Baclofen mit geringer Dosis

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Destillo
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Baclofen mit geringer Dosis

Beitragvon Destillo » 8. Juni 2010, 17:11

Hallo erstmal.

Nehme seit einer Woche Baclofen. Nach dieser Woche ohne Alkohol hab ich mich auch entschieden, die Dosis ersteinmal bei 18,75 mg/Tag (3x 6,25mg) zu belassen und nicht weiter zu erhöhen, weil es offenbar für mich reicht, jedenfalls schaffe ich es bis jetzt locker, die Finger vom Rotwein zu lassen. War in dieser Woche zwei Mal in der Kneipe, hatte zwei Mal Besuch ("Auch ein Bier?") und war auf einer Party.
Ohne auch nur einen Schluck zu trinken. Klar gibts da ein Verlustempfinden, wenn ich die Leute um mich herum den leckeren französischen Grenache an die Lippen setzen sehe, aber es fällt mir im Gegensatz zu früher deutlich leichter, abzulehnen. Hoffen wir, dass ich das durchhalte.

Vorher belief sich mein durchschnittlicher Alkoholkonsum auf rund eine Flasche Rotwein am Tag, am WE oft auch zwei. Habe viele Male versucht, "Pause zu machen", es aber nie länger als 4 Tage geschafft.

Eine meiner Sorgen war, dass Kiffen nicht mehr wirkt oder ich keine Lust mehr darauf habe, aber zum Glück ist alles wunderbar. Aber damit gibts keine Probleme, ich kiffe nur gelegentlich, meist am WE, oft auch wochenlang nicht.

Nebenwirkungen: Am ersten Tag nach der ersten Tablette Schwindel, Schweissausbrüche. Habe mich einfach mit Arbeit abgelenkt und zwei Stunden später war der Spuk endgültig vorbei. Realistischerweise muss ich aber sagen, ich fühle mich ständig ganz leicht benommen. Wirklich nur ganz leicht, aber spürbar. Aber das ist allemal besser als ein morgendlicher Kater. Wie auch andere berichten, werd ich etwas früher müde, aber ich denke mal, gegen elf ins Bett zu gehen, ist auch normal. Dafür stehe ich mittlerweile vor zehn Uhr auf, ansonsten bin ich immer erst mittags aufgestanden. Tut gut.

Mit einer Sache habe ich am zweiten Tag gleich aufgeräumt. Eine notwendige Auseinandersetzung jahrelang aufzuschieben, weil man die Konfrontation scheut, ist nicht gut. Wir haben uns zusammengesetzt, konstruktiv debattiert, und am Ende sind alle erleichtert aufgestanden, weil eine wichtige Sache endlich vom Tisch war und nicht weiter verdrängt werden muss. Dazu hatte ich beim täglichen Auskatern lange Zeit nicht die Nerven gehabt.

Mir ist klar, dass die meiste Arbeit noch vor mir liegt. Ich habe nicht vor, Baclofen dauernd zu nehmen. Ziel ist ganz klar, innerhalb der nächsten acht Monate meine Gewohnheiten zu ändern, sprich meinen Alltag so umzugestalten, dass ich weniger Versuchungen ausgesetzt bin Alkohol zu trinken. Hobbies, Sport, eigentlich jede Art von Aktivitäten, Hauptsache es wird dabei nicht getrunken. Ach ja, endlich habe ich wieder Spass am Lesen.

Das mit den Aktivitäten wird aber nicht wirklich leicht, weil ich nicht täglich arbeiten muss, eher nur wenn ich will, und gleichzeitig schnell gelangweilt bin. War schon immer so, die Suche nach neuen Herausforderungen ist das einzige Dauerhobby, wenn ich das Wesen einer Sache durchschaut habe, muss etwas Neues her.
Das sollte ohne Alkohol aber zu schaffen sein.

Eine Sache macht mir jedoch Sorgen. Meine Freundin, mit der ich schon viele Jahre zusammenlebe, hat es nicht so leicht mit ihrem Job. Sie muss früh raus, hat extremen Stress, kommt spät nach Hause und setzt sich abends halt vor den Fernseher. Ich habe darauf gar keine Lust, aber um Sie nicht allein zu lassen, setze ich mich halt oft daneben und...
Ihr wisst, wie es bisher ablief. Da muss etwas passieren. Ja, mit oder ohne Baclofen, von allein regeln sich die Dinge nicht. Machts gut und trinkt nicht.


Viele Grüße
Destillo

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fetsecht
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Re: Baclofen mit geringer Dosis

Beitragvon fetsecht » 9. Juni 2010, 17:32

Hallo Destillo und willkommen hier!

Realistischerweise muss ich aber sagen, ich fühle mich ständig ganz leicht benommen. Wirklich nur ganz leicht, aber spürbar. Aber das ist allemal besser als ein morgendlicher Kater.



das kenne ich heute auch noch, mal mehr mal weniger, so ganz klar...wie ich das ohne baclofen kannte, war ich mit bac eigendlich nicht. [nea]


Mit einer Sache habe ich am zweiten Tag gleich aufgeräumt. Eine notwendige Auseinandersetzung jahrelang aufzuschieben, weil man die Konfrontation scheut, ist nicht gut. Wir haben uns zusammengesetzt, konstruktiv debattiert, und am Ende sind alle erleichtert aufgestanden, weil eine wichtige Sache endlich vom Tisch war und nicht weiter verdrängt werden muss. Dazu hatte ich beim täglichen Auskatern lange Zeit nicht die Nerven gehabt.


nehme mal an, das war das gespraech mit deinem lebenspartner...


Mir ist klar, dass die meiste Arbeit noch vor mir liegt. Ich habe nicht vor, Baclofen dauernd zu nehmen. Ziel ist ganz klar, innerhalb der nächsten acht Monate meine Gewohnheiten zu ändern, sprich meinen Alltag so umzugestalten, dass ich weniger Versuchungen ausgesetzt bin Alkohol zu trinken. Hobbies, Sport, eigentlich jede Art von Aktivitäten, Hauptsache es wird dabei nicht getrunken. Ach ja, endlich habe ich wieder Spass am Lesen.


nun ich hoffe du bleibst uns hier erhalten :wink:
denn das mit dem baclofen ganz absetzen, scheint bis heute bei noch keinem geklappt zu haben, ohne in den alten trott zu fallen. aber vielleicht kannst du dort uns besseres berichten, schoen waere das auf jedenfall.


danke dir fuer deinen bericht!
gruesse
fets

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Destillo
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Re: Baclofen mit geringer Dosis

Beitragvon Destillo » 16. Juni 2010, 15:40

Hallo zusammen,

die zweite Woche ohne Alkohol mit 3x 6,25mg ist geschafft, was ich allerdings in keinster Weise als Anstrengung empfand. Meine Stimmung ist ganz erheblich besser als mit Alkohlkonsum. Bin ständig am Basteln oder Werkeln, fahre wieder viel Rad, spiele mit dem Hund, schwimme, segele, will ein Paddelboot kaufen, werde demnächst die Wohnung renovieren, brenne wieder Schnaps, den ich aber nur noch verschenke, der Bau einer Kleinbrauerei kommt auch voran.
Das Gefühl der Benommenheit nimmt immer weiter ab, die frühe Müdigkeit ist auch vorbei.

nun ich hoffe du bleibst uns hier erhalten :wink:
denn das mit dem baclofen ganz absetzen, scheint bis heute bei noch keinem geklappt zu haben, ohne in den alten trott zu fallen. aber vielleicht kannst du dort uns besseres berichten, schoen waere das auf jedenfall.


Hmm. Ich hoffe die Auseinandersetzung mit den Gründen für meinen Alkoholkunsum, die Beseitigung dieser Gründe sowie eine gleichzeitige Neukonditionierung bewirken da etwas. Dauerhafte Bac-Einnahme wäre nicht wirklich akzeptabel, aber als Ziel sind 8 Monate angepeilt. Das muss doch zu schaffen sein!

Viele Grüße
Destillo

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Re: Baclofen mit geringer Dosis

Beitragvon Destillo » 10. August 2010, 15:38

Hallo zusammen,

Update.
Ein Monat ohne Alkohol war problemlos geschafft.
Dann fing meine Hüfte an, dermaßen zu schmerzen, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Die Ärzte verschrieben mir ziemlich hammerharte Tabletten, so dass ich beschloss, Baclofen abzusetzen, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
Dazu sollte man vielleicht erwähnen, dass es beim Entschluss, Baclofen zu nehmen, so etwas wie einen "Auslöser" gab, der mich wochenlang humpeln ließ. Inzwischen ist das vorbei, auch das mit der Hüfte ist vorbei (war wohl eine Folge vom wochenlangen Humpeln), leider ist es in der Zwischenzeit auch wieder mit der Abstinenz vorbei.
Aber ab morgen werde ich wieder Bac nehmen.
Bei all den Ärzten und Untersuchungen war es auch nicht schön, ihnen nicht von der Bac-Einnahme oder meinem Alkohol-Problem erzählen zu können. Habe da einfach Angst, dass das meine Krankenkasse erfährt und rumzickt.

Viele Grüße
Destillo

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Re: Baclofen mit geringer Dosis

Beitragvon Tacheles » 25. August 2010, 14:33

Hallo Destillo,

ich bin neu hier und lese die Erfahrungsberichte sehr aufmerksam.
Kannst du sagen, wie lange es bei dir gedauert hat, bis du vom Absetzen des Bac wieder auf Alkohol umgestiegen bist?
Sind die Alkoholmengen, die du wieder getrunken hast gleich wie vor Bac, oder niedriger, oder höher.

Ich hab jetzt seit 1 Monat auch keinen Alkohol getrunken, meine Ängste sind aber nach wie vor enorm, vor Allem morgens nach dem Aufstehen und in belastenden Situationen.
Lust auf Alkohol verspüre ich noch keine, aber ich hab Angst, dass sich das ändert, deshalb denke ich nach ob ich es auch mit einer sehr niedrigen Dosis Bac versuchen soll.

Danke für deine Antwort und alles Gute zum Neustart.

Tacheles

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Caesar
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Re: Baclofen mit geringer Dosis

Beitragvon Caesar » 26. August 2010, 21:44

Destillo hat geschrieben:Habe da einfach Angst, dass das meine Krankenkasse erfährt und rumzickt.


Hallo Destillo,

na, tolle Wurst. Genau das wollte ich auch nicht, aber nun weiß mein Hausarzt bescheid und die Krankenkasse nämlich auch. Was hat das eventuell für ein Nachspiel???
Ich wußte, dass diese Kurzschlusshandlung von mir bei meinem Mann (der mir beisteht und mich sehr fürgsorglich und sensibel behandelt, aber leider zu schnell mit mir beim Arzt war) noch ein Nachspiel haben würde.
Ganz liebe Grüße

Caesar

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Re: Baclofen mit geringer Dosis

Beitragvon Destillo » 1. September 2010, 15:13

Tacheles hat geschrieben:Kannst du sagen, wie lange es bei dir gedauert hat, bis du vom Absetzen des Bac wieder auf Alkohol umgestiegen bist?
Sind die Alkoholmengen, die du wieder getrunken hast gleich wie vor Bac, oder niedriger, oder höher.


Es hat nur ein paar Tage gedauert, bis ich wieder mit der ersten Flasche vom Weinhändler kam. Die Alkoholmengen, die ich nach dem Absetzen konsumiert habe, waren in etwa gleich groß wie vor der Bac-Einnahme. Wobei ich mich bei dem Gedanken "Jetzt nimmst Du ja kein Bac mehr, jetzt ist es ja ok" ertappt habe.

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Re: Baclofen mit geringer Dosis

Beitragvon Destillo » 1. September 2010, 15:18

Caesar hat geschrieben:...nun weiß mein Hausarzt bescheid und die Krankenkasse nämlich auch. Was hat das eventuell für ein Nachspiel???


Wenn Du auch privat versichert bist, kann die KK versuchen, Dir mit fadenscheinigen Begründungen zu kündigen. Da habe ich aus meinem Bekanntenkreis schon einige Geschichten gehört, die allerdings auf andere Erkrankungen beruhen. Sie mussten sich dagegen vor Gericht zur Wehr setzen, haben aber allesamt Recht bekommen, Rechtsschutzversicherung sei Dank.


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