Neuvorstellung von Julia

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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knopf
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Neuvorstellung von Julia

Beitragvon knopf » 14. Oktober 2016, 00:54

Hallo zusammen,

Mein Name ist Julia.Ich bin 34 Jahre und seit ca.2 Jahren Alkoholikerin.Ich führe ein,bis jetzt,normales Leben, aber mein Alkoholismus hat bereits ernsthafte Schäden hinterlassen.Ich bin verheiratet,Mutter eines (fast) 8 jährigen Sohnes und berufstätig.Nachdem mein Alkoholkonsum "außer Kontrolle" geraten ist,habe ich schnell versucht mir Hilfe zu holen.Ich habe Kontakt zur Suchtberatung hergestellt,war bei den AAs...Ich habe bis heute 2 Entgiftung hinter mir.Nach der ersten Entgiftung habe ich eine stationäre Kurzzeittherapie gemacht. Das war im Dezember des vergangenen Jahres.

Ich bin Ende Januar wieder nach Hause gekommen und seit dem schaffe ich es, keine körperliche Abhängigkeit zu entwickeln.Das heisst , ich schaffe es zwischen 1-3 Wochen nicht zu trinken. Ich kämpfe jedoch mit wiederkehrenden, situationsabhängigem Suchtdruck und wiederholten Rückfällen.Ich will nicht mehr trinken.Mein einziger Wunsch ist,dass dieser Albtraum endlich aufhört!! Ich habe mich eingehend über meine Suchterkrankung informiert.Dabei bin ich auf Baclofen gestoßen. Nun suche ich nach einem Arzt der es mir prinzipiell verschreiben würde.Meinen Hausarzt habe ich letztes Jahr über meine Erkrankung informiert und ihn gebeten,mir Baclofen zu verschreiben.Aufgrund mangelnder Indikation (in Bezug auf die derzeitige gesetzliche Situation) hat er mir erklärt,dass er es nicht könne.Ich Bitte deshalb in diesem Forum um Hilfe bzw. darum, mir einen Arzt zu nennen,der grundsätlich erstmal Erfahrung in der Behandlung mit Baclofen im Bezug auf Alkoholismus hat und es mir gegebenfalls verschreiben würde.

....LG,

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DonQuixote
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Re: Neuvorstellung von Julia

Beitragvon DonQuixote » 14. Oktober 2016, 21:50

Hallo Julia

Herzlich Willkommen in unserem Forum, schön, dass Du zu uns gefunden hast

Eins gleich mal vorneweg: Hut ab vor Deiner Leistung, Deinen Suchtdruck immer wieder mal für einige Wochen unterdrücken zu können. Dass es dann aber dann doch manchmal zu Rückfällen, oder sagen wir mal zu Vorfällen kommt, hat nicht mit Willensschwäche zu tun. Schuld daran ist das sog. Craving. Unser Beitrag über Craving erklärt einiges und kann auch so manches Schuld-, Scham- und Versagensgefühl nehmen bzw. relativieren.

"Sucht" hat zwei Komponenten. Und das wird in der traditionellen Suchttherapie oft "vergessen":

  • Den "Trinkzwang" (physisches Craving), gegen den Betroffene nichts tun können, weil es sich dabei um biochemische Vorgänge handelt, die durch eigenes Zutun nicht beeinflussbar sind und
  • den "Trinkdrang" (psychisches Craving), oft ausgelöst aus Mangel an Alternativen zum Alkohol, um bestimmte Gemütszustände zu erreichen (Belohnung, Entspannung, "Kick", Hochgefühl, Hemmungs- oder Angstlosigkeit etc.). Hier können Betroffene selbst aktiv werden, indem sie sich beispielsweise andere Strategien suchen, um sich zu belohnen, sich zu entspannen, Ängste abzubauen etc.
    --> verhaltenstherapeutische Ansätze.
Bei ersterem (physisches Craving) kann Baclofen helfen: Durch den jahrelangen Alkoholkonsum ist die Biochemie aus dem Gleichgewicht geraten. Das "Hirn" hat bezüglich des Suchtmittels in gewisser Weise ein Eigenleben entwickelt, das man willentlich nicht mehr beeinflussen kannst. Ständig wiederkehrendes Gedankenkreisen um Alkohol ist die Folge, bis man sich irgendwann auf gar nichts anderes mehr konzentrieren kann und letztlich trinken MUSS.

Dagegen kann man einen Tag, eine Woche, vielleicht auch Monat(e) ankämpfen, aber irgendwann holt einen der "alte Freund" doch wieder ein. Ganz abgesehen davon, dass so ein ständiger Kampf um die Abstinenz auch nicht gerade das ist, was man sich unter angenehmem Leben für gemeinhin so vorstellt.

Durch die entspannende, hemmende Wirkung von Baclofen kann im Idealfall das physische Craving eingedämmt werden, d. h. man muss nicht mehr ständig an Alkohol denken und gewinnt ein Stück weit seine Entscheidungsfreiheit zurück:

Aus dem Trinkzwang "Ich MUSS jetzt unbedingt etwas trinken, koste es was es wolle" wird ein "Ich KÖNNTE jetzt etwas trinken, kann's aber auch lassen oder auf später verschieben."

Baclofen "schlägt einem also das Glas nicht aus der Hand", aber es hilft dabei, wieder eigene Entscheidungen zu treffen und nicht mehr "fremdbestimmt" zu sein. Das ist ein wichtiger erster Baustein auf dem Weg aus der Abhängigkeit. Wenn das Denken nicht mehr ständig vom Suchtmittel bestimmt ist, wird der Kopf frei, um Maßnahmen gegen die andere Komponente des Cravings - den "Trinkdrang" (psychisches Craving) zu entwickeln.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist also

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen etc., die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - daher wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Wie man dabei am besten vorgeht, steht im Leitfaden für die Anwendung bzw. in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum, die sich als gute Orientierungshilfen erwiesen haben.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe mir bitte einfach eine Private Nachricht (PN)

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, mir kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Man liest sich also ...

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Re: Neuvorstellung von Julia

Beitragvon DonQuixote » 18. Oktober 2016, 23:37

Hallo Julia

Eine Mail mit Arztvorschlag ging soeben raus. Viel Erfolg bei Deiner Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote


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