Beitragvon Suse » 4. August 2014, 01:02
@all,
mal wieder im eigenen Thread, ich.
Alle, die meine elendige Jammerei verfolgt haben, wissen noch halbwegs, dass ich auch meine Freundin so schlimm in Frage gestellt habe.
Kurzfassung: Im vergangenen August war ihr Vater gestorben, verhältnismäßig jung und sehr plötzlich. Danach war sie für mich lange Zeit kaum ansprechbar, was ich zunächst selbstverständlich verstand. Zum Einen, weil sie eine sehr inniges Verhältnis zu ihrer nur 18 Jahre älteren Mutter hat und mit ihr zusammen "besser trauern" konnte, zum Anderen weil die beiden auch noch die schwere Aufgabe hatten, das Elternhaus ausräumen und verkaufen zu wollen/müssen.
Danach wurde es leider auch nicht besser, zuerst war ich traurig, manchmal wurde ich sogar wütend, fühlte mich abgewiesen und nutzlos. Mochte aber nichts sagen wegen besagter Umstände. Sie entfernte sich mehr und mehr und ich zog mich mehr und mehr zurück. Wir hatten stets noch einen recht festen Termin gehabt, auch weil unsere Kinder sich sehr gut verstehen und wir das Spielen mit gemeinsamer Zeit verbinden konnten. Doch auch den hielt sie nicht mehr ein, bzw. sagte die letzten Wochen nicht einmal mehr ab, wenn es nicht ging.
Am letzten Freitag dann fasste ich mir ein Herz, rief sie an und fragte, ob sie sich denn gar nicht mehr melden würde. Es ging ein wenig hin und her und dann sagte sie mir, warum...
Und dieses Warum ist so schrecklich, dass ich es selbst hier nicht offenbaren kann. Ich habe vor ziemlich genau einem Jahr im Extrem Suff etwas versäumt zu tun, was ich ihr, ebenfalls im Extrem Suff versprochen hatte, etwas EXTREM wichtiges. Fast schlimmer noch als das ist, dass ich diese ganze Situation ÜBERHAUPT nicht auf dem Plan habe. Und auch damals wohl nicht hatte. Ich kann mich kaum erinnern.
Man stelle sich das vor. Ich verspreche ihr etwa extrem wichtiges, halte es nicht ein. Und danach entschuldige ich mich nichteinmal, bettele nicht um Verzeihung, sondern tue einfach so, als wäre NICHTS gewesen.
Was sie natürlich umso mehr geschockt hat. Sie sagt, sie habe das ganze Jahr versucht, die Situation zu verdrängen. Und ich wusste nichteinmal davon! Komme daher mit irgendwas und...Oh mein Gott.
Ich kann es mir nur so erklären: Ab Juni habe ich ja dank dieses Forums wieder mit Bac angefangen, ganz langsam, und mich runtergetrunken. Es ging mir so wesentlich besser, wenn auch noch lange nicht abstinent.
Im Juli war klar, dass Ehegatte in vergleichsweise jungen Jahren, wieder einmal eine schwere OP haben müsse. Ging aber alles noch. Dann starb der Vater der Freundin und ich sackte wieder in alte Gefilde. Tiefer noch. Da war dieses elendige Mitfühlen mit der Situation, dass der Mann zuvor wieder sehr hoffnungsvoll war und plötzlich umkippt, wie meine Freundin litt und auch ihre Mutter kenne ich gut, da war mit Sicherheit auch eine Masse Selbstmitleid dabei, die Alkis zu eigen ist: die eigenen Eltern werden auch bald gehen, die eigene Mutter lag kurz zuvor fast 2 Monate auf der Intensiv, was kommt alles auf mich zu, was musste ich ohnehin schon alles ertragen aufgrund Unfall, Lähmungen, OP`s vom Mann, ach ich Arme, Prost.
Bin dann auch direkt und hemmungslos von Wein auf Portwein umgestiegen, schmeckt ja besser, knallt auch mehr.
Ich schätze, dass mir am Tag des Nicht-eingehaltenen Versprechens irgendwann dümpelte, dass ich verdammte Scheiße gebaut habe, ich weiß es nicht mehr.
Ich schätze, dass ich mir zur Betäubung des schlechten Gewissens eine Flasche Portwein genehmigt habe oder 2 Flaschen Wein. Ich weiß es nicht mehr.
Ich schätze, dass ich das ein paar Abende, bzw ab nachmittags so gemacht habe, bis das schlechte Gewissen sozusagen gelöscht war, ich weiß es nicht mehr. Aber anders kann ich mir das nicht erklären.
Ich bin sonst die erste, die sich für jeden Pups entschuldigt und das schon bevor er passiert,
Ich denke, das letzte Jahr mitsamt fast toter Mutter, dann die erneute Schocker Diagnose für meinen Mann, der Tod des geliebten Menschen meiner Freundin, und der Umstand, dass ich meiner ohnehin schon überdimensionalen Sauferei noch einen oben drauf gesetzt habe, plus dieses erneute Versagensgefühl, das war zuviel für mein Gehirn. Entweder sind Areale abgestorben oder es hat dieses schrecklichste meiner Fehlverhalten in eine Schublade geschoben, welche die Verdrängung einleitet.
Ich weiß es einfach nicht!
Irgendwann in den letzten Monaten kam ich mal auf die Idee, ich könne vielleicht etwas falsch gemacht haben, aber es fiel mir nichts ein. Kann man sich das vorstellen? Nein. Zumal sie so Phasen hatte. Mal abweisend, mal wieder so wie früher. Das hat mich von der Idee eigener Fehler entfernt. Jetzt weiß ich, sie hat es versucht zu verdrängen, manchmal geschafft, meistens nicht.
Und ich habe sie nicht darauf angesprochen, weil ich viele Monate gar nicht darauf gekommen bin, es könne an mir liegen! Kein Gedanke, keine Erinnerung, NICHTS. Also wäre ein Gespräch darauf hinausgelaufen, dass ich vorwurfsvoll geklungen hätte. Und das wollte ich ihr nicht antun.
So selbstgerecht, so sehr mit sich und dem eigenen Kummer beschäftigt, ich weiß nicht, ob ich das je wieder gut machen kann und falls doch, dann wüsste ich nicht wie.
Und zetere und jammere...oh Gott, wie ich mich schäme.
Und laufe die ganze Zeit hier umher und proklamiere, die Trinkerei war zwar doof von mir, aber zum Glück habe ich niemandem WIRKLICH geschadet - außer mir. War zwar sicher öfter genervter als normal, die armen Kinder, aber sonst....
was für ein Quatsch!
Ich bitte um Verzeihung für diese wieder einmal ausufernde Schilderung meiner Probleme.
dieser Thread war eigentlich dem AUF gewidmet und sollte weder Jammerei noch große Probleme beinhalten, sondern einfach nur den Aufstieg der Suse aus der Asche.
Doch nach diesem Wochenende, und wir hatten auch noch Familienbesuch aus England und ich musste so tun, als wäre das Leben schön, habe ich jeglichen Vorsatz über Bord geworfen.
Zuerst werde ich gleich heulen, dann weiß ich nicht und dann überlegen, ob so etwas je wieder gut zu machen ist.
Danke für die Geduld des oder derjenigen, die sich diesen Mist durchgelesen haben.
Suse
Früherer Name: Desperatio
Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse