hallo Ralph,
ich schicke nochmal vorweg, dass ich nur spekulieren kann, weil ich das Quartalstrinken nicht kenne, und auch bisher nirgends Baclofen-Nutzer gelesen habe, die über Erfahrungen berichtet haben. Ich kann das also nur logisch und mit etwas Phantasie angehen.
Grudsätzlich möchte ich das mal mit der Einnahme von Blutdrucksenkenden Mitteln vergleichen - da medikamentiert man auch langfristig, um auf ein gesundes Level zu kommen und schluckt die nicht, weil man fürchtet, man könne sich aufregen, also nur die Spitzen abzufedern.
Mit Baclofen baut man einen Spiegel auf, erreicht einen gewissen Sättigungsgrad, der neurologisch den Aufbau von Suchtdruck deutlich abschwächt.
Ist man über diesen Punkt bereits hinaus, trinkt man mit Bac genauso wie ohne. Es verschafft einem eine Gedankenpause zwischen Impuls und Tatausführung - (Gleichgültigkeitstheorie klammer ich mal aus, ist ja auch nicht Deine Baustelle zur Zeit).
Nach vier Monaten ganz ohne Alk und einem gemäßigten WE mit etwas BAC zu glauben, ich könnte mir ungebremst eine Biergartentour leisten.
Ich halte es für ziemlich normal und legitim, herumzuexperimentieren, was geht und was nicht geht.
Ich würde an Deiner Stelle nur nicht unterschätzen, was die Haltung gegenüber der Baclofeneinnahme ausmacht. "Ich trinke weiter wie bisher und Bac wirkt dann wie eine Art Rettungsschirm, funktioniert nicht. Bei einmaliger Einnahme schon mal gar nicht. Im gegenteil, dadurch, dass Du das Problem quasi an Bac delegierst, statt Dich selbst in die Pflicht zu nehmen, lässt Du jede Restkontrolle fahren, und dann macht Bac gleichgültig: allerdings gegenüber der Trinkerei und nicht gegenüber dem Alkohol.
Diese Erfahrung haben etliche im Forum schon gemacht, das ist einigermaßen empirisch.
Darum nochmal etwas zur Erwartungshaltung (s. Deine Aussage oben).
Kläre mal ab, ob Du
- nichts mehr Trinken willst
- zwar alle paar Monate was trinken willst, aber keine Exzesse passieren sollen.
- den Ausstieg nach einer Sauftour erleichtern möchtest, aber eigentlich alles bleiben kann, wie es ist.
1. Im ersten Fall hieße das, auch in "ungefährlichen" Zeiten eine niedrige Bac-Dosis durchzunehmen, und bei Aufkommen von Quartalsunruhe die Dosis langsam zu steigern, bis der Schub vorbei ist und dann langsam wieder abzudosieren. Keine Sprünge, das ist wichtig!
2. Im zweiten Fall ist m.E. Bac eher kontraproduktiv, da passiert ungefähr das, was Du erlebt hast. Du bist psychisch dann auf Abschießen eingestellt, und wenn man dem Trinkwunsch nachgibt, richtet Bac nicht mehr allzuviel aus.
Da bin ich mir aber nicht ganz sicher. Vielleicht funktioniert auch Methode 1, und Du trinkst weniger, wenn Du bac-mäßig eingestellt bist. Ausprobieren.
3. Baclofen erleichtert den Ausstieg aus Saufphasen insofern, dass die Entzugserscheinungen abgemildert werden, gerade auch depressive Verstimmungen und Unruhe, wegen der muskelentspannenden und angstlösenden Wirkung, die es auf viele hat. Vielleicht verkürzt es dann den Anlauf, den man braucht, um aufzuhören, weil man den Entzug nicht so fürchtet.
(An die Mapostel, die "Weitersaufen mit Bac" das allerletzte finden: Wer trinkt, schert sich wenig um Moral und darum, ob das jemand gut oder schlecht findet. Bac
wird teilweise so benutzt, da bin ich mir sehr sicher. Also kann man es auch erwähnen).
Grundsätzlich würde ich noch bedenken, dass Dein Entschluss, etwas am Trinkverhalten zu verändern, innere Widerstände auf den Plan rufen dürfte, was zu einer "Erstverschlimmerung" führen kann. Der Tag vor der Diät ist der Schlimmste, wenn Du verstehst, was ich meine.
Hast Du die
Phase denn jetzt hinter Dir?
Dann hättest Du bis zur nächsten genug Zeit, Dich körperlich und seelisch auf Baclofen einzustellen und Dir in Ruhe zu überlegen, wo die Reise eigentlich hingehen soll.
Lieben Gruß
Conny