Fortsetzung von
hier und
hier.Der „erste Versuch“ oder wie man es nicht machen sollte.Untertitel: Falsche Anwendung
Vorweg: Meinen weltbesten Neurologen, diesem Engel auf Erden
, trifft absolut keine Schuld an dem was vorgefallen ist! Den Mist habe ich ganz allein verbockt! Mir hat Baclofen, bei richtiger Anwendung, im zweiten Anlauf geholfen! Und nochmal:
lucidare hat geschrieben:Ich habe auch hin oder her überlegt, ob ich die gesamte Geschichte aufschreibe. Es war wirklich nicht alles positiv, nichtsdestotrotz gehört mein gescheiterter „erster Versuch“ auch dazu. Die Schilderung soll nicht abschrecken, sondern höchstens zur Achtsamkeit auf sich selbst und im gleichtzeitigen Umgang mit Baclofen und Alkohol aufmerksam machen. Das was mir passiert ist, ist sehr selten, kommt aber dennoch vor.
Meine Arzt erklärte mir dann die Wirkungsweise von Baclofen und das ich es selbst bezahlen müsse, da es für „meine Krankheit“ nicht zugelassen sei. Innerlich sträubte ich mich dagegen, ein Medikament was helfen soll und dann noch sowas? Wenn es denn helfen würde, wäre es auch zugelassen. Ist doch logisch!
Nun gut, er argumentierte damit, das der Alkohol ja auch Geld kostet, das alle anderen Behandlungsversuche nichts gebracht haben und das es allemal einen Versuch wert wäre. Also willigte ich ein. Er hat mir einen Dosierungsplan gegeben (der in etwa dem Leitfaden entsprach, nur bis 75mg hochdosiert), mir geraten „nüchtern“ zu beginnen und wenn nötig, erst mal zu entgiften. Da ich zu diesem Zeitpunkt nicht „voll drauf“ war hielt ich das nicht für nötig. Terminlich ist es bei Ihm immer ein wenig voll, deshalb hat er mir aufgetragen, ich könnte jederzeit zu Ihm kommen, er würde mich dann „zwischennehmen“ oder ich sollte mich, im Notfall, telefonisch von dann bis dann melden. Zu diesem Zweck habe ich auch die Durchwahl der Praxisoberen erhalten, um überhaupt zu Ihm vordringen zu können. Ich bekam auch einen festen Termin mit 4 Wochen Wartezeit und den Tipp auf das Buch. Die hier im Forum beschriebene nötige „therapeutische Sorgfalt“ und „engmaschige Betreuung“ war also gegeben, wenn man sie denn auch nutzt. Weitere Psychopharmaka hatte ich wegen Unwirksamkeit ausgeschwemmt. Ausgeschwemmt? Eher wie üblich von einem auf den anderen Tag abgebrochen.
Wie schon erwähnt hatte ich bis dato schon etliches ausprobiert und meine Einstellung würde ich mal als gleichgültig bezeichnen, weil nichts so recht gefunzt hat. Den Beipackzettel habe ich überflogen und gut war's. Ich wollte mich auch nicht im Internet schlau machen oder das Buch kaufen, nur um wieder zu lesen, das anderen etwas hilft, was mir nicht hilft.
(Darauf muss ich jetzt auch noch mal eingehen: Ich war früher der Ansicht, dass Psychopharmaka und Alkohol irgendwie zusammen gehn. Ich sehe das nicht mehr so. Ich lese hier öfters, dass neben dem Alkohol Medikamente genommen werden. Ich frage mich dann immer vorssichtig, was bringt Dir das, hilft es Dir wirklich? Sicher gibt es Mittelchen, denen man keine Wechselwirkungen mit Alkohol nachsagt, aber was nützt das, wenn ich die paar Glückshormone die sich auf natürlich Weise bilden mit dem Alk wieder abschieße? Das soll jetzt keine Kritik sein, einfach nur mal zum Nachdenken, bitte.)
Körperliche Entzugserscheinungen hatte ich ja nicht. Ich war dann 2 Tage tapfer und habe dann abends die ersten 25mg
(!bitte nicht nachmachen!) genommen. Ganz nach Plan war das nicht, da ich aber gegen sonst alles resistent war, habe ich gleich die Abkürzung genommen. Der Effekt war, im positiven Sinne, erstaunlich. Ich konnte die Nacht durchschlafen. Ohne Alkohol!. Schön geträumt hatte ich! Ich war frisch und ausgeruht. Keine trüben Gedanken! Herrlich!. Weil es so schön war, habe ich dann auch gleich mit 3x25mg täglich weitergemacht
(!bitte auch nicht nachmachen!). Wenn ich da jetzt so 'drüber nachdenke, Gottogott...
Einer glücklichen Fügung habe ich es zu verdanken, dass es keine Nebenwirkungen gab. Ein bischen verpeilt, Ok, dass war es dann auch. Nicht nur die Sucht, auch die Angst und die soziale Phobie war quasi über Nacht verschwunden. Ich war erst mal fertig mit der Bereifung. Der Leidensweg schien zu Ende zu sein. Ich war sehr euphorisch, das schad' ja aber auch nicht. Ich habe davon geträumt, bald wieder arbeiten zu gehen. Die Dosierung habe ich 14 Tage beibehalten und mir ging es unverändert gut und ich entschloß mich, meinen Arzt anzurufen, mich zu bedanken und ihn zu beglückwünschen, den Termin abzusagen, man sieht sich dann in einem halben Jahr.
Nach 4 Wochen habe ich mir das Buch bestellt und nach Erhalt an einem Tag verschlungen. Manchmal nimmt das Schicksal wirklich ungewöhnlich Wege, denn ich las, dass man simpel ausgedrückt, auch was alkoholisches trinken könnte. Nach weiteren 6 Wochen startete ich den Selbstversuch kT nach lucidare. Das ging leider den Bach runter, aber sowas von. Wie zu erwarten, stiegen die konsumierten Mengen wieder an. Statt mich an meinen Arzt zu wenden, habe ich versucht das in den Griff zu bekommen und den Fehler gemacht ungefragt auf 100mg aufzudosieren und weiter zu kosumieren. Im Buch stand ja was von 270mg...
Und dann ging sie los, meine Psychose.
Wie fühlt sich sowas an? Ich habe neulich eine ganz gute Beschreibung gehört: Bei vielen psychischen Erkrankungen besteht durchaus die Verknüpfung Gedanke/Verhalten/Krankheit.Will sagen, jemand mit einem Zwangsverhalten ist sich durchaus bewußt, das es blöd ist, sich zigmal die Hände zu waschen. Bei einer Psychose gibt es das mitunter nicht, man nimmt die eigenen, schiefen Gedanken, für bare Münze. Ich wurde verfolgt. Polizei, LKA, BKA, BND, CIA, FBI, NSA, MI6, MfG und die Nachbarn sowieso. Das hat schon seltsame Blüten getrieben. Ich habe mit meinem Computer und Handy geredet, weil ich dachte, ich werde abgehört und im Word Schimpftyraden geschrieben, weil ich meinte mein Notebook ist gehackt. Als ich mir noch zufällig einen Computervirus eingefangen hatte, war die Illusion perfekt. Ich habe bei der Polizei angerufen und gebeten die Überwachung einzustellen und den o.g. Kollegen gleich mit bescheid zu sagen. Ich habe es bis heute nicht geschaft, mich bei den Beamten zu entschuldigen. Ich vermute aber, die würden bei meinem Anblick fluchtartig das Weite suchen.
![schenkelklopf :skl](http://forum-baclofen.com/images/smilies/totlach.gif)
(Obwohl, ist schon über 2 Jahr her, vielleicht ham' ses ja vergessen.)
Meine beste Ehefrau von allen hat das dann doch irgendwie mitbekommen, mir gingen dann die Ausreden aus und in einem lichten Moment habe ich mich dann über die Notaufnahme unseres Krankenhauses selbst eingewiesen. Ich wollte die ersten 3 Tage nicht wirklich sprechen, um ehrlich zu sein habe ich gar nichts gesagt.
![lol [lol]](http://forum-baclofen.com/images/smilies/lol.gif)
Nun denn, man hat mich wieder einigermaßen auf die Füsse gestellt, war aber immer noch reichlich angegrabbelt. Man wäre geneigt jetzt zu denken, nu lässt er die Finger von der Pulle. Weitgefehlt!
Meine Gattin kommt gleich von der Arbeit und ich muss Essen machen. Wie es weitergeht und warum zum Schluß doch noch alles gut wurde,
schreibe ich die Tage.
LG
P.S.: Falls etwas unklar ist, ruhig fragen.