Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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amante
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Beitragvon amante » 13. Oktober 2020, 13:00

Hallo liebe Alle,

ich hatte mich bereits im Frühling 2017 im nun geschlossenen Nachbar-Forum vorgestellt und damals auch mit Baclofen angefangen. Daher lässt sich der Beginn meiner Geschichte hier nachlesen:

http://alkohol-und-baclofen-forum.de/vi ... w=previous
Inzwischen bin ich 38 und in Berlin.

Nun will ich hier von meinen Erfahrungen seitdem erzählen. Und ich würde gerne Menschen finden um über diese Erfahrungen, Strategien zu diskutieren.

Baclofen hat auf mich einen positiven aber nicht ausreichenden Effekt. In den Zeiten in denen ich Baclofen genommen habe, habe ich insgesamt ca. 40 % weniger Alkohol getrunken als ohne. Teils war es etwas weniger Alkohol am Tag, aber vor allem hatte ich mehr Tage ohne Alkohol, konnte etwas leichter aufhören und das etwas länger durchhalten.

Trotzdem hatte ich noch genug Abende, die ich alleine vor mich hinvegetiert habe, genug Nächte in der ich die zweite Hälfte nicht richtig schlafen konnte, genug Morgen die ich mich einfach richtig scheiße gefühlt habe…

Neben Baclofen hat mir auch geholfen, dass ich mit Freunden darüber gesprochen habe, ihnen teils jeden Abend eine kurze Nachricht geschrieben habe, dass ich es für den Tag geschafft hatte. Die Versprechen das zu tun waren immer gut um die ersten Tage durchzuhalten. War aber keine sichere Methode und ich habe es bewusst abwechselnd mit meinen Freunden gemacht um keinen zu sehr zu belasten. Dieses Mitfiebern war gut hat aber nicht gereicht.

Hinderlich war vor allem, dass ich nie so richtig überzeugt war, nie wieder zu trinken. Und wenn ich dann wieder einmal getrunken hatte und mir sagte, jetzt soll es aber nur zwei Mal die Woche sein, hat dieser Grundsatz immer nur ein paar Wochen durchgehalten. Mit der Zeit wurden es weniger Wochen…

Nach einem bewegten Jahresanfang und einem Lockdown, der das Thema bestimmt für kaum jemanden leichter gemacht hat, habe ich mich final von der Idee verabschiedet, jemals wieder zu trinken. Parallel habe ich mich mit verschiedenen Themen im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung auseinandergesetzt, viele Bücher gelesen/gehört, viele Ideen verinnerlicht.

Zunächst hatte ich nach 2 und 3 Wochen Rückfälle von 6 und 2 Tagen, aber da ich in engem Austausch mit Freunden war und ich mich mit Ihnen regelmäßig über das Thema ausgetauscht habe, konnte ich ihnen die Rückfälle nicht verheimlichen und musste mit ihnen drüber reden und neu starten.

Inzwischen habe ich 83 Tage nichts getrunken (die längste Phase seit über 6 Jahren), habe meine Baclofen-Dosis schrittweise von 150mg/t auf 50mg/t reduziert, fühle mich super fit und verschwende deutlich weniger Gedanken daran wieder was zu trinken als in früheren Phasen.

Ich schreibe mir für jeden Tag auf einer Skala von 0 bis 10 auf, wie stark das Craving war 0 heißt: Alkohol war mir egal, 1: es wäre nett irgendwann mal wieder etwas zu trinken. 10 ist ein Rückfall.

Dieses mal habe ich fast nur 0-er, 3 war das Maximum und selbst an Tagen mit leichten Corona-Einsamkeits-Depressionen habe ich keine hohen Werte mehr. Ich scheine also deutlich weiter von einem Rückfall entfernt zu sein als früher.

Ich schreibe hier allerdings nicht rein, um gute Ratschläge zu geben. Ich will auch nicht behaupten, dass das, war mir geholfen hat, auch so auf andere übertragbar ist.

Ich schreibe hier, weil ich weiß, dass es nach wie vor für mich gefährlich ist, dass das Risiko bleibt. Ich schreibe hier rein, weil ich Menschen finden will, die mit mir kritisches Feedback geben und vielleicht schon ähnliche Dinge ausprobiert haben. Ich schreibe hier rein, weil ich gemerkt habe, wie unglaublich gut es war ein echtes Gespräch über Alkohol mit ebenfalls Betroffenen zu führen.

Was mir geholfen hat:

- Darüber zu sprechen (insbesondere Hilfreich waren lange Gespräche mit einer (nun trockenen) Alkoholikerin hilfreich)
- Sport
- Sozialkontakte
- Alkoholkonsum und Craving täglich zu tracken und über die Ergebnisse nachzudenken
- Die Überzeugung komplett und dauerhaft aufzuhören
- Das Buch Atomic Habbits von James Clear („Die 1 % Methode“ ist der weniger schöne Deutsche Titel)
- Ein Retreat mit einer unglaublich tollen Atmosphäre
- Eigenverantwortlichkeit akzeptieren
- Positives denken
- Allgemein, die Beschäftigung mit Persönlichkeitsentwicklung
- Ein neues (soziales) Hobby, dass mich begeistert
- Positive Ziele
- Dankbarkeit im Alltag
- Eis! Das verstehe ich selbst nicht, aber ich gehe teilweise noch nach 22:00 Uhr mit Heißhunger in einen Supermarkt und decke mich mit Eis so ein, wie ich es zuvor mit gewissen Getränken gemacht habe. Da ich aber genug Sport mache, schlägt sich das glücklicherweise nicht nieder. :)

Viele von diesen Dingen sind bei mir ausbaufähig. Insbesondere Gespräche mit Menschen, die meine Erfahrungen teilen, fehlen mir.

Solche Menschen habe ich bisher nur bei den Anonymen Alkoholikern (AA) gefunden. Einerseits taten diese Gespräche sehr gut. Aber obwohl ich gewisse Aspekte bei AA als sehr nützlich ansehe und denke, dass AA sehr vielen Leuten helfen kann, habe ich dort auch eine teils sehr dogmatische Haltung wahrgenommen: „Anonyme Alkoholiker und die 12 Schritte sind das einzige was hilft, alles andere trägt nicht zur Lösung bei“. Dabei hat sich AA seit 82 Jahren nicht weiterentwickelt und ich würde halt gerne auch mit Menschen über psychologische, soziale und sonstige Erkenntnisse sprechen, die sich seit 1938 ergeben haben.

Jetzt sehe ich gerade wie viel ich hier schon geschrieben habe und bin etwas überrascht…

Vielen lieben Dank dir jedenfalls, falls du es geschafft hast, bis hier unten zu lesen!

Ohne eine konkrete Frage zu haben würde es mich nun total freuen, wenn du mir einfach deine Gedanken dazu schreibst.

Ganz liebe Grüße
Amante

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon laggard » 13. Oktober 2020, 22:30

Tolle Vorstellung doppd
Habe ich gerade erst gesehen
Muss aber jetzt ins Bett

VG

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Obelix
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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Obelix » 14. Oktober 2020, 09:43

Hallo Amante,

herzlich willkommen erstmal und danke für die Vorstellung!
Da ich selber vor langer Zeit im geschlossenen Nachbarforum aktiv war und einige Deiner Erfahrungen teile, finden wir sicher etliche Diskussionspunkte. Da wäre für den Einstieg dieses hier ganz hochrangige Thema:

amante hat geschrieben:Eis! Das verstehe ich selbst nicht, aber ich gehe teilweise noch nach 22:00 Uhr mit Heißhunger in einen Supermarkt und decke mich mit Eis so ein, wie ich es zuvor mit gewissen Getränken gemacht habe. Da ich aber genug Sport mache, schlägt sich das glücklicherweise nicht nieder.


Ist bei mir tatsächlich auch so...hab dennoch 10 kg abgenommen. Deshalb egal. Suchtverlagerung, höre ich die Wald und Wiesentherapeuten rufen....Egal sag ich denen, wenns hilft! [biggrin]

Auch das teile ich:
amante hat geschrieben:habe ich dort auch eine teils sehr dogmatische Haltung wahrgenommen: „Anonyme Alkoholiker und die 12 Schritte sind das einzige was hilft, alles andere trägt nicht zur Lösung bei“. Dabei hat sich AA seit 82 Jahren nicht weiterentwickelt und ich würde halt gerne auch mit Menschen über psychologische, soziale und sonstige Erkenntnisse sprechen, die sich seit 1938 ergeben haben.


Ich bin selber aus genau diesen Gründen nie selbst bei den AA gewesen, hab aber einige gute Erfahrungen mit dem Kreuzbund gemacht. Ich bin nach 45-jähriger Suchterfahrung sehr sicher: Es gibt bei der Frage wie ich meiner Sucht am besten begegnen sollte nur ein Dogma. Nämlich, dass es kein Dogma gibt!

Ausufernder Dogmatismus ist übrigens der Hauptgrund gewesen, weshalb ich mich damals, vor etwa 9 Jahren auch im Nachbarforum rar gemacht habe. Denn viele damalige Aussagen über Baclofen wurden zunächst als unumstößliche Wahrheit dargestellt. Dabei Bac ist nicht das Wundermittel als das es anfangs kommuniziert wurde. Es hilft eben doch manchmal auch in geringer Dosis besser als in hoher Dosierung. Und es hilft eben oft gar nicht gut zusammen mit Alkohol. Und manchmal hilft es gar nicht. Auch bin ich nach wie vor der Meinung, dass eine Entwöhnung von jahrelangem Missbrauch ohne (gute) Aufarbeitung mit professioneller Hilfe (PT) wenig erfolgversprechend ist auf die Dauer. Zumindest wenig Aussicht auf zufriedene Trockenheit schafft.

Ich teile fast alle Maßnahmen die Dir geholfen haben. Was, in dem Zusammenhang, meinst Du aber mit RETREAT?
Das mit den Sozialkontakten war bei mir allerdings eher konfliktträchtig. Vielleicht dazu später mal mehr.
Und danke für den Buchtipp...

Herzlichen Glückwunsch zu den 83 Tagen ohne Alk!
Ja, mit der Zeit wird das Thema Alkohol immer nebensächlicher. Craving hab ich nun auch schon sehr lange nicht mehr. Und auch mir hilft ein wenig Statistik um mir immer mal bewusst zu machen, dass es gut läuft wie es läuft.
Nun bin ich mit +/- 37,5 mg/d seit knapp 8 Monaten zufrieden und glücklich ohne Sauferei, das ist ein Zeitraum den ich erst einmal überschritten habe seit meinem 14.Lebensjahr [biggrin]

Weiterhin auch Dir viel Erfolg und alles Gute!

lg
Obelix

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Lucidare » 14. Oktober 2020, 15:37

Hi,

Eis!

Obelix hat geschrieben:Ist bei mir tatsächlich auch so...hab dennoch 10 kg abgenommen. Deshalb egal. Suchtverlagerung, höre ich die Wald und Wiesentherapeuten rufen....Egal sag ich denen, wenns hilft! [biggrin]


Srahlend aufzuerstehen, wie ein Phonix aus der Asche... Übernächste Woche am Dienstag um 10:27 habe ich meine Probleme gelöst! Ich habe hier schon mal öfters geschrieben: Habt Euch selbst lieb, verzeiht Euch. Im Kampf gegen sich selbst macht sich gerne selbst nieder. Frau oder Mann darf auch gerne mal liebevoll mit sich selbst umgehen.

Eis, wunderbares Eis.

Obelix hat geschrieben:Ausufernder Dogmatismus ist übrigens der Hauptgrund gewesen, weshalb ich mich damals, vor etwa 9 Jahren auch im Nachbarforum rar gemacht habe. Denn viele damalige Aussagen über Baclofen wurden zunächst als unumstößliche Wahrheit dargestellt. Dabei Bac ist nicht das Wundermittel als das es anfangs kommuniziert wurde.


Danke das Du das erwähnst. Es gibt keine "Ich hab' jetzt mehr Geld Pille" oder eine "eine Beförderungspille" oder "meine Frau/Mann ist wieder lieb Pille". Das kann Baclofen auch nicht. Es kann aber helfen, als Baustein im Lebensgebilde. Um Dinge zu ändern.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon amante » 14. Oktober 2020, 21:38

@Laggard Danke für dein Willkommen :)

@Obelix Vielen Dank erstmal dafür und für deine ausführliche Antwort!

Obelix hat geschrieben:Hallo Amante,
amante hat geschrieben:Eis! Das verstehe ich selbst nicht, aber ich gehe teilweise noch nach 22:00 Uhr mit Heißhunger in einen Supermarkt und decke mich mit Eis so ein, wie ich es zuvor mit gewissen Getränken gemacht habe. Da ich aber genug Sport mache, schlägt sich das glücklicherweise nicht nieder.

Ist bei mir tatsächlich auch so...hab dennoch 10 kg abgenommen. Deshalb egal. Suchtverlagerung, höre ich die Wald und Wiesentherapeuten rufen....Egal sag ich denen, wenns hilft! [biggrin]


Hahaha, ach ich finde es wundervoll, dass ich zuerst darauf angesprochen werde [lol]
Ist es bei dir auch Eis oder was anderes?

Obelix hat geschrieben:Ich bin selber aus genau diesen Gründen nie selbst bei den AA gewesen, hab aber einige gute Erfahrungen mit dem Kreuzbund gemacht.


Danke für den Tipp. Ich hab mir die mal angeschaut und hatte auch schon einen kurzen Mail-Austausch. Die wirken tatsächlich sehr undogmatisch, problemorientiert und gleichzeitig sehr wellcoming. Einzige Voraussetzung: Ich soll nüchtern kommen. Das ist ok… ;)

Obelix hat geschrieben:Auch bin ich nach wie vor der Meinung, dass eine Entwöhnung von jahrelangem Missbrauch ohne (gute) Aufarbeitung mit professioneller Hilfe (PT) wenig erfolgversprechend ist auf die Dauer. Zumindest wenig Aussicht auf zufriedene Trockenheit schafft.


Die Meinung finde ich spannend, weil mich zwei meiner Freunde auch dazu bringen wollen. Warum glaubst du das das nötig ist und hattest/hast du diese Hilfe auch bekommen?

Obelix hat geschrieben:Ich teile fast alle Maßnahmen die Dir geholfen haben. Was, in dem Zusammenhang, meinst Du aber mit RETREAT?


Retreat, (Englisch Rückzug) bezeichnet eine geplante Ruhepause oder Rückzug von der gewohnten Umgebung. Im allgemein für Phasen von Entspannung oder Stressabbau und weiter Entwicklung. Meist gibt es Yoga- oder Meditations-Retreats. Meins war offener und hat neben Yoga, Meditation, Seminaren und Workshops auch Sport und Feiern enthalten. Ganz oft sind Retreats recht spirituell. Allgemein helfen sie beim „runter kommen“ oder dabei sich darauf zu besinnen, was einem wichtig ist. Und vor allem sind die Menschen dort sehr warmherzig und gegenüber einander sehr positiv gestimmt.

Obelix hat geschrieben:Und danke für den Buchtipp...


Bitteschön.
Mir haben übrigens viele verschiedene Bücher geholfen. Die Themen waren Effektivität, Zielsetzung, Erfolg, Kommunikation, Gewohnheiten. In einem wurde sehr gut erklärt, wie man seinen eigenen Mental State (Gemütszustand?!?) beeinflussen kann. Zwei Bücher zum Thema Alkohol habe ich auch angefangen. Ausgerechnet aus den beiden haben ich nichts für mich herausziehen können.

Obelix hat geschrieben:Herzlichen Glückwunsch zu den 83 Tagen ohne Alk!
Ja, mit der Zeit wird das Thema Alkohol immer nebensächlicher. Craving hab ich nun auch schon sehr lange nicht mehr. Und auch mir hilft ein wenig Statistik um mir immer mal bewusst zu machen, dass es gut läuft wie es läuft.
Nun bin ich mit +/- 37,5 mg/d seit knapp 8 Monaten zufrieden und glücklich ohne Sauferei, das ist ein Zeitraum den ich erst einmal überschritten habe seit meinem 14.Lebensjahr


Dir auch herzlichen Glückwunsch! doppd
Da muss ich erst hinkommen. Ich hab ja erst grob 1/3 von deinen 8 Monaten. Aber ich hol auf. in weiteren 80 Tagen bin ich hoffentlich schon die Hälfte von deinem Wert. [biggrin]
Dir auch alles Gute und ich freue mich auf einen guten Austausch hier mit dir und all den anderen.

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Obelix » 15. Oktober 2020, 11:54

Hallo amante,

auf meine Aussage, sich etwas zu gönnen hast Du geschrieben:

amante hat geschrieben:Hahaha, ach ich finde es wundervoll, dass ich zuerst darauf angesprochen werde [lol]
Ist es bei dir auch Eis oder was anderes?


Ja, es ist Eis. Viel Eis. Walnuss oder Stracciatella. 500ml/d. Mit Sahne. [biggrin]
Hab von einigen Therapeuten gehört, das wäre Suchtverlagerung. (In der Langzeit Schema F -Therapie) Dort nannten wir ironisch eine Tafel Schokolade "Flachmann". Tatsächlich hätte ja ein Flachmann zum sofortigen Abbruch geführt. Mehrere Tafeln Schokolade aber unter Umständen auch einen "Heißen Stuhl" vor dem gesamten Team.....

Womit wir beim Thema Therapie sind und bei Deiner Frage, dazu warum ich PT (trotzdem) wichtig finde:

amante hat geschrieben:Die Meinung finde ich spannend, weil mich zwei meiner Freunde auch dazu bringen wollen. Warum glaubst du das das nötig ist und hattest/hast du diese Hilfe auch bekommen?


Mein Verhältnis zu Therapien ist durchaus "durchwachsen". Ich habe vor vielen Jahren eine Langzeittherapietherapie gemacht, die mir in der Nachbetrachtung mehr geschadet als genutzt hat. Ich nenne sie gerne Schema F Therapie, weil sie nur wenig individualisiert war. Zwar hatte sie für die allermeisten Mitpatienten einen nachvollziebaren Wert und war für diese auch oft erfolgreich.
Für mich hatte sie aber eine Verstärkung all der Dinge, die teilweise Ursächlich waren für meine Trinkerei, zur Folge.
Ich kann das detailliert und in Kürze hier nicht unterbringen aber möchte ein Beispiel nennen.
Zeit meines Lebens bin ich ein sehr kontrollierter Mensch. Übertrieben kontrolliert und vorsichtig und fast pedantisch. Somit nie Schulden, keine Punkte in Flensburg, Kein Ärger mit Polizei. Kein Jobverlust. Keine Auffälligkeit, usw....
DER Schwerpunkt in der Langzeit war nun aber Pünktlichkeit, Organisiertheit, Ehrlichkeit, Offenheit, usw.
Defizite hier oder Boykottversuche führten zu abgestuften Sanktionen bis zum Rausschmiss. Es gab gelbe und rote Karten. Nach 5 gelben folgte die Beendigung der Therapie.
Es gab auch noch weitere Gründe, warum diese Form für mich eher kontraproduktiv war.
Schlussendlich beendigte ich nach 4 Monaten (natürlich) mit 0 gelben Karten diesen "Lehrgang".

Unglücklich und mit wenig hilfreichen Erkenntnissen habe ich mich 1 Jahr trocken gehalten.
Dann mehrten sich Rückfälle und ich habe meine Sucht zunehmend "kultiviert", wie es ein späterer Therapeut mal ausdrückte. Ein Tanz auf der Klinge, physisch, psychisch, sozial, jobmässig, immer am Limit ...Jedenfalls vergingen viele Jahre bis ich nach einem Nervenbruchzusammen ins Krankenhaus kam und danach wieder den Mut hatte eine (diesmal ambulante !) Psychotherapie zubeginnen.

DIESE war dann ein Schatz!
DORT bin ich mir wirklich nahe gekommen.
Habe übliche Konflikte des Lebens analysieren gelernt. Zusammenhängee begriffen....
Habe mich verstanden und begann mich lieb zu haben. Und fand Bestätigung auch andere Wege zu gehen.
Ich war in dieser Zeit zwar auch nie sehr lange trocken, vielleicht mal einige Monate. Aber auch die Rückfälle waren meist nur kurz. Zunächst jedenfalls.
Ich habe in den letzten 20 Jahren mit diesem Psychologen, der leider wegzog und später auch bei einem anderen viele Stunden erolgreich gearbeitet.
In meinem Leben war ich zunehmend klarer, lebte bewusster, fand neue Hobbys, Freunde, verlegte meinen Schwerpunkt Leistung und Arbeit auf den Punkt Leben und Genießen.

Alles gut, wenn nicht immer wieder diese Rückfälle wären.
Es gab keinen "Grund"......
Oder doch?
Ich glaube heute zu wissen, dass es doch einen Grund gab. Einen sehr einfach nachzuvollziehenden.
Es war CRAVING.
Nicht mehr und nicht weniger.
Kein Wunder, wenn über 40 Jahre lang, beginnend mit dem 14. Lj., sich fast alles im Leben um Alkohol gedreht hat. Das Männchen im Kopf, wie ich es gerne nenne war nicht auszuschalten...eine Zeit lang schon....aber es kam immer wieder. Synapsenfreestyle.
Bis ich Baclofen entdeckte.
Ich habe bei meinem ersten Versuch mit Bac 2010 einge Fehler gemacht, an anderer Stelle habe ich das schon beschrieben. Nach einiger Zeit habe ich das Baclofenexperiment abgebrochen und quartalsweise weitergesoffen. Mehrere Coachings, tw. online, und mein mittlerweile merklich aus dem Ruder laufender Gesundhetszustand haben mich veranlasst, anfang des Jahres einen 2. Versuch zu starten.
Und der läuft nun (toitoitoi) seitdem wirklich rund! [dance]

Das Eis-Essen ist somit ein direktes Resultat meiner Therapien. Um den Kreis Deiner Fragen wieder zu schließen.
Lucidare bring es auf so den Punkt. (Hat mir gut gefallen)

Lucidare hat geschrieben:Srahlend aufzuerstehen, wie ein Phonix aus der Asche... Übernächste Woche am Dienstag um 10:27 habe ich meine Probleme gelöst! Ich habe hier schon mal öfters geschrieben: Habt Euch selbst lieb, verzeiht Euch. Im Kampf gegen sich selbst macht sich gerne selbst nieder. Frau oder Mann darf auch gerne mal liebevoll mit sich selbst umgehen.

Eis, wunderbares Eis.


Ich kann, damit schließe ich meine kurze Antwort, jedem nur empfehlen sich Hilfe zu holen!

Sich kennenzulernen, Zusammenhänge zu erkennen, ehrliche Feetbacks zu bekommen, das Leben nehmen zu können, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, Motivation zu erhalten, den Blickwinkel mal zu ändern....all das ist möglich bei einer Psychotherapie oder Coaching.....

Aber ganz wichtig aus meiner Erfahrung: Konzept und Therapeut muss passen!

lg Obelix

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Lucidare » 15. Oktober 2020, 15:28

Hi,

Obelix hat geschrieben:Ja, es ist Eis. Viel Eis. Walnuss oder Stracciatella. 500ml/d. Mit Sahne.


Nicht unlecker! [good] Aber ohne Sahne bei mir. [mocking] Im Sommer aber gerne Fruchtsorbet... [cool]

Obelix hat geschrieben:Hab von einigen Therapeuten gehört, das wäre Suchtverlagerung. (In der Langzeit Schema F -Therapie) Dort nannten wir ironisch eine Tafel Schokolade "Flachmann". Tatsächlich hätte ja ein Flachmann zum sofortigen Abbruch geführt. Mehrere Tafeln Schokolade aber unter Umständen auch einen "Heißen Stuhl" vor dem gesamten Team.....


Bei aller "Disziplin" die gefordert wird auf dem Weg zur totalen Askese: Es darf doch zugestanden werden seine Probleme nacheinander und nicht miteinander zu lösen. Zuviel ist immer ungesund. Ein Eis ist doch aber wesentlich besser als der "Flachmann". Sicher soll es "im Rahmen" bleiben.

Ich z.B fühle mich mit (etwas) Übergewicht mental am wohlsten. Insgesamt müsste man sich mit der "Darm-Hirn-Achse" beschäftigen. Bei der Ernährung kann dem Bauchgefühl auch mal gefolgt werden und Liebe geht eh durch den Magen. Dann schlägt einem so schnell auch nix auf den Selbigen. Wenn einer oder eine wie blöd Sport treibt und dem "Runners-High" hinterherhechelt ist dieses auch eine Ersatzhandlung. "Sportsucht" gibt's auch.

LG
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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Obelix » 15. Oktober 2020, 17:03

@ Lucidare,

Lucidare hat geschrieben:Wenn einer oder eine wie blöd Sport treibt und dem "Runners-High" hinterherhechelt ist dieses auch eine Ersatzhandlung. "Sportsucht" gibt's auch.


....Vorsicht.....AMANTE ist Iron-Men, wenn ich richtig gelesen habe... [biggrin]

Auch ich habe vor einigen Jahren mal intensiv trainiert. Die Runden auf dem Sportplatz, der Rythmus der Schritte im Einklang mit der Atmung...es war herrlich befreiend. Und sicher auch eine Ersatzhandlung.
Nebenwirkung: Gewichtsabnahme von 95 auf 80kg.....Ruhepuls von 90 auf 60... Craving gegen Null... doppd

Dann kam COPD. Mist.
Jetzt dann eben Eis. [biggrin]

lg Obelix

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Lucidare » 15. Oktober 2020, 17:24

Hi,

Obelix hat geschrieben:
....Vorsicht.....AMANTE ist Iron-Men, wenn ich richtig gelesen habe...


Sorry, ich hatte das nicht so intensiv gelesen... [blus] Ich habe hier nur geschrieben weil ich Deinen Namen gesehen habe.

Obelix hat geschrieben:Auch ich habe vor einigen Jahren mal intensiv trainiert. Die Runden auf dem Sportplatz, der Rythmus der Schritte im Einklang mit der Atmung...es war herrlich befreiend. Und sicher auch eine Ersatzhandlung.
Nebenwirkung: Gewichtsabnahme von 95 auf 80kg.....Ruhepuls von 90 auf 60... Craving gegen Null... doppd


Ja. Um da noch einmal zu erklären: Ich habe ein Alkohol oder Drogenproblem. Das möchte ich aus der Welt schaffen. Daran arbeite ich, das geht nicht bis übernächste Woche...blablabla. Nun habe ich das Problem (fast) gelöst und suche mir meinen "Kick" woanders. Nun üben Apostel oder Therapeuten oder das gemeine Menschenvolk Kritik an meiner Problemlösung.

Das sollte man abperlen lassen. Es gibt immer noch ein Recht auf eine Selbstbestimmtheit.

LG
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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon amante » 15. Oktober 2020, 17:55

Obelix hat geschrieben:@ Lucidare,

Lucidare hat geschrieben:Wenn einer oder eine wie blöd Sport treibt und dem "Runners-High" hinterherhechelt ist dieses auch eine Ersatzhandlung. "Sportsucht" gibt's auch.


....Vorsicht.....AMANTE ist Iron-Men, wenn ich richtig gelesen habe... [biggrin]



[lol]
Hehe, ist doch nicht schlecht, wenn er das intuitiv so gut diagnostiziert.
Und mit einer Sportsucht kann ich voll und ganz leben! [biggrin]

In dieser Abstinenz-Phase sinds aber gerade "nur" knapp über 5 Stunden die Woche... [cool]

Außerdem kann man mit einer Sportsucht super die Nachteile von Eis-Fress-Atacken kompensieren. [biggrin]

@Obelix: Bin beeindruckt, wie genau du schon bescheid weißt. ;)

@ Lucidare: Du hast absolut recht. Mir geht es auch am A... vorbei, wenn mich jemand für mein Sport- oder Eis-Pensum kritisiert. Alles besser als Alk!

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Lucidare » 15. Oktober 2020, 18:18

Hi amante,

amante hat geschrieben:Hehe, ist doch nicht schlecht, wenn er das intuitiv so gut diagnostiziert.


Vorsicht! Ich erstelle keine Diagnosen! Dafür fehlt mir die akademische Laufbahn! Ich lese höchstens und ziehe Schlüsse. [cool]

amante hat geschrieben:@ Lucidare: Du hast absolut recht. Mir geht es auch am A... vorbei, wenn mich jemand für mein Sport- oder Eis-Pensum kritisiert. Alles besser als Alk!


Das höchste Gut der Menschheit ist für mich des Abends zufrieden in's Bett zu gehen und keine Angst vor dem nächsten Tag zu haben. Sich auf den nächsten Tag zu freuen wäre superklasse. Alles am besten insgesamt dann noch sozialverträglich. [angel]

LG
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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon amante » 15. Oktober 2020, 22:02

@Obelix

So, nun auch zu dem zweiten Teil deiner Antwort:

Vielen Dank für deine ausführlichen Schilderungen. Sie haben zwar meine Meinung in Sachen PT für mich noch nicht geändert, aber mein Wissen dazu ergänzt was für eventuelle zukünftige Entscheidungen sinnvoll sein könnte.
Vielen Dank dafür :)

Ein paar Gedanken zu deinen Schilderungen:

Zu deiner ersten Therapie-Methode würde ich gerne Forschungsergebnisse sehen, die irgendwie belegen, dass die Menschen langfristig aus ihrer Sucht geholfen haben. Natürlich sollten da nützliche Dinge gelehrt werden. Wie das aber bei einer Sucht helfen soll ist mir ein Rätsel. Anscheinend soll den Patienten u.a. Willenskraft beigebracht werden. Dabei gibt es nur zwei Haken.

1. Jeder Mensch hat jeden Tag eine begrenzte Menge an Willenskraft. Wenn man sie zu oft einsetzen muss, ist sie vor Ende des Tages aufgebraucht.
2. Und da jeder irgendwann auch mal keine Willenskraft hat, ist jedes System, dass NUR darauf baut zum mittel- oder langfristigen Scheit verurteilt. (IMHO)

Deine zweite Therapie kann ich schon eher nachvollziehen. Sich lieb zu haben ist auf jeden Fall gut um sein Hirn nicht ausschalten zu wollen. ;) Zusammenhänge zu verstehen ist ebenfalls gut um eine wirksame Strategie zu entwickeln.

Ich finde es zudem schön, dass du Psychotherapie um Coaching ergänzt hast. ;)

Für mich rätsel ich noch, ob mir PT oder C noch etwas geben können, womit ich nicht ehh schon angefangen habe. Natürlich, die Freunde von denen ich mir Feedback hohle sind auch eine Art von Coaching, wenn auch nicht professionell.

Ansonsten bastele ich mir das Konzept gerade sehr fleißig aus einer breiten Bandbreite an Literatur selbst zusammen. Der aktuelle Stand scheint schon ganz gut zu funktionieren. Aber ich feile daran stetig weiter.
Die Frage, die ich mir stelle, und die du mir nicht beantworten kannst, ist ob ich das brauche. Gerade fühlt es sich nicht so an. Aber ich sollte da nicht zu überheblich sein und mir regelmäßig wieder die Frage stellen, ob ich nicht professionelle Unterstützung brauche.

Menschliche Unterstützung kann ich indes ganz sicher gebrauchen. Es tut gut sich darüber auszutauschen. Und es tut gut im Notfall jemanden zu haben, den man anrufen kann.

LG
Thomas

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon amante » 15. Oktober 2020, 22:26

Ohh, das Wichtigste habe ich doch glatt vergessen.

Obelix hat geschrieben:
Ja, es ist Eis. Viel Eis. Walnuss oder Stracciatella. 500ml/d. Mit Sahne. [biggrin]


Ich bin gerade ganz fasziniert von Sorten mit Cookie Dough, Salted Caramel Brownie und so Zeug. [biggrin] Volumen zwischen 0 und 1000 ml/d


Btw: Kann man hier eigentlich auch normalere Smileys unterbringen? Ich vermisse meine WhatsApp/Signal-Auswahl?

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Obelix » 15. Oktober 2020, 22:38

Hallo amante,

es ist doch so, dass Du schon vieles probiert - und selektiert - hast, was Dir geholfen hat:
amante hat geschrieben:Was mir geholfen hat:

- Darüber zu sprechen (insbesondere Hilfreich waren lange Gespräche mit einer (nun trockenen) Alkoholikerin hilfreich)
- Sport
- Sozialkontakte
- Alkoholkonsum und Craving täglich zu tracken und über die Ergebnisse nachzudenken
- Die Überzeugung komplett und dauerhaft aufzuhören
- Das Buch Atomic Habbits von James Clear („Die 1 % Methode“ ist der weniger schöne Deutsche Titel)
- Ein Retreat mit einer unglaublich tollen Atmosphäre
- Eigenverantwortlichkeit akzeptieren
- Positives denken
- Allgemein, die Beschäftigung mit Persönlichkeitsentwicklung
- Ein neues (soziales) Hobby, dass mich begeistert
- Positive Ziele
- Dankbarkeit im Alltag
- Eis! Das verstehe ich selbst nicht, aber ich gehe teilweise noch nach 22:00 Uhr mit Heißhunger in einen Supermarkt und decke mich mit Eis so ein, wie ich es zuvor mit gewissen Getränken gemacht habe. Da ich aber genug Sport mache, schlägt sich das glücklicherweise nicht nieder.


Du machst auf mich einen nicht unreflektierten Eindruck. Und scheinst ein sehr offener und wissbegieriger Mensch zu sein der keine Angst hat, seinen Erfahrungsschatz zu erweitern. Was hält Dich also davon ab, PT einfach auch mal zu probieren? Wenn Du nach wenigen Sitzungen merkst, dass dies für Dich nichts ist, lässt Du es wieder. So einfach ist das. Was brichst Du Dir also ab?

Dann ist mir das aufgefallen:

amante hat geschrieben:Für mich rätsel ich noch, ob mir PT oder C noch etwas geben können, womit ich nicht ehh schon angefangen habe. Natürlich, die Freunde von denen ich mir Feedback hohle sind auch eine Art von Coaching, wenn auch nicht professionell.


Es geht bei einer PT bei weitem nicht nur um Motivation und Feedbacks. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Du Erkenntnisse zur Ursächlichkeit Deiner Sucht erarbeiten kannst. Und dann erst kannst Du das Thema kausal bearbeiten. Ein enormer Vorteil!

Baclofen als medikamentöse Unterstützung hast Du übrigens vergessen in der Auflistung.

lg
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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Purzelbaum » 16. Oktober 2020, 06:41

Obelix hat geschrieben:
Es gab gelbe und rote Karten. Nach 5 gelben folgte die Beendigung der Therapie.


Das liest sich für mich sehr nach Leipzig. (?)

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon amante » 16. Oktober 2020, 09:28

Obelix hat geschrieben:Du machst auf mich einen nicht unreflektierten Eindruck. Und scheinst ein sehr offener und wissbegieriger Mensch zu sein der keine Angst hat, seinen Erfahrungsschatz zu erweitern. Was hält Dich also davon ab, PT einfach auch mal zu probieren? Wenn Du nach wenigen Sitzungen merkst, dass dies für Dich nichts ist, lässt Du es wieder. So einfach ist das. Was brichst Du Dir also ab?


Du weißt, wie man konstruktive Verbesserungsvorschläge besonders gut an den Mann bringt. doppd
Aber zu deiner Frage:
1. So weit ich gehört habe, sind PT wegen Alkohol recht kurz (unter 10 Sitzungen)
2. Die klassische Alkoholtherapie hat keine hohe Erfolgsrate. (Weswegen ich lieber eine normale PT aus einem anderen Grund hätte und lieber auch mit einem Therapeut, der sich nicht nur damit auseinandersetzt.)
3. Ein solcher Therapeut hat sich meine Geschichte auch schon angehört, nur um nach 60 min zu sagen, dass er, trotz meiner Erklärung, meinte dass er keine Alkohol-Fälle annimmt. Er wollte mich sogar stationär einweisen, obwohl ich seit 4 Wochen trocken war. [meise]
4. Ein zweiter Therapeut konnte nicht aufhören selbst zu reden.
5. Die meisten Therapeuten haben einen vollen Terminkalender.

Zusammengefasst:
a) Einen passenden PT zu finden scheint einfach extrem viel Arbeit zu sein...
b) Ein Coach sehr teuer.
c) Hab gerade nicht das Gefühl, dass es an der Stelle hapert.

Ist aber alles mein Eindruck. Ich bin für Gegenargumente offen. ;)

Wenn ich mal eben so zu nem PT könnte, würde ich das aber gerne mal ausprobieren.

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Obelix » 16. Oktober 2020, 10:56

Moin amante,

ich glaube ganz gutee Nachrichten für Dich zu haben.

amante hat geschrieben:1. So weit ich gehört habe, sind PT wegen Alkohol recht kurz (unter 10 Sitzungen)
2. Die klassische Alkoholtherapie hat keine hohe Erfolgsrate. (Weswegen ich lieber eine normale PT aus einem anderen Grund hätte und lieber auch mit einem Therapeut, der sich nicht nur damit auseinandersetzt.)
3. Ein solcher Therapeut hat sich meine Geschichte auch schon angehört, nur um nach 60 min zu sagen, dass er, trotz meiner Erklärung, meinte dass er keine Alkohol-Fälle annimmt. Er wollte mich sogar stationär einweisen, obwohl ich seit 4 Wochen trocken war. [meise]
4. Ein zweiter Therapeut konnte nicht aufhören selbst zu reden.
5. Die meisten Therapeuten haben einen vollen Terminkalender.


zu1) Meine ambulanten Therapien sind einige Jahre her. Es lief so, dass ich mir einen Termin beim von der Krankenkasse anerkannten Psychologen geben ließ um sich zunächst kennenzulernen. Ich glaube diese "Kennenlernstunden" kann ein Psychologe schon mit der KK abrechnen, selbst wenn es nicht zur PT kommt. Bei mir hat der P. dann die PT im Kostenübernahme-Antrag an die KK begründet. )Dabei spielte auch Depression eine Rolle, was ja sicher bei jedem Süchtigen irgendwo der Fall ist.) Die Genehmigung erfolgte dann ziemlich schnell. 25 Stunden waren (sind ?) Standart. das habe ich in meiner ersten PT 3x verlängert bekommen. Nach einigen Jahren habe ich bei dem selben P. nochmals ca 50 Stunden, bei einem anderen nach weiteren Jahren habe ich meine 3. ambulante PT ebenfalls auf diese Weise finanziert bekommen (ca 50 Stunden)

zu 2) Stimmt absolut. Nachdem man die Käseglocke einer stationären Therapie verlassen hat und der Alltag einen wieder hat kommt es oft und schnell zu Rückfällen. Deswegen eher ambulant, solange das Umfeld einigermassen funktioniert und man nicht total am Boden liegend erstmal die Käseglocke benötigt. Und ich würde aus genau diesem Grund immer nur zu einem Psychologen gehen. Wer sich lediglich als Psychotherapeut ausgibt hat vermutlich keine fundierte Ausbildung. Es gibt aber Ausnahmen, die ich auch genutzt habe, dass aber sehr viel später. Auch einige Ärzte (meist Psyichater/Neurologen) bieten PT an. Ich weiß aber (auch aus meine berufl. Laufbahn, dass es dort lange Wartezeiten gibt, es fast immer in Verbindung mit Medikamenten läuft und Ärzte eben auf Grund Ihrer Ausbildung andere Schwerpunkte haben, nämlich medizinische und es vermutlich nicht so in die Tiefe gehen wird. Auch weiß ich nicht, ob man eine so große Anzahl von Sitzungen bekommt.

zu3) Einweisung trotz längerer Trockenheit. :L Habe ich auch schonmal erlebt. Bei einem Arzt des MDK wo es um die Weiterzahlung von Krankengeld ging. Er war der Meinung entweder ich bin gesund und könne arbeiten oder ich wäre krank dann würde er Entgiftung befürworten. Das war echt crazy....und der Auslöser warum ich das Heft dann selbst in die Hand genommen habe und seitdem (glücklicher) Hausmann bin.
Lass Dir von Deiner KK eine Liste schicken mit von der KK anerkannten Psychotherapeuten in Deiner Gegend. Die selektierst Du dann (google mal die Webseiten...überleg Dir ob Psychologe oder Arzt.....Mann oder Frau....Alter...Sympathie...) und ruf da mal an, sag es geht um Depressionen und Alkohol. Und erwähne, dass Du trocken bist seit einigen Monaten und frag nach einem Termin zum Kennenlernen.

zu4) Die gibts sicher auch. Aber ich denke bei den von der KK anerkannten eher selten. Es war allerdings gegen Ende meiner zweiten ambulanten PT (also nach fast 150 Stunden bei dem selben Psychologen) ein fast freundschaftliches Verhältnis gewachsen. Schon lange haben wir Sitzungen bei schönem Wetter mit einem Spaziergang verbunden...da kommt es natürlich auch dazu, dass wir auch mal über seinen Kram gesprochen haben und ich Ihm auch mal helfen konnte.. [biggrin]

zu5) Stimmt. Wartezeiten von 2-4 Monate musst Du einkalkulieren. Schneller geht es, wenn Du auch Vormittags kannst. Aber Wartezeiten sprechen vl auch für eine hohe Qualität...

Beim Coaching hatte ich 2x Glück.
Das erste (online) hat sich aus Verbindungen ergeben, die ich im alten "Nachbarforum" hatte. Da der Coach damals auch im Aufbau seiner Praxis war und er meinen speziellen Fall, auch was Baclofen anging, sehr interessant fand und meine Erfahrungen auch für seine weitere Arbeit nutzen konnte. Ausserdem"konnten" wir es gut miteinander.
Das 2. Coaching waren mehrere Gespräche die ich mit einem sehr empathischen Suchtberater der Caritas geführt habe. Es ging dabei nur am Rande um Alkohol.

Überhaupt musst Dir klar sein (und alle meine Therapeuten haben das auch so gesehen) dass Sucht immer nur ein Symptom ist von Störungen im Leben. Und ohne Störungen läuft es im Leben leider nicht. Deswegen glaube ich auch daran, dass PT für fast jeden Menschen zumindest eine Bereicherung ist. Und für die Suchtbehandlung fast zwingend notwendig.

lg
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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon Obelix » 16. Oktober 2020, 11:15

@ Purzelbaum

Nein nicht Leipzig. Das war im Sauerland. Aber vermutlich sind die Konzepte alle ähnlich.
Gestern noch hatte ich einen Besuch bei einem alten Freund, der vor 2 Jahren genau dort auch eine Langzeitbehandlung hatte. Es scheint sich dort auch nicht viel geändert zu haben in den letzten 30 Jahren, seinen Erzählungen zufolge.
Ich will diese Therapieform nicht verteufeln. Sie hat meiner Meinung nach ihren Sinn, dort wo ein Süchtiger wenig reflektiert ist, wenig Wissen über seine Sucht bzw Suchtmittel hat oder/und kein funktionierendes Umfeld mehr hat. Auch kann es ein enormer Vorteil sein 24 Stunden am Tag über Monate immer und ohne Wartezeit die Möglichkeit zum Sprechen und zum Austausch zu haben. Auch das, also Sprechen, sich öffnen, müssen viele Süchtige noch oder wieder lernen. Für all diese Menschen mag eine stationäre Langzeittherapie sinnig sein.
Für mich war sie unterm Strich kontraproduktiv und hat mich zu einem noch komlizierteren Menschen gemacht. Noch mühsamer war es danach für mich meinen Weg zu finden.

lg
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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon amante » 17. Oktober 2020, 10:06

@Obelix,

vielen Dank für deine ausführlichen, wertvollen Tipps.

Obelix hat geschrieben: Lass Dir von Deiner KK eine Liste schicken mit von der KK anerkannten Psychotherapeuten in Deiner Gegend. Die selektierst Du dann (google mal die Webseiten...überleg Dir ob Psychologe oder Arzt.....Mann oder Frau....Alter...Sympathie...) und ruf da mal an, sag es geht um Depressionen und Alkohol. Und erwähne, dass Du trocken bist seit einigen Monaten und frag nach einem Termin zum Kennenlernen.


Erst anrufen klingt nach einem sehr guten Ansatz, der einem auch viel Frust ersparen kann. (Dachte ich mir auch schon mal, hilft aber, wenn man das auch noch mal gesagt bekommt.)
Und die von dir vorgeschlagene Vorstellung bringt das dafür Wichtige schön auf den Punkt. doppd

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Re: Bin nun auch hier :) - Persönlichkeitsentwicklung, Berlin, Diskussionsrunden

Beitragvon amante » 17. Oktober 2020, 10:08

@all

Ich bin übrigens gestern in ne andere Stadt ins Hotel gefahren und wußte schon bei der Autofahrt, dass ich dort vielleicht zwei Abende alleine im Hotelzimmer sein würde. Dabei dachte ich mir wie schön es wäre mich am Abend alleine im Hotel so richtig volllaufen zu lassen. Im Gegensatz zum letzten Mal habe ich da jetzt sogar 5-15 min drüber nachgedacht. (statt 10-20 Sek beim letzten Mal) Ich dachte sogar dran auf die mir selbst auferlegte 500-€-Strafe zu pfeifen und diese zu ignorieren und evtl. einfach nicht zu zahlen.

Dann dachte ich aber daran, dass ich das Mittel der Strafe dann zukünftig wertlos wäre, dass ich es nie wiederverwenden könnte, dass ich damit eine einmalige Chance in den Dreck treten würde. Nach 10-20 min alles vorbei.

Stattdessen war ich den Abend im Gym und Spa-Bereich. Hatte mein erstes Crosstrainer-Training und meinen ersten Sauna Besuch seit dem Lockdown. Zudem hatte ein super Gespräch mit einem anderen Trainierenden. Wir hatten einen riesen Gym nur für uns zu zweit. Abends habe ich mir einen leckeren Joghurt mit Nüssen und Früchten gemacht. Der Abend war 1000 Mal besser, als er es mit "volllaufen lassen" geworden wäre.



Zum Hintergrund: An meinem ersten Tag dieser Abstinenz-Phase habe ich mir gesagt, dass ich, sollte ich wieder einbrechen, 200 € als Strafe spende. Eine gute Freundin (mein wichtigster Coach beim Thema Alkohol), der ich das erzählt hab, meinte dann, dass mir 200 € nicht genug weh tun würde und wir haben uns auf 500 € geeinigt. Mein zweit-wichtigster Alkohol-"Coach" weiß auch Bescheid.


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