Es ist lobenswert, dass Du Dich für Deinen Partner informieren und ihm helfen möchtest, aber "Krankheitseinsicht" beim Betroffenen ist eben gerade bei Abhängigkeitserkrankungen die Grundvoraussetzung schlechthin für eine wie auch immer geartete Therapie.
Wenn ein Partner in einer Beziehung das "Unheil" kommen sieht, während der andere eventuelle Probleme negiert, führt das sehr oft zu Spannungen. Deshalb mein Rat vorneweg: Pass' (auch) auf Dich auf.
Es ist sicherlich sinnvoll, sich vorab zu informieren, damit man für den Tag X (den Tag der "Einsicht") gewappnet ist, aber die Zeit bis dahin ist nicht immer einfach. Zumal Du schreibst, dass Dein Partner "leider auch schon einen vollständigen Kontrollverlust hatte", wobei ich Dich hier so verstehe, dass Du damit meinst, er hat die Kontrolle über sich verloren, wurde aggressiv, ausfallend...meintest Du es so?
In der Suchttherapie ist Kontrollverlust etwas anderes: Er bezieht sich auf die Trinkmenge, d.h. der Betroffene hat keinen Einfluss mehr darauf, wie viel er trinkt. Er trinkt dann mehr, als er ursprünglich trinken wollte, hat Schwierigkeiten, die Trinkmenge zu kontrollieren. Aber das nur am Rande zum Verständnis.
Ich lese aus Deinen Zeilen auch, dass Dein Partner bislang wohl noch gar keine Versuche unternommen hat (auch nicht jenseits von Baclofen), gegen seine etwas zu unternehmen.
Warst Du schon mal bei einer Suchtberatungsstelle und hast Dich dort über die klassischen Möglichkeiten einer Therapie informiert? Das wäre vielleicht - zusätzlich zu den Infos hier im Forum - auch ganz hilfreich. Schon, um den Mehrwert von Baclofen einschätzen zu können.
Ein bisschen Hintergrundwissen zur Krankheit, ein paar psychotherapeutische Ansätze etc. wären schon nützlich, damit eine Therapie mit Baclofen größere Erfolgschancen hat.
Optimal ist meiner Erfahrung nach immer ein "qualifizierter" Entzug, d.h. eine Woche Entgiftung vom Alkohol mit Hilfe von Benzos oder Distraneurin und daran anknüpfend +/- zwei Wochen mit ersten therapeutisch-motivierenden Inhalten zur Erkrankung und dem Umgang damit - in der Regel stationär.
An allererster Stelle aber - und da schließt sich der Kreis - steht die Einsicht: Ich habe ein Problem.
Beste Grüße
PapflStatistik: Verfasst von Papfl — 5. November 2014, 13:08
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