Schön, dass Du zu uns gefunden hast, und lieben Dank für Deine Vorstellung!
In einem (mit-)trinkenden Umfeld ist ein vernünftiger Umgang mit Alkohol natürlich doppelt schwer, die Belastung durch ein Kind mit ADHS ist auch nicht ohne, und die Probleme zu lösen, die man heute mit Alkohol ausblendet, fällt morgen doppelt schwer. Das ist dann gern und oft der Trinkgrund für morgen, das kennen wohl die meisten von uns.
Ich freue mich, dass Du Dich für einen Versuch mit Baclofen entschieden hast und möchte Dir die wichtigsten Informationen zusammenfassen:
diese - wichtigsten - Informationen zu Baclofen findest Du
Für den Anfang besonders wichtig und hilfreich daraus sind:
- der (herausgegeben von sechs französischen Ärzten auf Basis der Erfahrungen mit rund 1.500 Baclofen-Patienten)
- eine
- ein Artikel aus der
Ganz grundsätzlich gilt: obwohl es theoretisch möglich ist, sich Baclofen auch über das Internet zu besorgen, empfehlen wir dringend, wenn irgend möglich, einen Arzt hinzuzuziehen und sich das verschreibungspflichtige Medikament Baclofen tatsächlich auch verschreiben zu lassen!
Die Vorteile liegen auf der Hand: man hat einen verlässlichen Ansprechpartner bei Fragen und Problemen, die Versorgung mit einem Medikament, das man nicht abrupt absetzen darf, ist gesichert, der Arzt lernt vielleicht auch noch was hinzu und empfiehlt im besten Falle Baclofen bei seinem nächsten abhängigen Patienten von sich aus, und billiger und sicherer ist es auch noch.
Wenn Dein Hausarzt, den Du zu allererst darauf ansprechen solltest, Dir nicht weiterhelfen kann oder will, können wir Dir auch Ärzte empfehlen, die erfahrungsgemäß einer Baclofen-Behandlung offen, oder zumindest nicht ablehnend, gegenüberstehen.
Dazu unter Angabe Deiner Postleitzahl, er wird Dir dann aus unserer eine oder mehrere Adressen für mögliche Ansprechpartner nennen. Das geht üblicherweise sehr schnell. Da DonQuixote aber, wie wir alle hier, das Forum in seiner Freizeit betreut, kann es auch mal ein oder zwei Tage dauern, bis Du Antwort bekommst.
Solltest Du in der Zeit keine Antwort bekommen, melde Dich bitte nochmal im Forum.
Bitte denke daran, dass die meisten Ärzte und Ärztinnen es mögen, wenn gerade ihre Suchtpatienten einen Veränderungswillen demonstrieren und sich mit ihrer Erkrankung auseinadersetzen! Deine Bereitschaft dazu kann eine große Hilfe dabei sein, Baclofen auch tatsächlich verschrieben zu bekommen. Aber niemand - auch Dein Arzt nicht - findet es toll, wenn jemand ihm seinen Beruf erklärt! Sei informiert, aber nicht besserwisserisch in der Kommunikation mit Deinem Arzt.
Zu Deiner Baclofen-Therapie:
Beachte dabei bitte immer: was Dein Arzt oder Deine Ärztin Dir sagt, ist für Dich erst mal wichtiger, als alles, was irgend jemand in einem Internet-Forum sagt. Das gilt auch für dieses Forum und auch für diese Begrüßung!
Oberstes Ziel der Baclofen-Behandlung ist, Dein , also das Verlangen nach Alkohol, zu vermindern oder günstigstenfalls ganz zu beseitigen.
Unten in diesem Beitrag findest Du ein Dosierungsschema, das auf dem französischen Leitfaden basiert.
Wenn Du zu Hause - und nicht in einer Klinik - bist und Baclofen über Deinen Hausarzt oder einen anderen Arzt verschrieben bekommst, beginnst Du am besten erst mal ganz langsam und aufmerksam in Anlehnung an dieses Schema.
Das ist mit seinen Erhöhungen alle 5 Tage sehr konservativ gehalten. Wenn Du das Medikament gut verträgst, kannst Du am Anfang auch schon alle 3 Tage eine Stufe weiterspringen. Geh' bitte nicht noch schneller voran, auch dann nicht, wenn Du das Medikament gut verträgst! Baclofen kann unter fortwährender ärztlicher Kontrolle - z.B. in einer Klinik - auch schneller aufdosiert werden, aber bitte nur unter diesen Bedingungen, nicht auf eigene Faust! Baclofen ist ein sehr sicheres Medikament, aber es ist ein Medikament, kein Spielzeug!
Baclofen wird meist als 10 mg oder als 25 mg Tablette verschrieben. Wenn Du 10-mg-Tabletten hast, sind die Schritte in jeweils 5 mg unterteilt (also immer eine halbe Tablette), wenn Du 25-mg-Tabletten hast, in jeweils 6,25 mg (also immer eine Viertel Tablette).
Wichtig ist, dass Du Dich selbst beobachtest. Wie ist es um das Craving bestellt? Gibt es irgendwelche unangenehmen Arzneimittelwirkungen (UAW, umgangssprachlich: Nebenwirkungen)?
Es kann zum Beispiel sein, dass Du nach zwei bis drei Wochen bei 40 mg/Tag noch gar keine UAWs hattest, aber das Craving schon komplett weg ist. Bingo! Dann wärst Du ohne große Umwege am Ziel. Deine Erhaltungsdosis wäre dann bei +/- 40 mg/Tag.
Kann aber auch sein, dass Du bei diesen beispielhaft genannten 40 mg/Tag immer noch Craving verspürst, aber die Nebenwirkungen von Baclofen (in erster Linie Müdigkeit oder auch andere, im Beipackzettel (link) genannte) erst mal einen Zwischenstopp fordern. Dann heißt es, ein paar Tage länger auf dieser Stufe zu bleiben. Meist verschwinden die Nebenwirkungen nach etwa einer Woche wieder.
Wenn Du dann immer noch Craving verspürst, solltest Du - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind – langsam und nach Schema - weiter aufdosieren.
Irgendwann kommst Du dann an einen Punkt, an dem entweder das Craving verschwindet, oder die Nebenwirkungen auch nach zwei Wochen noch nicht nachlassen. Irgendwo da liegt dann Deine Erhaltungsdosis.
Zusatzinformation zu Deiner Therapie:
Wenn Du Dich hier durch das Forum oder die allgemeine Diskussion zum Thema Baclofen gegen Alkoholabhängigkeit liest, dann wirst Du feststellen, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, wie die Baclofen-Therapie genau gestaltet werden sollte.
Es gibt eine „französische“ Variante. Die Idee der Baclofen-Behandlung stammt ursprünglich vom französischen Kardiologen Dr. Olivier Ameisen. Er ist der "Patient Nr.1 und hat seinen Weg in dem Buch ausführlich beschrieben (lesenswert!). Die Baclofen-Therapie ist in Frankreich ein paar Jahre länger bekannt als in Deutschland. Das ist auch die Therapie, wie sie im oben genannten „Leitfaden“ dargestellt ist: der Patient muss zu Beginn nicht unbedingt abstinent sein und die dauerhafte Abstinenz ist auch nicht mehr das Ziel der Behandlung.
Und es gibt die „deutsche“ Variante: der Patient beginnt möglichst abstinent (z.B. nach stationärer Entgiftung), oder versucht, den Alkoholkonsum binnen etwa 14 Tagen auf null zu reduzieren, und das Therapieziel ist die zufrieden Abstinenz.
Dieser Weg wird in Deutschland von den Ärzten eher unterstützt, zudem ist er sicherer in der Anwendung, da die Kombination von Baclofen und Alkohol zur Verstärkung der UAW kommen kann.
Aber egal, welchen Weg Du für Dich wählst: nach heutigem Wissen hilft Baclofen so gut gegen Craving, dass etwa 50% der Anwender dauerhaft abstinent leben, etwa 25% der Anwender dauerhaft sehr viel weniger trinken und nur etwa weitere 25% nicht dauerhaft von Baclofen profitieren können.
Wenn Du Dich für Studien, Zahlen und Fakten über Baclofen interessierst, kannst Du im eine Fülle an weiterreichenden Informationen, Studien etc. finden.
Das alles klingt jetzt komplizierter, als es in Wirklichkeit ist.
Das Forum - und Deine Ärztin oder vielleicht auch Dein Therapeut - sind ja auch noch da, wenn es Fragen oder Probleme gibt!
Ganz allgemein gilt: hab’ Geduld mit Dir! Eine Sucht, die sich über Jahre, oft Jahrzehnte, ausgebildet hat, mit all’ ihren körperlichen und seelischen Folgen, die verschwindet nicht über Nacht. Auch nicht mit Baclofen.
Zudem ist es wichtig, dass Du Dir immer wieder klar machst: Baclofen beseitigt Craving. Es kittet keine kaputten Beziehungen, es macht eine schlechte Kindheit nicht wieder gut, es macht aus einem miesen Job keinen tollen, aus Arbeitslosigkeit keine Festanstellung und wenn es Dinge gibt, über die Du dringend reden möchtest, wird es Dir nicht antworten.
Baclofen kann Dir "nur" den Kopf frei machen, dafür, diese Dinge - die Auslöser Deiner Abhängigkeit - in Ruhe, und nüchtern, selbst anzugehen.
Mach’ das, nutze diese Chance! Wo es geht, helfen wir Dir dabei. Und selbst wenn Du zu den wenigen gehörst, denen Baclofen auch auf längere Sicht tatsächlich nicht hilft, sind wir immer noch für Dich da.
Viele Grüße und viel Erfolg bei Deinem Weg aus der Sucht wünscht Dir
WilloTse
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Statistik: Verfasst von WilloTse — 2. November 2015, 13:26
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