Hallo Ihr Lieben,
ich mache mal eine kurze Pause vom Urlaub.
Zunächst ist bemerkenswert, dass argentina und ich unabhängig voneinander zeitgleich zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen sind:
Schluss mit Bac und dem ganzen "ich bin ein Alkoholiker -holt mich hier raus".
Anlass bei mir war, dass mein Bac-Doc sich für 3 Wochen in den Urlaub verabschiedet hat, und seine Stellvertretung nur meinte "Baclofen??? Ne, sowas verschreiben wir keinesfalls off-Label".
Gut, dass mir die Pillen nicht bei 180mg am Tag ausgehen, sondern bei 37,5mg, sonst hätte es sich was gehabt mit dem Ausschleichen
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Ich hab noch 375mg insgesamt und werd die jetzt runterfahren, mir noch ein ganz paar aufbewahren.
Ersatzweise weiterhin Passionsblume, Vitamin B und optimierte Nährstoffversorgung via Essen. Da hab ich Glück - ich mag so einiges, was gesund ist
Klicke-die-Klack hat es aber schon vor einer Woche gemacht, ich zitiere mal aus einer Mail an Willo:
Bei mir ist was Seltsames passiert.
Nach einem Erlebnis hatte ich mich mal wieder bei den Saufnixen gemeldet, um davon zu berichten:
http://www.nexusboard.net/showthread.ph ... showpage=3 Darauf hin hat sich, Sommerloch sei Dank, die ganze Bande wie ein Hornissenschwarm auf mich gestürzt, da könn sie nix für, das ist ihre Natur.
Jedenfalls ging da ein ganzes Wochenende bei drauf.
Mich hat diese Wiederholung des Suchtgedächtnis-Mantras und der Einmal Alki- immer Alki, gibt nur nass oder Trocken so auf die Palme gebracht, dass ich es endlich getan habe:
Ich habe BESCHLOSSEN, dass diese miese kleine Selffulfilling-Prophecy in meinem Universum nicht stattfindet. Ich bin nicht alkoholabhängig - ich habe lediglich schlechte Gewohnheiten bis zum Exzess ausgeübt.
Das war mein Klick-Schalter, nicht Bac, sondern der Klick im Kopf. Der Standpunkt-Text war da außerordentlich hilfreich.
Ich kann jederzeit Trinken, wie ich will, oder nichts trinken, wenn ich will.
Bis jetzt (zwei Tage) funktioniert das hervorragend. Hier gemeint im Sinne von Nicht-Trinken, wenn ich nicht will
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))
Was soll eigentlich dieses ominöse "Craving" sein?
Es ist ein Herausfallen aus seiner Mitte, der Verlust der Verortung, sonst gar nichts.
Ich habe heute nach einem Jahr auch den Aufraff mit der Lauferei hinbekommen. War super.
Du siehst, ich musste nur die hilfreichsten meiner Schatten-Eigenschaften integrieren (Rechthaberei, Stolz, Starrsinn, Egozentrik und Arroganz) und schon läuft der Hase.
Es bleibt zur Zeit bei einem Bier am Abend, ab nächster Woche werde ich noch locker einige trinkfreie Abende zusätzlich einflechten. Ich schätze, bis zur vollständigen Wahlfreiheit
Frei sind wir dann, wenn wir jederzeit an jedem Ort in jeder Situation wieder das Glas heben, oder stehen lassen können. Und das Glas sein Lebtag immer wieder stehen zu lassen, ist eine respektable Entscheidung, aber nicht conditio sine qua non.
braucht es noch etwas Zeit, Geduld und viel Eigenarbeit, aber ich bin mir sicher, dass ich das hinbekomme.
Ich fühle mich, wie argentina, wie von der schweren Last befreit, nur noch in mg und cl zu denken, statt auf das Wesentliche zu achten: Auf mich und meine Befindlichkeit.
Und da ist mir auch klargeworden, warum das mit Bac und mir nicht so recht harmonieren wollte.
Ursächlich leide ich unter einer "Abspaltung von Kopfgehirn und Bauchgehirn" (ich nenn das jetzt mal so), wenn mein Bauch meldete "Falsch, nix gut, Aua" konnte ich dem Stress in meiner Ohnmacht nicht mit "Angriff" begegnen, sondern nur mit Flucht, mit Ruhigstellung. Kopf ausschalten, dann merkst Du einfach nicht mehr, wie verquer alles läuft und wie mies Du Dich fühlst.
Mit Essen , mit Alkohol und zuletzt mit Baclofen: Hauptsache "Ruhe da oben"
Mein Körper hielt das aber für keine so gute Idee und macht sich mit Dauerübelkeit bemerkbar (das hatte ich auch schon als Teenager oft), meine Ruhigstelltricks wirken nicht mehr, oder erst nach dem völligen Knock-out
![wacko [wacko]](https://forum-baclofen.com/images/smilies/wacko3.gif)
- und dann nur mit kürzer werdender Halbwertzeit.
Also: Schluss mit der Symptomdoktorei und beherzt ran an die Ursachen.
Kopf und Bauch haben die Gespräche wieder aufgenommen, alles nur noch eine Frage der Diplomatie.
Pervöltz Textauszug, den ich gepostet hatte, war das Puzzleteilchen das mir noch fehlte:
Prozess. Solchen Standpunkt kann ich nicht annehmen, als etwas, das von außen an mich herangetragen wird, sondern ich muss ihn selbst und in mir finden, in meinen Knochen, in meinen Organen, in meinen Gefühlen. In meinem Denken. In den Wiederholungen meiner Geschichte.
Erleichterung. Mit der Zeit werden sich dann alle meine Entscheidungen nach dieser Mitte hin ausrichten. Kein Ereignis, kein Entschluss steht mehr gesondert für sich im leeren Raum. Alles ist in lebendiger Verbindung zum jeweilig zentralen Sinn meines Lebens, den ich mir selbst gegeben habe.
Damit habe ich auch das Rätsel um die "Trinkabsicht" für mich gelöst:
Führt mich dieses Glas näher zu meiner Mitte, oder entfernt es mich davon? Glaubt mir, da bleiben viele Gläser ungetrunken. [Edit: Und die Unterscheidung ist für mich ganz einfach: Ist der Trinkwunsch verbunden mit der Absicht, den Weg hin zum Wohlgefühl abzukürzen? Dann stehen lassen]
"Craving" ist tatsächlich nicht das Verlangen nach Alkohol, sondern danach, sich mit sich selbst wohlzufühlen.
Da ist jetzt natürlich etwas mehr Kreativität gefragt
Ich werde beizeiten berichten, ob mein eingeschlagener Weg nur ein eintagsfliegenverdächtiger "dirty-trick-of-mind" ist, oder Wochen, Monate und Jahre Bestand hat.
Bin selbst gespannt,
liebe Grüße
Conny