Hallo lagune1!
Herzlich willkommmen im Forum.
lagune1 hat geschrieben:meine erste frage : kann ich die typischen entzugssyntome wie zittern -schwitzen-unruhe auch mit baclofen abfangen? hat dort jemand erfahrung mit ? oder sollte ich mir Oxazepan oder ähnliches noch besorgen ?
Das kannst Du ja mit Benzodiazepinen auch nicht wirklich. Je nachdem, wie stark Deine Entzugserscheinungen sind, wird ein (Rest)zittern und ein (Rest)schwitzen bleiben. Einigermaßen "gut" gelingt das meiner Erfahrung nach nur mit Distraneurin (unter
stationärer Kontrolle !!!), aber das steht ja hier nicht zur Debatte.
Hier habe ich vor kurzem einen Fragebogen eingestellt, mit dem Du ungefähr die Schwere Deines Entzugs einschätzen kannst. Sind nur wenige Fragen auf der ersten Seite der PDF-Datei. Aber Du kannst damit erkennen, ob es vielleicht nicht doch besser wäre, sich professionell entgiften zu lassen.
Nachdem Du ja auf dem Gebiet schon einige Erfahrung hast, weißt Du wahrscheinlich selbst ganz gut, wie weit Du in der Selbstentgiftung gehen kannst.
Meines Wissens gibt es inzwischen einige Suchtambulanzen, die Baclofen bei AWS (alcohol withdrawal syndrome) einsetzen. In der Literatur sind die Ansichten (noch) gespalten: Liu & Wang (2011) haben verschiedene Untersuchungen zum Thema verglichen und kommen zum Schluss, dass die Beweislage nicht ausreichend ist, um eine Entscheidung "für" oder "wider" Baclofen beim Alkoholentzugssyndrom zu fällen. Wie so oft fordern sie weitere Studien.
Authors’ conclusions
The evidence of recommending baclofen for AWS is insufficient. More well designed RCTs are demanded to further prove its efficacy and safety.
Addolorato et al. (2006) testeten Baclofen im direkten Vergleich mit Diazepam und fanden heraus, dass die Erfolge - zumindest beim "unkomplizierten" Entzug - durchaus vergleichbar seien.
The efficacy of baclofen in treatment of uncomplicated AWS is comparable to that of the “gold standard” diazepam. These results suggest that baclofen may be considered as a new drug for treatment of uncomplicated AWS.
Ich selbst habe Baclofen noch nie als Mittel für den Entzug ausprobiert, kenne aber zwei Leute, die es versucht haben. Einer davon war begeistert, der andere griff lieber wieder auf Lorazepam zurück. Ich denke, dass Baclofen auch hier sehr interindividuell wirkt.
Wenn Du tatsächlich eine Selbstentgiftung mit Baclofen versuchen möchtest (und das auch sinnvoll ist, s. Fragebogen oben), würde ich den Alkohol nicht von heute auf morgen komplett runterfahren. Zumal das nach 5 Flaschen Bier und fast einer Flasche Wodka täglich nicht ganz ungefährlich ist.
Wie wäre es, wenn Du den Alkohol "vernünftig" reduzierst (evtl. den Wodka ganz weglassen - wenn möglich - und heute ab und zu ein Bier, ab morgen dann die Abstände zwischen den Bieren vergrößern) und parallel Baclofen aufdosierst. Mit dieser Methode haben wir hier eher Erfahrung, weil viele mit ihrer Baclofentherapie nicht abstinent beginnen (können) und auf diese Weise allmählich auf Baclofen "umschwenken".
Du hast schon 10 mg genommen, dann würde ich heute mittag eventuell nochmal 5 mg und heute abend auch nochmal 5 mg nehmen. 20 mg sind für den ersten Tag okay, zumal Du ja nach dieser Methode auch noch Alkohol konsumieren würdest.
Inwieweit sich Baclofen und Suboxone (Buprenorphin) vertragen, kann ich Dir nicht genau sagen (wenn's Dein Arzt schon nicht weiß...?!?). Laut
atd-Datenbank soll die ZNS-dämpfende Wirkung in Kombination mit Opioid-Analgetika (zu denen Buprenorphin ja gehört) verstärkt werden.
Da würde ich eher Probleme bei der gleichzeitigen Einnahme von Suboxone (Buprenorphin) und Benzos sehen, weil es da eventuell zu Ateminsuffizienz/Atemdepression kommen kann (s.
hier).
Gutes Gelingen einstweilen!
Papfl