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Was im Baclofen-Alltag so alles schief- oder gut läuft
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Einhornglitzer
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Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Hallo

Beitragvon Einhornglitzer » 28. Dezember 2019, 20:27

Hallo,

Ich möchte mich mal vorstellen, nachdem ich auf dieses Forum gestoßen bin und mir so einiges durchgelesen habe.
Vorab : ich habe eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung aufgrund von Missbrauch in der Kindheit sowie einiger spontaner Todesfälle und bin deshalb mit 35 berentet.
In letzter Zeit hat sich mein Alkoholkonsum soweit erhöht, dass ich gerne selber die Bremse ziehen möchte.
Seit im April meine Hündin und im Juli mein Vater starb, trinke ich Wein.. Meistens 1/2-1 Flasche am Tag inzwischen. Ich bin nie wirklich "betrunken", kriege meinen Alltag auf die Reihe, aber ich kann eben auch nicht mal sagen so, heute gibts mal nichts, dann habe ich das starke Gefühl, es fehlt was, bin unruhig etc
Das ist jetzt ca seit Ende August so und ich möchte das Ganze gern runter dosieren, bis ich dann bei 0 bin.
Mir ist klar dass das schwer wird. Dennoch möchte ich das machen.
Habe mich bei meiner Hausärztin letztens erst durchchecken lassen, bin körperlich kerngesund und meine Blutwerte sind alle top.
Ich kann nicht beurteilen, ob ich seit August wirklich körperlich abhängig geworden bin oder "nur" psychisch aber es geht so definitiv nicht weiter.
Hat jemand noch Tipps für mich? Ich habe vor, nachdem ich jetzt keinen Alkohol mehr im Haus habe, morgen vielleicht ein bier zu kaufen und es darauf runter zu schrauben und mich extrem abzulenken
Mit dem hund laufen etc.
Ich habe halt aufgrund meiner Grunderkrankung oft den drang, mich zu betäuben. Aber ich will das nicht mehr.
Ich will es zumindest wirklich versuchen, das allein zu schaffen. Wenn das nicht klappt suche ich mir auch Unterstützung.
Schön erstmal dasa ich hierher gefunden habe.
Liebe Grüße
Eva

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Lucidare
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Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Hallo

Beitragvon Lucidare » 29. Dezember 2019, 05:15

Hallo Einhornglitzer,

herzlich willkommen im Forum und danke, dass Du Deine Geschichte mit uns teilst. [hi_bye]

Einhornglitzer hat geschrieben:Ich habe halt aufgrund meiner Grunderkrankung oft den drang, mich zu betäuben. Aber ich will das nicht mehr.
Ich will es zumindest wirklich versuchen, das allein zu schaffen. Wenn das nicht klappt suche ich mir auch Unterstützung.


Eine posttraumatische Belastungsstörung ist oder kann schon sehr komplex sein. Dem Baclofen wird auch eine anxiolytische (angstlösende) zugeschrieben. Es kann eine gewisse "Grundruhe" erzeugen.

Meinst Du einen alleinigen Versuch mit Baclofen? Ich würde auf Grund deiner Vorgeschichte auf alle Fälle einen Arzt oder Ärztinn mit in's Boot nehmen.

Für Dich auch der Hinweis auf nützliche Texte zum Einstieg. Man muss nicht alles auf einmal lesen und wenn Fragen sind einfach fragen! :wink: Los geht es mit dem

Leitfaden für die Anwendung

Hier sei auf die Dosierungstabellen hingewiesen:

Dosierungstabellen

Diese sind recht konservativ gehalten, um Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen. Wenn man das Medikament gut verträgt, kann man u. U. auch schneller aufdosieren. Die Dosierung wirst Du dann aber auch gegebenfalls mit Deinem Arzt besprechen.

Craving und Die Rolle von Baclofen

Dort findest Du Näheres zum Thema Craving (Verlangen) und der Wirkungsweise von Baclofen.

Baclofen-Therapie vs. traditionelle Suchtbehandlung

erklärt den Unterschied zur traditionellen Suchttherapie und hier wird erkärt

warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet die Rubrik

Baclofen erste Schritte,

konkreter im

Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Die besten Erfolge erzielt man mit Baclofen, wenn man abstinent beginnt. Wer das nicht schafft, kann auch - vorausgesetzt, der tägliche Alkoholkonsum ist nicht zu hoch - zweigleisig fahren. Das heißt, den Alkohol langsam ausschleichen und Baclofen parallel dazu langsam gemäß Leitfaden für die Anwendung bzw. den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum einschleichen.

Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung oder die auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten oder das Craving verschwindet. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit oder ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes.

Dann auf dieser Stufe (bei der die ersten Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter [schritte] .

Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis. Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Arztadressen werden aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich herausgegeben. Daher möchte ich Dich bitten, unseren Administrator @DonQuixote mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Bis dahin alles Gute!
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne


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