Alkohol und Baclofen greifen beide (unter anderem) ins GABA-System ein. Alkohol wirkt dabei an den GABA-A-Rezeptoren (das sind die, bei denen eine Toleranzentwicklung - also eine Abhängigkeit - entstehen kann). Baclofen als GABA-B-Agonist wirkt - wie der Name schon sagt - an den GABA-B-Rezeptoren (das sind die ohne Toleranzentwicklung).
Angenommen, ich trinke einen Liter Wein (und "befriedige" damit meine GABA-A-Rezeptoren) und schlucke gleichzeitig 75 mg Baclofen (die am GABA-B-Rezeptor "hängen"). Dann greift das Hirn zuallererst auf GABA-A (also auf den Alkohol) zu (das hängt vereinfacht gesagt damit zusammen, dass die "Verarbeitungsprozesse" dort schneller verlaufen - GABA-B ist etwas "träger").
Ich "genieße" also - je nach Toleranz - eine gewisse Zeit lang die "Entspannung" und den "Rausch", die ich durch die Flasche Wein erfahre. Lassen diese nach, fängt mein Hirn wieder an zu suchen. GABA-A ist leer, also greift es auf GABA-B zurück. Dort ist aber in der Zwischenzeit leider auch nichts mehr, weil die 75 mg Baclofen in etwa gleich schnell abgebaut wurden, wie die Flasche Wein. Wenn ich jetzt in GABA-B mehr als "nur" 75 mg Baclofen geparkt hatte, dann kann mein Hirn den verbleibenden Rest erst noch verarbeiten, bevor es wieder "Nachschub" braucht.
Spätestens dann muss ich wieder einen der beiden Rezeptoren "auffüllen". Und das Spiel beginnt von vorn. Dass dem "Hirn" dabei der GABA-A-Rezeptor "lieber" ist als der trägere GABA-B hängt nicht nur mit den schnelleren Verarbeitungsprozessen zusammen, sondern auch mit dem Umstand, dass der Alkohol an GABA-A mich - im Gegensatz zu Baclofen - in einen Rauschzustand versetzt. Und eigentlich ist es ja oftmals auch genau das, was wir suchen: Nicht die Entspannung allein, sondern die Dröhnung .
Was jetzt so harmlos klingt, kann mitunter ganz schön gefährlich werden: Alkohol und Baclofen vertragen sich halt nicht besonders gut. Wenn man von beidem zu viel konsumiert, kann einen das ganz schön aus der Bahn werfen (Halluzinationen, Delir, Psychosen etc. nicht ausgeschlossen).
Um auf Deine Ausgangsfrage zurück zu kommen: Klar kann man auch unter Baclofen rückfällig werden. Das hat ja zwei Gesichter, einmal auf physischer und einmal auf psychischer Ebene. Dann gilt im Grunde das gleiche, wie bei Rückfällen allgemein: Möglichst rasch überlegen, wie man am besten zur Abstinenz zurück finden kann. Bei heftigen Rückfällen über eine stationäre Entgiftung, wenn es sich "lediglich" um einen feuchtfröhlichen Abend oder ein Wochenende mit Alkoholkonsum "in Maßen" handelte, kann man das manchmal auch selbst wieder runterschrauben.
Unterm Strich bleibt festzuhalten: Alkohol und Baclofen sind biochemische Gegenspieler, wobei Baclofen gegenüber Alkohol immer den Kürzeren zieht. Oder anders ausgedrückt: Baclofen kann seine Wirkung erst dann wieder entfalten, wenn der Alkohol komplett weg bzw. drastisch reduziert ist.
Baclofen wird übrigens auch zur Entgiftung eingesetzt und zeigte dabei . Deshalb ist es mitunter auch etwas leichter, einen Rückfall zu beenden, wenn dieser unter Baclofen statt gefunden hat. Einfach, weil man schon an eine bestimmte Baclofendosis (Erhaltungsdosis) gewohnt ist und nicht mühsam langsam aufdosieren muss, bis das physische Craving nachlässt.
Ich hoffe, ich hab's einigermaßen verständlich erklärt (mitlesende Mediziner mögen mir die Vereinfachung bitte nachsehen), ansonsten bitte gerne nochmal nachhaken... .
LG PapflStatistik: Verfasst von Papfl — 15. September 2015, 19:55
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