Baclofen gegen Kokainsucht

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Baclofen gegen Kokainsucht

Beitragvon JeJa » 7. Dezember 2020, 16:15

Hallo,
ich suche seit Tagen im Internet nach einem Medikament gegen Kokainsucht. Ich bin mehrfach auf Baclofen gestossen und benötigen hier nun eine Liste von Ärzten in Kiel oder Umkreis. Mein Freund ist nach den Tod seines Vaters in ein tiefes Loch gefallen und ist seit dem heftig auf Kokain drauf. Ich möchte das er endlich wieder zu sich findet und hoffe nun auf einen Arzt wo er dies verschrieben bekommt [help] . Ich weiß, das dass Medikament nicht direkt dafür gedacht ist, aber in der Kokainsucht wohl schon gute Ergebnisse erzielt hat. Ich habe keine Ahnung ob es noch etwas ähnliches gegen Kokainsucht gibt. Ich bin sonst auch für andere Medi.vorschläge offen.

Vielen Dank in voraus
Jeja

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DonQuixote
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Re: Baclofen gegen Kokainsucht

Beitragvon DonQuixote » 8. Dezember 2020, 19:32

Hallo JeJa,

Zum Thema Kokain lohnt es sich, diesen Beitrag von @Papfl zu lesen. Bitte auch unbedingt den weiterführenden Links folgen! Hieraus zitiert:

jivaro hat geschrieben:Ich möchte Dir an dieser Stelle wirklich Mut machen: Die Lust auf Kokain lässt oft sehr rasch, in einer nicht vorstellbaren Weise nach; Koks wird "fast" vergessen! Die Abstinenz ist keine Tortur mehr!


Interessant ist auch der Thread von @Rbturbos.

Auch wenn Du Dich vielleicht schon "eingelesen" haben solltest, für Dich auch noch einige wertvolle "Basisinformationen" in der Übersicht. Man muss nicht alles auf einmal lesen und wenn Fragen aufkommen einfach fragen. :wink:

Hier sei auf die Dosierungstabellen hingewiesen:

Dosierungstabellen

Diese sind recht konservativ gehalten, um Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen. Wenn man das Medikament gut verträgt, kann man u. U. auch schneller aufdosieren. Die Dosierung wirst Du dann aber auch gegebenfalls mit Deinem Arzt besprechen.

Craving und Die Rolle von Baclofen

Dort findest Du Näheres zum Thema Craving (Verlangen) und der Wirkungsweise von Baclofen.

Baclofen-Therapie vs. traditionelle Suchtbehandlung

erklärt den Unterschied zur traditionellen Suchttherapie und hier wird erkärt

warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet die Rubrik

Baclofen erste Schritte,

konkreter im

Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Die besten Erfolge erzielt man, wenn man abstinent geginnt. Bitte den Alkohol nicht ohne ärztliche Aufsicht selbständig abrupt absetzen, da dies gefährlich sein kann (Stichworte: Krampfanfall, Delir). Wer das nicht schafft, kann auch - vorausgesetzt, der tägliche Alkoholkonsum ist nicht zu hoch, zweigleisig fahren. Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung oder die auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten oder das Craving verschwindet. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit oder ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes.

Dann auf dieser Stufe (bei der die ersten Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter [schritte] .

Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis. Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht einfach so aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurückgeben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <gmail.com>, mit der Du Dich hier im Forum registriert hattest.

Bis dahin alles Gute wünscht DonQuixote

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Re: Baclofen gegen Kokainsucht

Beitragvon JeJa » 9. Dezember 2020, 19:18

Danke DonQuixote,

das sind viele gute Infos. Ich habe deinen Eintrag an meinen Freund weitergeleitet. Jetzt muss er nur noch den Schritt zum Arzt machen.

Ich werde mich melden, wenn's los geht und erzählen wie es so läuft.

[twiddle] Daumendrücken und abwarten. Das Forum ist mir auf jeden Fall eine große Hilfe.

LG
Jeja


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