Toll, dass Baclofen bei Dir so gut anschlägt. Und @Chinaski hat natürlich recht: Das Argument, Baclofen mache süchtig, ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Und ich möchte ja nicht wissen, was Dein Hausarzt und der Neurologe sonst so für Medikamente (außerhalb der Zulassung) verschreiben. Das ist in der Medizin gängige Praxis. Aber Nein, es handelt sich hier ja um einen Süchtigen, und die sollen für Ihre Genesung bitteschön auch leiden, und es ist ja sowieso anzunehmen, dass die da selbst dran schuld sind. Eine Attitüde, welche man in der Gesellschaft leider sehr oft, und manchmal sogar auch bei Ärzten und Therapeuten antrifft.
Zunächst mal ist wichtig zu wissen, dass Deine Abhängigkeit nichts mit Willensschwäche oder fehlender Disziplin etc. zu tun hat. Schuld daran ist das sog. Craving. Unser erklärt einiges und kann auch so manches Schuld-, Scham- und Versagensgefühl nehmen bzw. relativieren.
Hier setzt Baclofen an. Aber Baclofen ist keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen und rückfällig werden, eindämmen. Es schlägt einem das Glas aber nicht aus der Hand. Vielmehr kann es Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben:
Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.
Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger
. Weil ich nicht genau weiß, wie weit Du schon in der Materie "drin" steckst, sind hier zunächst mal ein paar Links mit Informationen zu Baclofen:
Einen ersten Überblick rund um das Medikament findest Du in unserer Rubrik , konkreter im und . Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel , den man auch finden kann. Genaueres zur Dosierung und Therapie steht im .
Eine Arztempfehlung habe ich soeben per Mail an Dich auf den Weg gebracht. Dort könnte es aber auch zu Wartefristen von zwei bis drei Wochen kommen. Keine Ahnung, da musst Du halt fragen.
Nochmal zurück zu Deinem bisherigen Arzt und zum Absetzen des Medikaments. Mache Deinem Arzt eindringlichst klar, dass die Dosis langsam ausgeschlichen werden müsse und auf keinen Fall abrupt abgesetzt werden dürfe. Mache ihm klar, dass Du dieses vorgeschriebene ausschleichende Absetzen über zwei bis drei Wochen gerne machen werdest, dazu benötigst Du jedoch ein Rezept für eine zusätzliche Schachtel Baclofen. Das würde Dir schon mal etwas Luft verschaffen.
Nachfolgendes jetzt mal nur unter uns: Bei der relativ kurzen Anwendungsdauer und der nicht sehr hohen Dosierung (40 mg / Tag), ist die Wahrscheinlichkeit eigentlich sehr klein, dass da beim zu schnellen Absetzen etwas passiert. Mit noch 10 Tabletten bleibt Dir ja nichts anderes übrig als die tägliche Verringerung von 40 auf 30 / 20 / 10 mg/Tag. Mache Deinem Arzt aber trotzdem klar, dass er die „Verantwortung übernehmen“ müsse, wenn das Absetzen nicht wie vorgeschrieben erfolge und bestehe auf ein zusätzliches (letztes) Rezept.
Viel Erfolg und nur keine Panik wünscht
DonQuixoteStatistik: Verfasst von DonQuixote — 17. November 2016, 20:55
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