Versöhnung wieder zusammengefunden und die Nacht, wie ursprünglich geplant, gemeinsam verbracht haben. Der größte Anlass zur Hoffnung für mich liegt dann auch in dieser Zeit der Abwesenheit, weil sie ja im Grunde ein so klassischer Trigger ist. Sich verlassen fühlen, Angst und auch Wut empfinden -> in den Spätkauf um die Ecke gehen und eine Flasche Wein kaufen. (Den vom Vorabend noch in der Wohnung vorhandenen Alkohol, in dem Fall Rum, hatte ich zuvor noch in der Küchenspüle "entsorgt".) Das ist aber hier, erstmals vielleicht in unserem gemeinsamen Kampf um ein gemeinsames Leben, so ausgeblieben. Als ich zwei Stunden später, zu schon sehr vorgerückter nächtlicher Stunde, zurückkam, empfing sie mich nicht betrunkener, sondern spürbar nüchterner, was ich als einen deutlichen Schritt in die richtige Richtung empfand. (Dass es dann gestern, wie sie in ihrem Beitrag - gestern haben wir uns nach dem mittäglichen Arzt-Termin nicht mehr gesehen - schrieb, doch wieder ein Liter Wein war, dämpfte diese Euphorie dann wieder ein wenig, löscht sie aber als fortwährenden Hoffnungsschimmer nicht aus.)

Was mich nun eigentlich vor allem umtreibt, das ist die umfassende Unsicherheit, wie ich eigentlich auf solche Situationen reagieren müsste, sollte - und auch: kann. Es ist ja nun so, dass wir, vor der Entdeckung von Baclofen und dem Experiment damit, schon einige Versuche unternommen haben, mit der Sucht "auf eigene Faust" fertigzuwerden. Mit Phasen kompletter Abstinenz und unterschiedlichen Versuchen des kontrollierten Trinkens, mit einem sehr ähnlichen Verlauf: auf eine Phase des Nicht- oder Wenigtrinkens (meist eine Woche, ab und zu auch etwas länger) folgte die Rückkehr zum Alkoholkonsum, erst in halbwegs überschaubaren Mengen, dann ziemlich rapide ansteigend bis zum Absturz und einer heftigen Trinkphase, die meist etwa eine Woche dauerte und zuletzt zu immer schwierigeren Entzugsphasen führte. Dieser Ablauf ist also für mich sehr angstbesetzt, und das Worst Case Scenario schwebt mir zur Zeit einfach ständig vor Augen, dass es auch jetzt wieder so ablaufen könnte. Ich will mich nun von dieser Angst, die ich aber natürlich nicht völlig abstellen kann, nicht zu sehr leiten lassen, und schon gar nicht mit dem Ergebnis, dass ich dadurch den Druck auf meine Liebste so erhöhe, dass es noch schwieriger für sie wird. Und um diese Balance ringe ich derzeit fortwährend: Wo ist der Punkt, an dem ich genügend Halt und Unterstützung gebe, um auch die unausweichlichen Rückschläge auf einem schwierigen Weg gemeinsam auszuhalten, wozu ich fest entschlossen bin? Und setze trotzdem ausreichend Grenzen, um einerseits den Tricks, die das Gehirn im Suchtmodus spielen mag - also etwa: einen ersten getanen Schritt auf einem noch langen Weg schon als akzeptables Ziel wahrzunehmen und deshalb zum Stehenbleiben, also: Weitertrinken zu verführen, "weil es ja immerhin schon weniger schlimm ist als zuvor" - einen entschiedenen Riegel vorzuschieben. Und andererseits aber auch einen Umgang mit den Folgen der Sucht zu finden, der für mich selbst aushaltbar ist.

Denn es ist ja nun so, dass bei aller Kraft, Liebe und Unterstützung, die ich geben möchte, all das auch für mich wahnsinnig schwierig ist. Durchwachte Nächte, häufige Rückschläge, und nicht zuletzt auch die Tatsache, den geliebten Menschen in Leid und Schmerz und Verzweiflung zu erleben, ohne ihm konkret helfen zu können - all das laugt ja auch mich ungeheuer aus, und in jenen Trinkphasen, in denen es für mich dann ja letztlich auch keine Möglichkeit gibt, meine Liebste vom Trinken abzuhalten, muss ich mich allein schon deshalb auch distanzieren, weil sonst sehr bald die Kraft, die ich geben kann und möchte und die wir wohl noch brauchen werden, zur Neige zu gehen droht. Es gab eine solche Situation recht akut nach der "Entzugswoche" vor Baclofen: solange es sein musste, habe ich funktioniert, habe so weit es irgend möglich war, Halt, Liebe und Kraft gegeben - um dann, als das Ärgste überstanden war, wie ein Kartenhaus in mich zusammenzufallen. Davor muss ich dann auch nicht nur mich, sondern gerade auch uns schützen - weil auch dieses Abstürzen meinerseits natürlich wieder neue Ängste und Traurigkeiten, also Trigger, verursachen kann. Um also hier das Entstehen eines neuen Kreislaufs zu verhindern allein schon muss ich da entschieden darauf achten, mich nicht allzu oft bis an diesen Punkt des Nichtmehrkönnens auszupowern.

In diese Richtung geht nun etwa auch die Forderung, mit der ich Maria zuletzt konfrontierte: nämlich, wann immer wir zusammen sind, gar nicht mehr zu trinken. Bis auf weiteres, einerseits weil ich, ohne dass jedenfalls eine längere Abstinenzphase dem zuvorging, nur sehr schwer an einen gemäßigten, eben nicht mehr dem Zwang unterworfenen Konsum glauben kann, und andererseits, weil es mir schlichtweg inzwischen sehr, sehr schwer fällt, einigermaßen angstfrei auch dieses berühmte, angestrebte "eine Glas Wein" zum Essen, zum Feierabend oder zum Genuss, zur Kenntnis zu nehmen. Wenn das irgendwann tatsächlich geht, und Baclofen scheint da ja durchaus Anlass zur Hoffnung zu geben, dass das möglich sein könnte, dann umso schöner, und dann bin ich der Erste, der sich mit meiner Liebsten darüber freut und der mit ihr glücklich ist über diesen Zustand. Aber im Moment ist das einfach so angstbesetzt für mich, dass ich mich in solchen Situationen massiv unwohl fühle und das Gefühl habe, mich vor diesem Unwohlsein selbst schützen zu müssen, indem ich diese Regel für die gemeinsam verbrachte Zeit aufstelle. Die ist also weniger als Verbot oder gar als Besserwisserei gedacht, sondern dient mehr dem Selbstschutz vor permanenter unterschwelliger Angst. Das so auch zu kommunizieren ist aber natürlich nicht einfach.

Was mich nun natürlich brennend interessieren würde, wären Hinweise, Anmerkungen, Empfindungen von Mitlesenden, die vielleicht auch schon in Partnerschaften mit der Sucht umgehen mussten - gerade wenn diese sich mit all den Reaktionen, die ich zuletzt so gezeigt habe, mit Angst, Wut, auch Vorwürfen, mit Forderungen oder Bitten, angesichts eines liebenden und helfenwollenden, aber mitunter auch schlicht hilf- und ratlosen Partners auch schon konfrontiert sahen. Ich würde einfach von euch gern wissen, was euch in solchen Situationen am besten tat - was hilft euch, wenn es so ist, und was macht alles, auch wenn es in bester Absicht gesagt oder getan wird, nur eher noch schwieriger?

Soviel vielleicht erst einmal, es ist ja ohnehin schon ein halber Roman geworden.

In weiterhin guter Hoffnung für die Zukunft und mit den allerherzlichsten Grüßen!
Jochen

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon Gartenwoelfin » 11. Oktober 2013, 19:18

Gut, dann machen wir hiermit jetzt ein zweites Experiment auf, sozusagen. An Kingsley schrieb ich es vorhin schon privat, jetzt noch mal für alle: Vielleicht ist es nicht verkehrt, eben weil eine Sucht eine Beziehung belastet und als Thema mehr Raum darin einnimmt, als ihr guttun kann, diese Diskussion hier öffentlich zu führen. Sowohl, um unseren privaten Umgang zu entlasten, als auch für andere (Betroffene und Partner!), die ähnlich verunsichert sein mögen.

Eins ist sicher so: Eine langsame Gewöhnung an Baclofen, wie ich das im Moment versuche, im Sinne dessen, da zumindest möglichst nah ran und vom Alkohol möglichst weit weg zu kommen, funktioniert ja ganz offensichtlich anders als das klassische Stationäre-Entgiftung-und-Folgeprogramm. Und das ist dann wohl nicht nur für die Betroffenen etwas Anderes, sondern auch für ihre Partner.

@Kingsley: Diese Regelung – nicht in deiner Gegenwart zu trinken – halte ich durchaus bis auf weiteres für zielführend, für uns beide.

Maria
(die sich heute bislang, ohne einen Mangel der Verzicht zu empfinden, auf zwei kleine Gläser Wein beschränkt hat, und nach der Regel, alle drei bis vier Tage aufzudosieren, heute dann bei 60 mg sein wird.)
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Erst kommt der Wahn, dann die Größe. (Helmut Krausser)

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon tanzbine » 12. Oktober 2013, 01:53

Ein Hallo aus der Singleperspektive...

mein (geschiedener) Mann war alk- bzw. drogenabhängig, im Wechsel. Er ist letztes Jahr gestorben mit 58 J. (unser Kind ist 21 J.). Wir mußten uns vor 17 J. trennen. Er hatte das wohl richtige Gespür, dass das schlechtes Gewissen, die gefühlte Unzulänglichkeit des Abhängigen die Waage immer aus der Balance schmeißt, in der Partnerschaft.
Auch meine Erfahrung ist, dass Suchtverzicht aus anderen Gründen als für einen selbst (z.B. dem Partner zuliebe, der Absprache zuliebe, was Beweisenwollen zuliebe uswusw.) keine Zukunft hat.
Das schlechte Gewissen nach dem regelmäßigen (irgendwann wieder) versagt haben, schmeißt einen mehr zurück, als es sein müßte – wäre man nur für sich selbst verantwortlich. Ich habe in meinen jungen Jahren auf diese Weise sehr viele Jahre verschenkt (vor meiner Ehe!).
Ich hoffe, dass Andere eine andere Erfahrung machen können....

[dance] bine

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DonQuixote
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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon DonQuixote » 12. Oktober 2013, 20:51

Hi Kingsley

In einer Situation, wie Du sie schilderst, war ich nie. Deshalb kein konkreter Rat von mir. Wie ich aber sehe, hast Du alle Varianten haarklein analysiert. Du musst jetzt nur noch die richtige wählen. Doch welche ist die richtige? Manchmal ist „Druck“ unumgänglich, manchmal ist „Druck“ kontraproduktiv. Du musst intuitiv entscheiden, was für Euch Beide das Beste ist. Es gibt kein Patentrezept, welches für alle funktioniert. Wähle für Dich eins aus.

Noch etwas zum hochbrisanten Thema „Moderater Konsum“. Ich weiß, dass ihn die meisten ablehnen. Verteidigt wurde er allerdings soeben, d.h. am 8. Oktober, von Prof. Philippe Jaury, dem Studienleiter der klinischen Studie
, anlässlich eines telefonischen „Interview-Fetzens“, eingebettet in des « Nouvel Observateur » (Der zweite Audio-Link). Er sieht bei „seinen“ Patienten, und er spricht dabei von tausenden, und er spricht dabei für Dutzende von Ärzten, einen „großen Erfolg bei der Reduktion der Trinkmenge“.

Lass Dich nicht entmutigen. Du und Maria-Gartenwoelfin steht noch ganz am Anfang. Gebt dem Medikament eine Chance und dosiert konsequent . Das alleine reicht allerdings noch nicht, deshalb finde ich Deine Regel: „Kein Alkohol in meiner Anwesenheit“ einfach nur cool. Und Ja, die Woelfin wird ihre Lebensgewohnheiten umstellen und sogenannte „Feste“ meiden müssen.

DonQuixote

(x) Bei dem Artikel des « Nouvel Observateur » handelt es sich um die erhoffte Erteilung der RTU (Recommandation Temporaire d’Utilisation), welche aber leider noch längst hat.

DonQuixote
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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon agnesl » 13. Oktober 2013, 08:46

ein freundliches Willkommen euch beiden hier
Kingsley und Gartenwölfin

Zunächst einmal Kingsley!
Den GRöSSTEN Respekt von mir,dass du dich auf diese Reise mit der Wölfin begiebst. [good]
Ich wäre der glücklichste Mensch, wenn ich so einen Mann wie dich hätte.

Die Sache, mit dem Nichttrinken beim Zusammensein ,ist super!!!!

Körperliche Zuneigung schafft immer Vertrauen und mir würde es viel Kraft geben zu verzichten.
Wenn sie es nicht gleich auf einmal schafft,verzagt nicht!
Es hat auch viele Jahre gebraucht,die Sucht in sich wachsen zu lassen.

Für dich ist es sicher sehr wichtig,dass du bei aller Liebe,dir immer zwischenducht mal selber eine Auszeit gönnst,ohne die Maria.
Versucht es weiter mit Bac und lasst wieder was hören.
Liebe Grüsse
Agnesl

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon Gartenwoelfin » 13. Oktober 2013, 23:15

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon KingsleyZissou » 14. Oktober 2013, 15:58


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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon DonQuixote » 14. Oktober 2013, 16:15

Ja, Kingsley

Anerkenne auch die "kleinen Schritte"

Meint DonQuixote
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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon KingsleyZissou » 14. Oktober 2013, 16:28


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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon KingsleyZissou » 21. Oktober 2013, 17:19

Heute etwas kürzer als zuletzt, da ich in dieser Woche wahnsinnig viel Arbeit habe und auch ohnehin nicht wieder so episch werden möchte wie beim letzten Mal.

Für meine liebste Gartenwoelfin lief ja die Abstinenzwoche, wie man in ihrem Bericht nachlesen kann, ganz gut. Dennoch war es eine Woche voller Stress für uns beide, die vor allem von einem argen Streit geprägt war. Von unserer Absprache, wann immer wir zusammen sind, keinen Alkohol zu trinken, hatte ich ja schon berichtet. Diese hat leider bis dato im Grunde noch gar nicht funktioniert, sondern eigentlich ausschließlich Streit und Ärger verursacht. Unser Rendezvous am Wochenende zuvor, von dem ich hier auch schon schrieb, war zwar am Ende sehr schön und auch alkoholfrei, aber erst nach langen und kontroversen Diskussionen zuvor. Die gab es dann diese Woche erneut, mit ähnlichem Vorlauf, und diesmal aber endgültig eskaliert und, was den konkreten Anlass betrifft, dann auch ohne das Happy End eines dann doch schön gewordenen gemeinsamen Abends.

Eigentlich waren wir am Freitagabend verabredet, zu einem gemeinsamen Essen nebst Lesung, und natürlich wurde dann die Frage nach dem begleitenden Getränk dazu zum Thema. Kurz und gut: die Woelfin bestand auf Wein, ich bestand auf unserer Abmachung, und letztlich ist unsere Verabredung geplatzt und wir haben den Abend getrennt voneinander verbracht. Außerdem haben wir aus diesem Anlass mehrere Tage mitunter heftig gestritten, ich fühl(t)e mich verletzt und vor den Kopf gestoßen, einerseits weil unsere Abmachung nach nur wenigen Tagen wieder über den Haufen geworfen wurde und andererseits, weil ich in dieser klar gesetzten Alternative - einen Abend mit Alkohol oder mit mir zu verbringen - nicht das Gefühl haben möchte, dass ein Glas Wein zum Abendessen wichtiger ist als die Verabredung mit mir. Gerade angesichts der Tatsache, dass der SD für meine Liebste gerade eher kein Thema mehr zu sein scheint - der Umstand, dass sie sehr dezidiert in der Diskussion das gefühlte Ende des "Trinkenmüssens" hervorhob, hat mir den unbedingten Willen, das eine Glas in dieser Woche nun ausgerechnet zu diesem Anlass und also entgegen unserer Absprache trinken zu wollen, eher noch unverständlicher und auch verletzender erscheinen lassen.

Nun, wie dem auch sei, wir haben uns dann am Wochenende wieder versöhnt, dennoch bleibt jedenfalls bei mir eine vage Befürchtung zurück, dass dieser Streitpunkt nicht wirklich gelöst wurde, sondern der Anlass dafür bloß in der Vergangenheit liegt und somit nicht mehr akut ist. Außerdem bleibt natürlich abzuwarten, wie sich unsere Streitkultur bei nächsten Konfliktpunkten - die wohl angesichts des ablaufenden Experiments unvermeidlich sind, nehme ich an - ändern wird. Meiner Liebsten geht es spürbar besser, und das ist zuvorderst Grund zur Freude. Aber diese Verabredung ist für mich trotzdem zur Zeit im Grunde unverhandelbar, schon weil ich nach all dem SD-bedingten Irrlichtern der letzten Monate ganz dringend das Gefühl brauche, dass es da jetzt - wo die Möglichkeiten der freien Entscheidung ganz augenscheinlich wieder größer werden - so etwas wie eine neue Verlässlichkeit in unserem Zusammensein gibt, die der Alkohol bisher allzu oft verhinderte. Also, ganz grundsätzlich werdend: überhaupt mal eine Abmachung über unsere gemeinsame Zeit zu treffen, die nicht für die Ewigkeit, aber auf absehbare Zeit einfach gültig ist und nicht nach ein paar Tagen wieder in Frage gestellt wird. Wohlgemerkt, es geht nicht um Rückschläge oder Aussetzer, davon haben wir ja schon einige miteinander überstanden, sondern eher um die Ausgestaltung des uns beiden wohl einfach noch neuen "Nicht-Ausnahmezustands."

Jetzt ist es doch wieder lang geworden, und ich weiß auch gar nicht ob Sinn macht, das überhaupt noch einmal aufzuschreiben, aber um des Tagebuchcharakters und der Vollständigkeit halber, die ich dem Schreiben hier zubilligen möchte, sei es dann hiermit doch getan. Außerdem ist es ja vielleicht wirklich mitunter so, wie es die Woelfin andachte, als wir das Schreiben hier im Nebeneinander begannen - dass es mitunter das private Zwiegespräch zu entlasten vermag, die Dinge hier, schriftlich und halböffentlich, zu formulieren? Ich weiß es nicht, hoffe nur auf die Vermeidung weiterer Dauerstreitzustände wie in der letzten Woche, die mich noch immer reichlich ausgelaugt und angeschlagen zurücklässt, und überdies auf (künftig mehr) Verständnis dafür, dass und warum mir diese Absprache unter den gegebenen Umständen so wichtig ist.

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon Argentina1 » 22. Oktober 2013, 00:45

Hallo Jochen und Maria,
Ich habe mich wirklich lange nicht gemeldet und euch glaube ich auch noch nicht mal begrüßt aber ich lese oft mit und finde Marias Berichte immer sehr interessant. Ich war neulich schon nahe dran zu schreiben als ich von eurer Abmachung lass und sich mir persönlich alle Nackenhaare sträubten. Kurzum, bei mir haben solche Abmachungen NIE geklappt, im Gegenteil sie waren der größte Trigger für mich, der bis zu Hassgefühlen gegen meinen Partner ausuferte weil „er“ mich nicht trinken ließ. Es hat sogar einmal zu einer 3 wöchigen Trennung geführt weil ich den Druck und den ständigen Streit um das leidige Thema nicht mehr aushielt.
Außenstehende können sich glaube ich oft gar nicht ausmalen was Druck für uns bedeutet, damit meine ich nicht den Saufdruck, sondern von seiner Umwelt oder geliebten Personen unter Druck gesetzt zu werden. Es ist nicht so einfach wie man denkt und ich war und bin schon seit jeher ein totaler Trotztrinker!! Stell mich unter Druck – auch wenn lieb gemeint – dann artet das bei mir aus! Habe ich keinen Druck ist alles ok. Ich denke da geht es Maria ähnlich. Sie steht ohnehin schon wegen der „Therapie“ unter Druck, da braucht sie nicht noch zusätzlichen Druck von dir. Das meine ich jetzt nicht böse, aber ich erkenne mich da in Maria total wieder und wie gesagt es gab auch mal Zeiten wo ich mich eher getrennt hätte als das ich wegen „IHM“ zu trinken aufgehört hätte. Das funktioniert nicht, man hört erst auf zu trinken wenn man es selber will. UND Bac kann da oft paradox wirken, weil plötzlich kein SD mehr da ist, also fühlt man sich „sicherer“ (um nicht gesund zu sagen) und dann erscheint einem ein Glas/Flasche am Abend auch nicht mehr so schlimm, was es aber ist, ganz klar.
Noch mal, diese Option: Ich oder Wein finde ich persönlich ganz gefährlich und Beziehungstötend – das ist MEINE Meinung, es gibt sicher noch andere! Ihr „Normalos“ dürft auch nicht vergessen dass hinter dem Trinkverhalten eine Menge Gewöhnungssache steckt und sich das abzugewöhnen ist gar nicht so einfach.
Vielleicht überdenkt ihr die Sache doch noch mal und versucht einen anderen Weg zu finden, einen Weg der vor allem nichts mit Alk zu tun hat! Das Problem ist oft dass Alk der Lebensinhalt sowohl vom Süchtigen als auch vom Partner ist – logisch – und alles dreht sich nur noch darum. Mich hat das zermürbt! Sucht euch ein gemeinsames Hobby, macht Sport – danach ist jeder SD und TW WEG! Wieder rein ins Leben, das Leben leben!
Wie auch immer Maria, ich finde sie hat das bis jetzt alles ganz ok gemacht und es ist alles erst der ANFANG, gebt euch Zeit, habt Geduld!!!
Lg Argentina

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon KingsleyZissou » 22. Oktober 2013, 12:55


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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon KingsleyZissou » 22. Oktober 2013, 13:48

Ein kleiner Nachtrag vielleicht noch, damit das etwas klarer wird, worum es mir geht.

Ich glaube, was für Maria - widersprich mir, Liebste, wenn ich Dich fehldeute - gerade sehr stark wirkt, das ist der Wunsch nach einer Normalität, so etwas wie dem "gemeinsamen (unbelasteten) Glas Wein", einfach zum Genuss und zur Zweisamkeit. Das kann ich sehr gut verstehen, aber das ist für MICH (!) gerade so einfach nicht zugänglich. Am konkreten Beispiel gesprochen: hätte ich mich letzte Woche darauf eingelassen, wäre da für mich kein Genuss darin gewesen. Das gute Essen wäre mir im Halse stecken geblieben, den gemeinsamen Wein hätte ich ohne Genuss heruntergeschüttet. Das kann ja dann auch nicht die Lösung sein, es hätte die Stimmung des Abends letztlich auch vergiftet, und das muss jetzt auch einfach erstmal wieder wachsen, bis dieses Unbehagen schwindet und dieses Unbelastete für mich wieder in Reichweite kommt. Auch das braucht jetzt schlichtweg Zeit und Geduld und geht, unabhängig von objektiven Erfolgen und subjektivem Empfinden mit Bac, jetzt einfach nicht innerhalb von ein paar Tagen.

Dafür möchte ich, glaube ich, einfach ähnliches Verständnis, wie ich es den Kalamitäten der Sucht immer wieder entgegenbringen muss.

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon Gartenwoelfin » 22. Oktober 2013, 13:50

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Erst kommt der Wahn, dann die Größe. (Helmut Krausser)

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon Gartenwoelfin » 22. Oktober 2013, 13:53

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon Chinaski » 23. Oktober 2013, 15:46

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Re: Ein freundliches Hallo aus der Halbaußenperspektive

Beitragvon Argentina1 » 23. Oktober 2013, 16:41

Genial Chinaski!!!!!! [good] [good] [good] [good]

Lg, Argentina


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