donyman sucht einen arzt für seine frau

[donyman]

hallo an alle foristen,

meine frau ist in folge einer ptbs seit ca. 12 jahren alkoholkrank. sie hat etwa 5-6 qualifizierte entgiftungen, 3-4 ambulante psychotherapien und in diesem jahr einen 8-wöchigen aufenthalt zur entwöhnung in einer Oberberg-klinik hinter sich. länger als zu 2-3 wochen abstinenz hat nichts davon geführt.

der aktuelle rückfall ist nun so krass, dass sie einen permanenten pegel von über drei promille hat. die gescheiterten versuche haben zudem dazu geführt, dass sie keinerlei vertrauen mehr in die "klassischen" methoden hat.

ich bin bei meinen recherchen vor einiger zeit auf Dr. Ameisen und Baclofen gestoßen. meine frau zeigt fast genau die gleiche angst -> sucht -> angst problematik, wie er sie von sich beschreibt.

ich habe ihr in einem klareren moment davon erzählt und sie würde gerne mit einem arzt, der mit der therapie erfahrung hat kontakt aufnehmen. ihr zustand lässt aber eine eigene internet-recherche im moment nicht zu, daher helfe ich ihr dabei.

ich hoffe, ihr helft mir trotzdem weiter auf der suche nach einem arzt, obwohl ich nicht selbst betroffen bin.

lg

donyman

[DonQuixote]

Hallo Donyman

Toll, dass Du Dich so für Deine Frau einsetzt. Solche „Suchtkarrieren“ lassen allerdings Angehörige oft ratlos zurück, das ist wahr. Vor allem, wenn schon unzählige Versuche unternommen wurden, aus dieser Negativspirale auszubrechen. Die Therapie mit Baclofen kann in diesem Sinne einen Neuanfang bedeuten. Was die Baclofen-Therapie von einer „herkömmlichen“ Suchtbehandlung unterscheidet, hat unser @Papfl in einem eigenen Beitrag sehr gut dargestellt.

Weil ich nicht genau weiß, wie weit Du schon in der Materie „drin“ steckst, sind hier zunächst mal ein paar Links mit Informationen zu Baclofen:

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Und einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unserer Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Genaueres zur Dosierung und Therapie steht im Leitfaden für die Anwendung.

Es wäre sicher von Vorteil, wenn Du das eine oder andere Papier ausdruckst und Deiner Frau zum Lesen gibst. Denn SIE muss motiviert sein, SIE muss einen Nutzen in der Therapie sehen, SIE muss für sich noch neue Lebensperspektiven erkennen. Wenn dieser Wille bei Deiner Mutter da ist, dann macht eine Behandlung mit Baclofen Sinn.

Wir führen eine Liste mit ca. 100 Baclofen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit verschreibenden Ärzten in ganz Deutschland. Schreibe mir doch bitte ganz diskret per PN (Private Nachricht) wo Ihr wohnt, dann kann ich nachschauen, welcher Arzt in Eurer Region für Euch in Frage kommt.

DonQuixote

[donyman]

hallo DonQixote,

vielen dank für deine freundliche und schnelle antwort. ihr macht wirklich eine tolle arbeit mit diesem forum. leider ist die versorgung alkoholkranker menschen ansonsten bei uns ja eher katastrophal (zu wenig therapeuten, therapieplätze, sich verweigernde kranken- und rentenkassen etc., etc.). aber wem sage ich das.

ich habe mich schon relativ gut in das thema baclofen eingelesen. wirkweise und -mechanismus erscheinen mir absolut plausibel, weswegen es mich wundert, dass nicht schon mehr ärzte das thema positiv aufgegriffen haben. dass seitens der pharma-industrie kein interesse besteht, ist ja in unserem system fast zwangsläufig.

ich lebe mit meiner frau in ****. ich hoffe, ihr habt einen kontakt in unserer region.

ich hoffe, ich kann mit den infos meine frau motivieren. interessant wäre evtl. noch etwas zum thema "baclofen ohne entzug". meiner frau fehlt derzeit (auch aufgrund einer angststörung) der antrieb, sich zur entgiftung in eine klinik zu begeben. und aufgrund ihrer vorgeschichte trauen die ärzte sich auch nicht, sie ambulant zu entgiften.

ich wünsche dir und euch in jedem fall weiter viel energie für dieses wichtige projekt und werde so oder so über die erfahrungen und den verlauf berichten.

lg

donyman

[DonQuixote]

Hallo Donyman

Baclofen hat sich in einfachen Fällen für die Milderung von Entzugserscheinungen auch schon als gleichwertig im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten erwiesen. Es kommt halt jetzt darauf an, wie „schlimm“ es um Deine Frau steht.

Man kann die Baclofen-Therapie auch so angehen, dass man die Trinkmenge langsam reduziert und gleichzeitig die Baclofen-Dosis langsam steigert. Wenn es aber tatsächlich so ist, dass Deine Frau „einen permanenten Pegel von über drei Promille“ hat, dann verstehe ich die Bedenken ihrer Ärzte, und dann wird sie um eine stationäre Entgiftung wohl nicht umhinkommen. Klärt das am besten mit dem Arzt, den ich Euch per Mail soeben empfohlen habe.

Alles Gute einstweilen wünscht

DonQuixote