Was wenn Bac. "ausfährt"...?

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Haddock
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Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon Haddock » 22. November 2010, 22:13

Hallo allerseits

Frage, die mich beschäftigt. Wenn ich Bac nehme (2x25mg ca. 9 Uhr morgens und 2x25mg Abends um 18.00 Uhr), dann funktioniert meine Abstinenz ganz gut und ich spüre keine nervenden Nebenwirkungen mehr. Aber; wenn die Wirkung jeweils nachlässt (ca. 6 Stunden später), dann kriege ich einen ziemlich eigenartiges Gefühl im Kopf; einen Bewegungsdrang in den Beinen und ein "schales" Körpfergefühl. Passiert das in der Nacht, also nehmen wir an, ich esse die 50mg um 20 Uhr, dann wache ich gegen 03.00 UIhr morgens auf und kann unmöglich wieder einschlafen. Naheligend, dass ich vielleicht anderst dosieren sollte; also z.Bsp. die Dosierungen über den Tag verteilen. Nur, wenn ich das tue, dann schlafe ich im Geschäft regelmässig fast ein, wenn ich die Mittagsportion nehme (auch wenn ich mittags nur 12mg nehme!). Deshalb habe ich mich auf morgen und abend beschränkt. Die erste Dosierung am Morgen hat eigenartigerweise keine ermüdende Wirkung, die ist sogar eher angenehm die um die Mittagszeit aber schon, die haut mich fast flach hin. Abends muss ich nicht zu spät dosieren, um das craving zu umgehen. Also bin ich etwas ratlos.

Kennt jemand das auch, dass die Nachlassende Wirkung von Bac. solche oder andere Symptome auslöst? Vielleicht sollte ich zusätzlich vor dem Schlafengehen noch zusätzlich was nehmen? Ich würde diese Art der Dosierung gerne beibehalten, da ich vor allem Abends gut damit fahre. Die 50mg in der Früh nehme ich nur, um die 100mg zu erreichen, damit kann ich recht gut (seit neuestem!) trocken bleiben.

LG, Haddock

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craving
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Re: Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon craving » 24. November 2010, 20:41

das ist ja eine sehr paradoxe Wirkung die Baclofen auf dich hat.

Ich nehme Baclofen 3 mal am Tag, jeweil 25mg.
Wobei ich das ganz ordentlich verteile.

8-9 Uhr 25mg
14-16 Uhr 25mg
21-23 Uhr 25mg

Ich halte mich nicht an genau stündliche Einnahmezeiten, daher immer eine Zeitspanne.

Baclofen hat eine Langzeit und eine Kurzzeitkomponente. Je länger du Baclofen einnimmst desto mehr kommt die Langzeitkomponente raus. Also ich merke von der Einnahme einer Dosis überhaupt nichts mehr, weil sich mein Körper dran gewöhnt hat und ich wahrscheinlich einen Art Steady-Ready Spiegel im Blut habe.

Wenn ich allerdings die Dosis reduziere dann merke ich das, und zwar nach 3-4 Tagen, was eben diese Langzeitkomponente ist.

Am besten verschiedene Kombinationen ausprobieren und sobald sich der Körper dran gewöhnt hat (kann auch 3-4 Wochen dauern!) ist das alles kein Problem mehr.

Viel Glück [good]
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Ringo
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Re: Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon Ringo » 24. November 2010, 21:34

Hallo Haddock, Craving und Ihr anderen,

im Moment dosiere ich genauso wie Craving, drei mal täglich 25 mg morgens, mittags und abends, wobei ich keine unmittelbaren Wirkungen verspüre.Allerdings: spätestens ab dritten Tag nach meinem Bacbeginn schlafe ich wie ein Bär bis heute, auch bei der jetzigen reduzierten Dosis.Tagesmüdigkeit habe ich bis heute nie gespürt, allerdings abends ab 20.00 Uhr als ich noch höher dosiert und die größte Ration abends genommen hatte. Vor Bac habe ich keine Nacht durchschlafen können. Jetzt ist alles normal, werde nicht vor 22.00 Uhr müde und kann problemlos bis zum Morgen durchschlafen.

Dass Du, Haddock, mit Deiner jetzigen Dosierung ohne Alk auskommst, ist ja schon ein großer Fortschritt; dass Du allerdings neuerdings ab 3.00 Uhr nicht mehr schlafen kannst, ist mir rätselhaft. Können nicht vielleicht auch andere Ursachen vorliegen?

Eigentlich würde ich zu einer möglichst gleichmäßigen über den ganzen Tag verteilten Einnahme raten mit etwas höherer
Dosierung am Abend. Wenn ich aber lese, dass Du mittags einzuschlafen drohst, wenn Du mittags eine Pille einwirfst, andererseits morgens 50 mg zu Dir nimmst ohne unter Müdigkeit zu leiden, ist das für mich das nächste Rätsel.

Tut mir leid, einen richtig guten Ratschlag kann ich nicht geben. Wahrscheinlich hat Craving recht: verschiedene Kombinationen ausprobieren. Craving ist ja wohl der von uns, der über die längsten Erfahrungen verfügt.

Haddock, halt´die Ohren steif; bleib dran.

Ringo
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Haddock
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Re: Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon Haddock » 24. November 2010, 22:25

Danke Ihr beiden!

Craving: Wie merkst Du das nach 3-4 Tagen, wenn Du die Dosis reduzierst??? Körperlich? Mehr craving???

Habe folgendes probiert und es scheint zu funzen: Ich nehme morgens 50mg, um 16Uhr 25mg, dann erst wieder um 23 Uhr (vor dem Schalfengehen) nochmals 25mg. Dann schlafe ich durch. Leider meldet sich somit mein craving wieder abends; werde also wieder 50mg nehmen VOR 20 Uhr (meiner Gefahrenzeit) und sukkzessive vor dem Schlafen gehen noch was nehmen und hochdosieren. Ziel ist es, überhaupt kein craving mehr zu haben, dann halte ich die Dosis und freue mich schon, damit runtergehen zu können. Hoffentlich.

LG's Haddock

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craving
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Re: Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon craving » 24. November 2010, 23:03

Alkohol reduziert die Angst. Viele Alkoholiker haben im Grunde eine Angststörung (was auch den meisten Ärzten bekannt ist).

In meiner ganzen Zeit mit Baclofen hatte ich nur 2 mal craving. Das war ca. 2 Monate nach dem ich aufgehört habe. Beide mal habe ich die Baclofendosis sehr schnell reduziert. (bin also auch selber Schuld!)

Später hatte ich nie wieder craving. Was passiert ist, ist, daß mein Gehirn verstanden hat, daß "Craving" eine Art direkter Lösungsansatz. Mein Körper hat verstanden, daß wenn ich Angst hatte (auch wenn mir das nicht offen bewußt war), daß die Lösung Alkohol ist. Im Grunde wenn der Körper nach Alkohol gecravt hat, wollte mir der Körper nur einen Lösungsvorschlag machen, der bis jetzt immer funktioniert hat.

Wenn ich mit der Baclofendosis runter gehe hab ich kein Craving nach Alkohol, sondern Angst. Trotz mehrerer Versuche Baclofen zu reduzieren konnte ich diese Angst nicht unter Kontrolle bringen und habe mich für den Moment damit abgefunden, da Baclofen mir keinen Schaden macht - die Dosis gleich bleibt und meine Lebenserwartung nicht senkt bleibe ich auch dabei.

Haddock - dein craving wird mit der Zeit besser. Du kannst das ganze etwas mehr einstellen mit wann du es nimmst.
Der Körper wird mit der Zeit erkennen, daß es unsinnig ist Alkohol zu wollen wenn Baclofen die Angst 24 Stunden am Tag bekämpft.

Wenn deine schlechte Phase am Abend ist, könntest du probieren am späteren Nachmittag eine Dosis zu nehmen. (16 uhr z.bsp.)

Generell würde ich für den Anfang eine hohe Dosis nehmen. Baclofen ist wirklich ein Segen und hilft, aber man muss es auch wirken lassen. Man sollte nicht zu sparsam damit umgehen, und Hochmut sollte vermieden werden. Theoretisch kann man trinken mit Baclofen - im Sinne von mal einen Schluck (und wirklich ein Schluck zum probieren bei der Freundin) von einem Bier oder Wein. Leider habe ich schon mehrere Baclofen Benutzer gesehen die wieder komplett in die Sucht gestolpert sind, weil es vielleicht zu einfach war mir Baclofen. Hier muss man aufpassen und sich selber vor Augen halten warum man aufgehört hat. Um nichts in der Welt würde ich das aufgeben wollen was mir Baclofen zurückgegeben hat. 315 Tage trocken! [cool]
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Re: Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon Ringo » 25. November 2010, 09:45

Hallo Kollegen,

ja, bei allem Bestreben, den Alkoholkonsum mit Bac zu reduzieren, bzw. zu vermeiden, kommt tatsächlich ein Aspekt etwas kurz:

die Ursache der Trinkerei: unbewältigte Aufgaben, Pendenzen, Partnerschaftsprobleme, berufliche Sorgen oder nennen wir sie schlicht Angst.

Mir scheint, dass die traditionelle Suchttherapie da ansetzt. Wenn die Ursache der Angst erkannt und beseitigt ist, schwindet auch das Bedürfnis nach dem "Angsthemmer" Alk.

Mit Bac sieht das etwas anders aus.Zwar wird der Bac-Konsum im Idealfall ärztlich und psychotherapeutisch begleitet, der Regelfall scheint das aber nicht zu sein. Die anderen vertrauen schlicht auf Bac und siehe da: es wirkt (meistens). Und was ist mit den Ursachen, die wir der Einfachheit halber Angst nennen wollen? Bleiben die bei der Bactherapie auf der Strecke?

Nach meinem Eindruck nur auf den ersten Blick. Ich kann wieder durchschlafen, bin morgens ausgeruht und frisch und überhaupt seit Anfang Oktober viel gelassener. Und jetzt wird auch der Kopf frei zur Reflektion. Meine Probleme haben viel mit beruflichem Dauerstress zu tun und siehe da, es finden sich neuerdings elegante Lösungen, während ich früher mit meinem falschen Freund aus dem Kühlschrank abgetaucht bin. Die Ursachenforschung kommt also nicht zu kurz, nur die Reihenfolge ist eine andere.

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Re: Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon Haddock » 25. November 2010, 20:30

Hm ja, das mit der Angst ist sehr interessant. Ich hätte da auch die eine und andere (Dauer-) Angst zu berichten. Allerdings glaube ich: Wenn man den Alk dem Kopf mal bekannt gemacht hat, dann verlangt er ja danach in bestimmten Situationen, wie craving ja schön beschreibt. Das nennt man dann wohl Suchtgedächnis. Und jetz isses vermutlich so, dass wir - die wir Akohol so kennen und vor allem unser "Kopf" ihn auch kennt und schätzt - wir nicht mehr so einfach vom Kollegen Alk wegkommen werden. Selbst wenn wir unsere Ängste auf ein "normales Niveau" auflösen könnten. Ich glaube, das unsereins immer mehr gefährdet ist, weil neue Ängste gehören zum Leben wie das Wasser auf dem Boden nach einem Regen. Blöd ist, dass wir unserem Körper/Geist den "Bruder" Alkohol vorgestellt haben. Er wird immer wieder nach seinem Besuch verlangen, ausser wir nehmen Bac.

Ich will hier niemanden entmutigen, aber ich mache mir somit keine Illusionen, dass ich mal ein Leben ohne Bac führen kann. Oder denkt Ihr das? Ich muss schon sagen, dass Bac tatsächlich ein Segen ist und ich überhaupt nicht vor habe, es abzusetzen. Aber wenn ich mir überlege, den Rest meines Lebens Bac nehmen zu müssen, dann beschäftigt mich dieser Gedanke dann doch etwas länger.

Wie geht es Euch dabei?

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Re: Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon craving » 26. November 2010, 11:20

Sehr interessante Ideen.

Die Regel, einmal ein Alkoholiker immer einer, hat sehr wahres. Wenn ich die Wirkung von Alkohol wieder spüren würde, dann würde ich wieder mehr davon trinken um meine Ängste zu beseitigen. Deshalb probiere ich auch nicht ob ich vielleicht doch wieder trinken kann.

Mein Geist hat sich schon sehr vom Alkohol erholt. Weil man einfach wieder anders im Leben steht, und je länger man vom Dämon weg ist, desto leichter ist es dann auch. Hier habe ich mir sicher einiges an Therapie erspart. Eine Therapie habe ich aber schon damals eine mögliche Option angesehen (zusammen mit Baclofen&AF) um auch noch den letzten Teil der Sucht auszumerzen.

Wie diese Ängste genau ausschauen sind bei jedem verschieden. Bei mir kommen besonders Existenzängste und Angst vor Veränderung raus. Das lustige ist, daß diese Ängste auf keiner realen Basis stehen, es sind abstrakte Ängst die realistisch betrachtet bei mir keinen Sinn machen.

Das mit dem ewig lang Baclofen nehme ist schwer zum akzeptieren. Ich starte immer mal wieder einen Versuch die Dosis zu reduzieren (so wie gestern eine 1/4 25mg Tablette weniger). Auf lange Sicht habe ich schon die Überlegung, daß ich die Dosis reduzieren kann.
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Re: Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon Ringo » 28. November 2010, 18:50

Hi Craving und alle anderen,

dauerhaft Bac, u. U. ein Leben lang, ist schwer zu akzeptieren? Hängt wahrscheinlich auch vom Lebensalter und anderen Umständen ab. Bin ein älteres Semester und will Euch nicht mit meinen übrigen Gebrechen langweilen,
bin jedoch ohnehin ständig auf Pillen angewiesen, da kommt es auf Bac auch nicht mehr an.

Tröstet Euch wahrscheinlich wenig, aber es gibt Schlimmeres, als zeitlebens täglich drei Pillen einzuwerfen, die kaum Nebenwirkungen haben, aber vor größerem Ungemach bewahren. Vielleicht geht es ja auch eines Tages ganz ohne. Bisher gibt es ja keine Erfahrungen, die über einen langjährigen Zeitraum gehen.

LG

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Re: Was wenn Bac. "ausfährt"...?

Beitragvon craving » 28. November 2010, 19:41

Hi Ringo,

Auch ohne Bac müsste ich jeden Tag Tabletten schlucken, aber halt nicht 3 mal am Tag.

An die 3 mal am Tag hab ich mich gut gewöhnt und es wäre schon eine Umstellung das zu ändern.

Also Bac lange (oder für immer nehmen) sehe ich nicht als eine Beeindrächtigung meines Lebens. Ich versuche nur mit so wenig wie möglich auszukommen, deshalb probier ich öfters die Dosis zu reduzieren.

Ich denke nicht, daß ich nochmals ein Leben ohne Baclofen führen werde. Mit einer geringeren Dosis - ja, komplett ohne, sehr unwahrscheinlich...
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