GoldenTulip V : Kein Wunder....

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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GoldenTulip
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 19. Juni 2013, 21:19

und manchmal kann ich nicht atmen.
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Amygdala5
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Amygdala5 » 20. Juni 2013, 08:42

Guten Morgen Conny,

dieses Phänomen der Atemlosigkeit kenne ich auch! Bei mir tritt es immer dann auf, wenn ich zu viel von mir weg an andere Menschen gegeben habe...!

Vielleicht hilft Dir momentan der Rat, den Du mir gegeben hast: Stabilisierung und Konsolidierung sowie die Alkoholzufuhr möglichst auf niedrigstem Level halten! Nur das Nötigste tun und sich selber das nicht übel nehmen!!! Seele baumeln lassen, Katze kuscheln, raus in die Natur und Nogger knabbern...

Angeregt durch die Lektüre hier im Forum denke ich inzwischen: Manchmal ist das Bedürfnis nach "Licht aus" auch eine Form der Selbstbestrafung/ Selbstverletzung! Augenblicklich kann ich dieses Bedürfnis dank Deinem Rat umkehren in kleine Formen der Selbstliebe: Lecker "Obstsalat" (Mango, Ruccula, Avocado, Ziegenkäse und Pinienkerne) herstellen und verspeisen, lange Spaziergänge und dicke, unterhaltsame Bücher... Kein Schnaps, nicht mehr als zwei Dosen Bier und abwarten, bis mir der Himmel nicht mehr auf den Kopf fällt!

Das wird schon wieder!!!

Liebe Grüße und gutes Gelingen!

Amy

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon WilloTse » 20. Juni 2013, 09:14

Liebe Conny,

eine Frage habe ich noch, und mir ist es mit dem, was ich Dir gestern schrieb und mit dieser Frage absolut ernst: gibt es in Deinem Leben irgendeine Tätigkeit, ein Erlebnis, eine Empfindung, irgendwas, das sich nicht durch eine Flasche "Juchhu-Brause" noch intensiver für Dich anfühlt?

Mir fällt in meinem nichts ein. Selbst nach einem wunderbaren, tiefen Zazen-Morgen fühlt sich der Samu-Vormittag in sanft angeflutetem Zustand tiefer, wärmer, intensiver, lebendiger an. (Deswegen bin ich gestern so auf Deine "Lebendigkeit" angesprungen).
Wenn ich hier und an anderen Orten lese, wie viel erfüllter, ruhiger, interessanter, intensiver undsoweiter das Leben der Leute mit baclofener oder normaler Abstinenz geworden ist, drängt sich mir leicht neidvoll die Frage auf: wie funktioniert deren Leben? Meins ist anders.
Baclofen hat mich weder zufrieden noch abstinent gemacht, zufrieden abstinent schon garnicht. Alkoholfreies Leben ist bei mir triste, langweilig, hat weniger Tiefgang und weniger Intensität. Einzig positives Adjektiv: es ist gesünder.

Ich kann's nicht ändern.

Und hier setzt meine gestrige Frage nach der Zufriedenheit an: wissend, dass es sich hierbei um einen Kompromiss handelt, da ich den vollen Preis nicht kriege (es sei denn, jemand implantiert mir die Leber von Godzilla), gebe ich mich mit vertretbarem Alkoholkonsum, vertretbarem Gesundheitsrisiko, vertretbarem Zügel straff halten und eingeschränkter Lebendigkeit insgesamt zufrieden(er)?

LG
Willo

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Papfl
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Papfl » 20. Juni 2013, 10:15

@ Willo

Ich glaube, Deine Analyse trifft's ganz gut. Zumindest, was mich betrifft. Diese "Ultra-Glücks-Momente" fallen natürlich bei abstinenter (oder reduzierter) Lebensweise weg. Und der Gedanke, wie viel "geiler" wär's jetzt wohl in berauschtem Zustand, ist natürlich auch immer mal wieder da. Das liegt - glaube ich - einfach an den gemachten Erfahrungen, Erinnerungen unter Alk <-- meine Definition von "Suchtgedächtnis". Wird aber seltener.

Ich hab's da vielleicht auch ein Stück einfacher als viele andere hier, weil ich die Schwelle zum "glücklichen" Rausch schon überschritten habe (Stichwort: MEOS). Ich wünschte mir, ich könnte noch solche Höhenflüge erleben wie einst. Hab's x-mal ausprobiert. Es funzt nicht mehr. Mein MEOS "frisst" den "positiven" Teil des Alkohols weg, bevor dieser seine Wirkung im Hirn entfalten kann.

Deshalb habe ich mich wohl oder übel mit dem "Kompromiss" anfreunden müssen. Ein bisschen "glücklich" (oder wie Du es treffender nennst "zufrieden") sein ist besser als immer schlecht drauf. Und - so abgedroschen das klingt: Mit der Zeit "lernt" man auch dieses "beschränkte" Glück ("Zufriedenheit") zu schätzen.

Mal abgesehen davon, dass ich diesen ultimativen Kick sowieso nicht mehr erreichen kann: Die Medaille hat ja - nüchtern betrachtet - doch immer ihre beiden Seiten: Auf das "Himmel-hoch-jauchzend" folgt meist auch ein "Zu-Tode-betrübt" (wenn man nicht gerade jahrelang mit einem Spiegel von 2,9 Promille durch die Gegend rennt). Das Leid, mit dem man (nicht nur gesundheitlich) für die kurzen Höhenflüge bezahlt, wird schnell vergessen. Vom ganzen Stress (von der Logistik über die Heimlichtuerei, das Lügen, das Verletzten, die Scham- und Schuldgefühle etc.) ganz zu schweigen. Das Preis-Leistungsverhältnis eines Abhängigen ist bei näherer Betrachtung nicht gerade das beste...

Ich bin dabei, mich mit meinem Schicksal zu versöhnen. Ich war "rauschtechnisch" ganz oben - und ganz unten. Bin in Sphären eingetaucht, die "Normalos" nicht mal ansatzweise kennen. Irgendwann ist's auch mal gut. Ich nehm's als Lebensabschnitt. War durchaus eine schöne Zeit, die mich geprägt hat, und die ich nicht missen möchte. Vor mir liegt eine neue, andere. Wie "zufrieden" die wird, habe ich selbst in der Hand.

Papfl
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Suse » 20. Juni 2013, 12:50

Hallo,

ich denke, diese großartige Zufriedenheit stellt sich insbesondere zu Anfang ein, die Euphorie, der Sucht ja doch trotzen zu können. Bei mir zumindest. War diese Euphoriephase vorbei, bin ich immer recht schnell wieder eingeknickt, weil dass Leben ja doch nur das Leben ist - was solls also. Und jedesmal wurde es danach schlimmer, deshalb glaube ich auch an ein Suchtgedächtnis, sei es MEOS oder was sonst. Und das obwohl ich schon manches Mal so am Boden war wie jetzt gerade. Der verbliebene Rest des gesunden Verstandes meldet sich leise zu Wort "Mensch, nun lass es doch endlich, du hast das nicht unter Kontrolle" aber der kranke Teil schreit ganz laut "Wenn du jetzt ein Glas trinkst, geht es dir besser", und setzt ganz leise hinzu "ersteinmal, hihi, denke nicht an morgen "

Und das ist es eher, weshalb ich (eigentlich) aufhören möchte - dieses Gekreische da oben ständig. Bei mir darf es dann keine Wahl mehr geben, sonst wähle ich immer falsch,

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 20. Juni 2013, 12:53

gibt es in Deinem Leben irgendeine Tätigkeit, ein Erlebnis, eine Empfindung, irgendwas, das sich nicht durch eine Flasche "Juchhu-Brause" noch intensiver für Dich anfühlt?


Na dann immer mal mit der Tür ins Haus, Herr Willow-Sparrow [black_eye]

Nein. Definitiv nicht.

Ich muss da auch mich korrigieren, ich kann nicht "beschließen", kein Suchtgedächtnis zu haben. Es ist viel schlimmer. Ich habe es nicht, ich bin.

Allerdings bin ich weiterhin der Ansicht, dass ich nicht "geworfen bin von einer fremden Macht". Kapitulation kommt nicht in Frage.

Ebensowenig, wie ich mir aussuchen kann, hochsensibel zu sein oder in Deutschland zu wohnen, kann ich mir aussuchen, keine Beziehung zum Alkohol zu haben. Hab ich. Ist so.

Ich kann mir aber aussuchen, wie ich sie gestalte. Nur weil der Suchtdruck anruft, muss ich noch lange nicht den Hörer vom (analogen) Telefon abheben. Ich kann es auch klingeln lassen, weil ich Besseres zu tun habe.

Ich werde weiterhin davon "attracted" sein. Ich schlafe aber auch nicht mit jedem, der mir gefällt. Und wie es am nächsten Morgen ausschaut, ist in beiderlei Hinsicht oft mehr als unbefriedigend.

Lebendigkeit hat was mit Wahlfreiheit zu tun, und komatöses Rumtrinken erweitert die Handlungsfähigkeit nicht.
Ich glaube, der Alkohol braucht einen festen Platz in meinem Leben, wo er hingehört. Wie die Wohnungsschlüssel. Die müssen auch immer zuverlässig verfügbar sein, aber ich denke nicht 24/7 daran, ob sie da sind. Und wenn ich das Haus nicht verlassen möchte, brauche ich sie auch nicht.

Alkohol ist für mich ein Schlüssel, bestimmte Räume zu betreten. MEOS hab ich noch nicht, @papfl. Es turnt noch.

Ich weiß aber andererseits, Willo, um wieviele Erfahrungen mich der Aufenthalt in diesem Raum einerseits bereicht, andererseits ärmer gemacht hat. Vision und Hölle liegen manchmal nah beieinander. Wie ist die Bilanz? Energieverlust ist für mich das Themas. Ich darf mir überlegen, wo ich sie hinlenke. Das darf nicht in einem Mindfuck enden.

Die Nachspeise ersetzt nicht die gute Mahlzeit. Und man sollte sich überlegen, ob es klug ist, dass alles, was man anfasst, zu Gold wird.

Vielleicht reicht auch ein Ring?

Lieben Gruß
Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 20. Juni 2013, 13:08

Suse, Du hast dazwischen geschrieben [biggrin]

Erkläre mir, wie Freundlichleit entstehen soll, wenn Dein tiefster Wunsch Dir in Gestalt eines Feindes begegnet.
Ich rede mir seit Jahren den Mund fusselig, dass man seine Schatten integrieren kann und sollte.
Wenn dann der "Alkohol" als äußerer Feind gilt, den man bekämpfem muss, ist man zwar sehr beschäftigt, schiebt aber die Auseinandersetzung mit den Schatten nur vor sich her.

Die Kunst besteht doch nicht darin, auf Alkohol zu verzichten, sondern darin, sich mit dem zu beschäftigen, was einen in die Arme dieses Erlösungströsters getrieben hat. Reißverschlussprinzip. Wie willst Du kennenlernen, was Du brauchst, wenn Du nicht sensibel dafür wirst, was er bewirkt?!

Es wäre leichter, einen Schnitt zu machen und zu sagen: Ich bin nicht die. Das war der Alkohol. Es stimmt nur nicht. Du warst schon immer "die". Der Alkohol hat geholfen, zu überleben.

Und wenn man den Lebensretter umbringt, kann man noch lange nicht selber schwimmen.
Man säuft trotzdem ab. Darum geht's.

Das macht es so mühsam.

Conny,
die ebenlieber anderen auf dem Trapez zuschaut, statt selbst zu springen. Kann man auch was lernen.
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 20. Juni 2013, 13:43

Lieber bb,

ich finde das plausibel, was Du schreibst.
Ich verstehe auch den Unterschied zwischen Dir und mir: Ich habe das Gefühl, es verbirgt sich noch eine Erkenntnis in der Trinkerei, diese Vorstellung hast Du nicht mehr.

Nicht verstanden hast Du, dass ich bewusst zulasse, meiner (alten) Wut Ausdruck zu verleihen. Ich habe Nachholbedarf. Die Kraftausdrücke sind ein Hereinholen von alten Kränkungen und meine Antwort heute darauf. Ich kann mich heute schützen, damals konnte ich es nicht.
Auf Dauer wird es dazu führen, weniger zu schlucken.
Wobei ich Dir Recht geben muss, dass es nicht ok sein mag, das auch hier auszuleben. Ganz sicher bin ich mir da aber nicht. Ist ja auch ein soziales Feld, in dem ich mich bewege und abgrenzen möchte.
Ich werde mir Mühe geben, da abzuwägen.

Lieben Gruß
Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 20. Juni 2013, 15:10

das ist schon ok, bb,

über das Stadium, angepisst zu sein, bin ich hinaus.
Ich brauche noch Zeit, und andere Erfahrungen. Die organisier ich mir. Danke, dass Du bei mir geblieben bist.
Das hat mir Rückhalt gegeben.

Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Suse » 20. Juni 2013, 16:06

Liebe Conny,

Es wäre leichter, einen Schnitt zu machen und zu sagen: Ich bin nicht die. Das war der Alkohol. Es stimmt nur nicht. Du warst schon immer "die". Der Alkohol hat geholfen, zu überleben.

du magst wohl Recht haben, ich hatte es schon an anderer Stelle geschrieben, tatsächlich suche ich oftmals den "leichteren" Weg - gerade was Süchte betrifft.
Ich kann/konnte mir aus dem Nichts eine Selbstständigkeit aufbauen, wenn ich mich zu dick fühle, esse ich anders und nehme wieder ab, es gibt 100 Beispiele, Willenskraft ist da. Nur: ich halte nicht mal eine Stunde Craving aus. Wenn ich dann welches habe, so wie heute Mittag.

Und du hast ebenfalls Recht: Die Gründe zu erforschen, ist wichtig. Nur: Ich kenne die Gründe und sehe KEINEN Weg, daran etwas zu ändern. Ich habe angefangen durch die soziale Isolation nach der ersten Schwangerschaft. Nicht, dass mein Kind Schuld hätte! Um Himmels Willen! Ich war nur zu blöd, die Kurve zu kriegen und zu akzeptieren dass sich mit Kind alles ändert. Ich war schon privilegiert, mein Studium beenden "zu dürfen". Aber danach?

Sicher kann man nun sagen, die Anlage war ja da also die Ursache steckt tiefer. Psychofritzen kommen dann mit Trinksucht im Elternhaus etc, ja, alles da gewesen. Gerade deshalb habe ich vorher nie getrunken.
Und schlimmer wurde es mit besagter Selbstständigkeit. Zunächst war das ein großes Bedürfnis für mich, zu Hause zu arbeiten und mich um meine Kinder kümmern zu können. Doch natürlich hat das die Isolation extrem verschärft. Und nun gehen die beiden so langsam ihrer Wege, ich bin nur noch die Köchin, Putze, Wäschefrau...Und das mir!

Aber jetzt ist es zu spät für einen anderen Job, der es mir ermöglicht, dieses Haus zu verlassen, ohne Einkaufen zu gehen - dafür wohnen wir auch zu ungünstig. Du siehst, sehr "weltliche" Gründe gepaart natürlich mit HSW, mangelndem Selbstwert, dem Hang zum Selbstmitleid...Kopf in den Sand stecken und stille leiden. Und ja, ich bin ziemlich passiv, penne wie Dornröschen hier herum und warte auf den "Prinzen", der mich heraus holt.

Blöd, aber derzeit ist es so. Natürlich weiß ich, wieviel anders ich sein "könnte" kann! Schon nach einem Tag ohne bin ich ein anderer Mensch. Aber die letzte Woche habe ich es so schlimm "getrieben", dass ich mich da jetzt runterschrauben muss. Und dann hoffentlich von vorne beginnen.

Tja, das war mein Senf. liebe Grüße, Suse
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 20. Juni 2013, 17:47

Suse, ich bin mal frei heraus

Du hast keine Ahnung von Meditation. Weil Du das nie kennengelernt hast.
Ich würde ja gern sagen, danach wäre alles paletti, aber so ist es nicht. Nachdem ich das kennenlernte, wurde alles nur noch schlimmer. Nach dem Motto: Jetzt hast Du es wieder in der Hand und willst immer noch nur trinken. Versager Hoch 10. Das ist mit Baclofen ja nicht so anders. Oh ein Wunder ist geschehen, selbst die Depressionen und Angstzustände sind besser geworden.
Tja, Pech gehabt, wenn Du als Loser dann falsch dosierst. Da steht in dicken fetten Lettern weiter: DU BIST SELBER SCHULD.

Dem hab ich ein Ende gemacht. Ich bin gar nix schuld, aber in jedem gottverdammten Augenblick verantwortlich dafür, wofür ich mich entscheide.
Nur ich selbst trinke dieses Glas, und frage mich, ob es das Wert ist.

Man hat die Chance, sowas wie Meditation überhaupt erst wirksam werden zu lassen. Wenn man zu bequem ist, da Energie zu investieren, geht man den Bach runter.
Da treffen sich die doofen und die schlauen Trinker wieder in der Kneipe, und sind sich einig: die Welt ist schlecht.
Und dann zieht jeder seine Schlussfolgerungen. Die unterscheiden sich.

Ich beschließe das mal so: Ich möchte den Alkohol überwinden. Ob da mein "You gotta get in to get out" richtig ist, ist nicht wichtig. Macht es Dich fröhlicher und lebendiger? Wenn nicht, lass es, und wenn doch, integrier es.

Dann mach Dich darauf gefasst, dass Du noch viel mehr Disziplin brauchst, um mit dieser Art von "Enjoyment" zurecht zu kommen.
Nasses Denken auf höchstem Niveau. Und dafür sind die meisten zu bequem.

Ich aber nicht.

Ganz lieben Gruß
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 20. Juni 2013, 19:27

Ich habe leicht reden, ohne Kinder, für die ich verantwortlich bin. Ich komme schon kaum klar mit meiner Katze, für die ich da sein will.
Trotzdem: am Ende sind wir alle tot und stehen vor der Frage, wie wir gelebt haben wollen. Ausnahmslos.
Und da fällt der Alkohol als Sinngeber etwas ab.
Und weil ich selbst am Anfang stehe, weiß ich da auch nichts. Ich werde es aber herausfinden.
Mut zur Lücke.
[clapping]

Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Argentina1 » 21. Juni 2013, 00:24

Hallo Conny, Suse und alle,
@Suse,
Doch ich kann dich total verstehen dass die Geburt deines Kindes dein Leben total umgekrempelt hat, bei mir war es genauso. Natürlich ist mein Sohn auch heute noch das Beste was ich habe, aber manchmal wünsche ich mir auch das mich jemand „besser darauf vorbetreitet“ hätte. Es war eigentlich nicht nur die Geburt oder das Mutter da sein, ich „verlor“ quasi meinen Arbeitsplatz, den ich heiß und innig geliebt habe, ich/wir zogen nach Argentinien und danach war irgendwie nichts mehr wie früher.
Ich habe zwar „immer“ schon getrunken, aber die Jahre nach der Geburt waren auf jeden Fall die Jahre wo ich aus Frust anfing zu trinken und ich glaube das ist der entscheidende Unterschied, vorher war es immer nur aus Spaß. Oft war ich auch maßlos sauer auf meinen Mann, denn sein Leben ging genauso weiter wie bisher, was auch nicht wirklich richtig ist, weil nun hatte ja mich und Sohn „dabei“, aber ich empfand es so und alles führte dann nach nur 5 Jahren nach der Geburt auch zur Trennung.
Im „neuanfangen“ bin ich auch sehr gut, sehr unerschrocken, sehr diszipliniert, sehr kämpferisch sogar und so baute ich mir hier eine neue Existenz auf, alleine, ohne Hilfe und seit letztem Jahr läuft es sogar ganz gut, aber wie bei dir ist die Selbstständigkeit auch ein Schritt weiter in die Isolation und oft sogar verhängnisvoll, weil man ja auch mal um 14 Uhr entscheiden kann das nun gut ist und sich eine Flasche Wein reinzieht. Kommt nicht oft vor, kam aber mal vor, ein Ding was ich früher fest angestellt nie gemacht hätte/ nicht gekonnt hätte, egal wie groß und schmerzhaft der Kummer war.
Auf meinen Prinzen warte ich nicht mehr, das ist auch der schlimmste Irrglaube von allem!!! Es wird dich NIE jemand aus deiner Lage rausholen, lange habe ich das auch geglaubt: Bin ich mit dem „Typen“ nicht mehr zusammen, dann wird sich alles ändern – stimmt aber nicht, man wird neue Gründe finden um weiter zu trinken, egal welchen Partner du an deiner Seite hast! Du hörst erst auf zu trinken wenn du merkst das es dir besser tut, das du auch mal ein Problem OHNE Alk gelöst bekommst, aber es ist auch für mich nach wie vor sehr schwer das konsequent einzuhalten. Man weiß dass es einem ohne besser geht und dennoch greift man immer wieder zur Flasche,egal aus welchem Grund, das hat auch Betalbatime heute sehr gut beschrieben und da wo er heute ist will ich auch hin! Irgendwann muss es doch in den Kopf reingehen das es da nichts mehr zu toppen gibt!
@ Conny, ich hoffe du bist mir nicht böse das ich deinen Tread benutze umso ausführlich auf Suse zu antworten!!!
@Willo und Conny,
Doch wenn es etwas gibt das Alkohol noch toppt, was mich noch glücklicher macht als Alkohol, dann Pferde und Polo und obwohl ich hier im Land der Pferde und Polo lebe, scheint es so ungreifbar zu sein!! Ich habe kein Pferd, ich habe auch kein Geld um eines zu kaufen und wenn ich es hätte wo reite ich dann? Auf der Straße? Machen zwar viele (kein Witz), aber das gibt mir nicht den „Kick“. Farms gibt es hier „on mass“, aber wie hinkommen mit nem Pferd? Und dann anklopfen und fragen ob ich mal über die Weiden galoppieren darf? Das ist in meinen Augen alles nicht machbar, aber ich weiß das Polo/Pferde mein Leben sind und ich weiß eigentlich mittlerweile auch das ich nur damit glücklich bin. Und jetzt bin ich traurig – schreiben bringen manchmal so komische Gedankengänge.
Lg, Argentina

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 21. Juni 2013, 10:21

Hallo argentina,

es ist völlig in Ordnung ausführlich auf Suse zu antworten. Ich freue mich, wenn eine Unterhaltung zustandekommt.

Konntest Du Deiner Traurigkeit nachgehen? Wenn Du tatsächlich das Glück hast, zu wissen, was Dich glücklich macht, dann ist es eine Frage des Wie und nicht des Ob. Es gibt ja immer 1000 Gründe, warum etwas nicht geht. Und um es mal mit Willo zu sagen: Es ginge vielleicht schon, hat aber seinen Preis. Vielleicht musst Du lange Fahrten dafür machen, vielleicht dafür arbeiten, Dich anderweitig einschränken aber Du könntest ja mal ein Szenario entwickeln, wie es theoretisch möglich sein könnte, die Pferdegeschichte ins Zentrum zu rücken.
Brainstorming kennst Du ja, erstmal frisch drauflos sammeln, aussortieren und Widerstände bezwingen dann im zweiten Schritt.
Ginge das nicht so mit im Stall helfen, Computerkram im Gegenzug erledigen o.ä., um regelmäßig was mit den Pferden zu machen?
Wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch [twiddle] Jedenfalls beneide ich Dich darum, dass Du so konkret sagen kannst, was Deine Seele erhebt.

@suse

ich möchte darauf noch antworten:

es ist halt nicht so leicht - finde es ja toll mit deiner Willenskraft und all dem---aber wie es scheint, reicht das dann doch nicht- (?)

Wieso also der Trotz gegen "Hilfsmittel"?

Warum es sich so schwer machen, wenn es doch (ein wenig) leichter ginge?


Das ist kein Trotz, sondern das Resultat von 2 Jahren Baclofen-Erfahrung und dem, was danach kam. Ich habe mit Bac stumpf durchgetrunken. Seit ich aufgehört habe, es zu nehme bin ich bei ca 50% Trinkfreiheit. Mengenmäßig sogar nur noch bei einem Drittel. Das sind Fakten und die sind ja nicht ganz unerheblich.

Ich habe da wohl tatsächlich auch einen Widerstand entwickelt, und komme besser mit der Vorstellung zurecht, auf Dauer das Problem in Eigenregie zu lösen. Ich fühle mich wohler bei dem Gedanken. Bin engagierter, Lösungen zu finden.
Ich glaube, die gewisse Passivität, die damit verbunden ist, ein Hilfsmittel zu benutzen ist nichts für mich.
Die Pathologisierung lähmt mich zusätzlich. Mir fehlt das Gefühl, aus mir heraus zu wirken. Und gewirkt hat es dann auch nicht richtig, weil ich da keine Kontrolle abgeben wollte. Wir passen einfach nicht zusammen.

Diesen Punkt stelle ich auch nicht frei zur Diskussion, was mich betrifft. Ich habe so entschieden und gehe nun diesen Weg. Ist keine Empfehlung für andere, da muss jeder selbst für sich rausfinden, was funktioniert. Und die Möglichkeit, Baclofen wieder aufzugreifen, wenn ich es doch für hilfreich erachte, bleibt mir immer. Und da würde ich nicht aus "Trotz" nein sagen. Das regel ich pragmatisch.

@Nr 19
wo bist Du eigentlich abgeblieben? War das nur eine Stippvisite?

@Willo

"Ich kann ja nix dafür, das war mein inneres Kind!".


[lol]

Ich bin mir auch etwas unsicher, ob mein Ansatz, den Psychoschund einmal umzupflügen, zielführend ist.
Es befriedigt in erster Linie mein Gerechtigkeitsgefühl. Ich hatte zuviel Tabu und Nicht-Fühlen-Dürfen. Das hat sich zu mehr oder weniger großen Sprengkapseln entwickelt. Die möchte ich entschärfen, indem ich sie anschaue und wenn irgend möglich, integriere. Wertschätze.
Die Verantwortung nimmt mir das nicht ab, und es ist auch keine Rückwärts-Show, dass es ja gar nicht anders kommen konnte. Es ist eine unsentimentale Bestandaufnahme. Ich mühe mich, mir auch meine hässlichen Seiten anzusehen. Ich möchte nicht mehr trinken, weil ich mich schuldig fühle; dem Schuldkomplex geht es grade richtig an den Kragen.

Ich weiß, dass das auf lange Sicht befreind wirken wird, aktuell macht es aber jede Menge schlechte Gefühle. Die inneren Kritiker toben sich ziemlich aus.
Ich habe den Vorteil zu wissen, dass ich nicht sie bin. Hinzuschauen ohne mich mit ihnen zu identifizieren.

Am Ende hoffe ich, dass die Selbstsabotage dadurch reduziert wird. Allein diese "Maximalforderung" glücklich sein zu wollen, hat mir einen ganzen Chor an inneren Heiterkeitsausbrüchen eingebracht. Sie haben mich ausgelacht, wohlgemerkt. Und jetzt will ich wissen, warum.
Die Feinheiten, ob Erfüllung, Glück, Zufriedenheit, Frieden oder Flow der richtige Begriff sind, das kann ich später sehen. Darum geht es nicht.

Systemisch gesprochen habe ich den Bann-Befahl, dass es mir nicht gut gehen darf. Sei nicht, wie Du bist. Fühle nicht. Du sollst keine anderen Glücksgefühle haben, als die künstlich erzeugten des Alkohols. Du bist es nicht Wert.

Wenn ich da durch bin, wird sich zeigen, wieweit die Attraktion des Alkohols reicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich das dann gar nicht mehr so möchte und brauche. Ich kenne Momente eines stillen, inneren Glücks. Die sind ausbaufähig.
Man kann sie aber nicht erbeuten, sondern nur zulassen. Darum muss der Seelenschrott weg.

Zusammen mit "show- don't tell" wird da ein chancenreicher Mix draus, hoffe ich.

Lieben Gruß
Conny
- die nicht glaubt, dass man die Wüste mit Bier bewässern kann

edit: Noch einen Nachtrag, zu dem "Du sollst nicht fühlen". Es war das Verbot, zu zeigen dass ich unglücklich bin. Insoweit ist und war die Flucht in den Alkohol weniger eine ins Glück, als die Erlaubnis, unglücklich zu sein. Mit zunehmender Promillezahl durchlaufe ich regelmäßig die Stadien
- Entspannung
- Anregung
- Flow
- Trauer
- Anklage
- Selbstmitleid
- Wut
- Größenwahn
- Selbst und Fremdaggression.

Da kann ich die Uhr nach stellen. Es kippt bei der Traurigkeit. Die macht mich ratlos. Vielleicht ist mir deswegen "Glück" als Gegengift eingefallen.
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon WilloTse » 21. Juni 2013, 16:21

Liebe Conny,

ganz herzlichen Dank für Deine Antworten, das macht einiges für mich verständlicher.
GoldenTulip hat geschrieben:Die inneren Kritiker toben sich ziemlich aus. Ich habe den Vorteil zu wissen, dass ich nicht sie bin.

Sondern? Wer ist es denn sonst? Eltern haften für ihre inneren Kinder.
Ich will Dir den Weg über das innere Team nicht zuschütten, aber am Ende steht: es gibt eine Verantwortliche, eine "Dirigentin" (so hat es @Coach damals bei mir genannt, Du hast das zumindest randständig ja mitbekommen), die den Laden schmeißt.
Und, wer soll das sein, wenn nicht Du?

Bei mir sah das dann am Ende so aus:
der "innere Künstler" sacht: ich brauch' meine Freiheit, meine Kreativität, ich lebe von der Grenzüberschreitung
der "innere Abenteurer" sacht: lieber besoffen und ohne Helm auf 'ner Harley in Paris sterben als nüchtern und angeschnallt in 'nem Volvo in Paderborn vor der roten Ampel stehen
der "innere Vater" sacht: gibt es schöneres als Lieder am Lagerfeuer mit den Kids? Ein Outdoorabend mit alles bitte.
der "innere Buchhalter" sacht: rechtzeitige und als entspannend empfundene Pausen verbessern die Arbeitsleistung

Der "innere Chef" sacht, (er will ja ein guter, modernen Chef sein): "dann Prost".
Und wenn er dann wirklich mal auf den Tisch haut, treffen sich die murrenden Angestellten ("och Menno...") abends in der Kneipe.

Es blieb immer bei "Prost" in the end.
Aber vielleicht kannst Du mit diesem Ansatz besser umgehen, schaden tut er wohl auch nicht.

Es gibt immer einen Grund. Einen, zu saufen, einen anderen, es nicht zu tun. Wir nehmen halt immer (oder zu oft) den "einen".

@Argentina: Dein Beispiel mit den Pferden hat mich sehr berührt.
Ich bin nie geritten, kenne aber eine Menge Leute, die dafür alles stehen und liegen ließen. ICH würde dann den Abend, nach dem heißen Ritt über die Stoppelfelder, wie folgt ausklingen lassen, die dampfenden Pferde schnaubend hinter mir: Lieder, Lagerfeuer, Literwein. Das würde den Ritt doch toppen, oder?

(drei Stunden später) Ich bin jetzt von der Brut so oft im Schreiben gestört worden, dass ich meinen Faden vollständig verloren habe.
Das zur Wunde des Lebens.

Aber, um dann diesen Kinderfaden kurz aufzugreifen: Halten Kinder einen vom Saufen ab? Nein. Die nerven so oft, das sind echte Alltagsproblem-Mutterschiffe. Prost, und besser is'.
Klar, die sind so sehr das, was ich hätte sein können, verkörpern jede Gottheit, die Dir nur einfällt und verdienen einen 110%igen, nüchternen Vater. Bin ich nicht. Prost, und die Mängel sind vergessen.

Es gibt immer einen Grund.

Und einen, der entscheidet, dass dieser Grund wichtig genug ist.

LG
Willo

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Argentina1 » 21. Juni 2013, 19:35

WilloTse hat geschrieben:@Argentina: Dein Beispiel mit den Pferden hat mich sehr berührt.
Ich bin nie geritten, kenne aber eine Menge Leute, die dafür alles stehen und liegen ließen. ICH würde dann den Abend, nach dem heißen Ritt über die Stoppelfelder, wie folgt ausklingen lassen, die dampfenden Pferde schnaubend hinter mir: Lieder, Lagerfeuer, Literwein. Das würde den Ritt doch toppen, oder?


Hi Willi, Conny und alle,
Ja das hat was für sich das will ich auch gar nicht bestreiten. Klar, früher habe ich nach einem tollen Ritt auch einen Wein danach genossen (zusammen mit den anderen, die mit mir im Stall gearbeitet haben), ich habe also nicht alleine getrunken das ist schon mal der erste Unterschied. Wenn ich traurig war bin ich stundenlang reiten gegangen, oft habe ich auch auf dem Pferd auch geweint, Seele baumeln lassen, melancholisch in die Landschaft geschaut etc. Wenn ich wütend oder gefrustet war habe ich Polo gespielt und am „Ball“ meine Wut raus gelassen – hat auch immer gut funktioniert. [smile]

Heute greife ich da eher zur Flasche, auch wenn ich es so oft wie möglich zu vermeiden versuche…mit dem Hund spazieren gehen ist eine weitere Alternative, aber es GIBT hier nichts zum Spazieren gehen, es gibt hier keinen Wald oder Park oder auch nur irgendeine Grünanlage! Es gibt hier auch keine Reitschulen oder so, zumal mich das auch nicht interessieren würde, ich brauche mein „Freiheitsgefühl“ wenn ich auf dem Pferd sitze. Oder sagen wir mal so, ich habe eine ganz klare Vorstellung davon „wie ich es gerne hätte“ und ich weiß dass dies hier nicht machbar ist oder zumindest nicht hier in meiner Kleinstadt.
So war jetzt etwas OT, aber wollte euch wenigstens eine Antwort geben und ich werde weiterhin über eine Alternative nachdenken!
Lg aus Argentinien und eiskaltem Winteranfang [hi_bye]

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 22. Juni 2013, 09:17

Liebe argentina,

mir kam nach Deinem letzten Beitrag spontan "Umzug" in den Sinn. Und auf Deine spontane Antwort "Geht nicht, weil..." kam mir in den Sinn, mal eine Liste mit allen einzelnen Weils zu machen, und sie Stück für Stück in eine "Geht nur, wenn:...-Liste" umzumodeln. Mag ja 5 Jahre dauern, aber unmöglich scheint mir das nicht, bei all dem was Du bisher so gewuppt hast.

In eigener Sache:

ich habe gestern als Geschenk des Universums eine neue Gebrauchsanweisung für mein Projekt 23 erhalten. Man hatte mir versehentlich das Manual für Conny 2.0 zukommen lassen, statt für Version Conny 3.0. Daher die Irritationen.

Ich hatte nochmal höflich nachgefragt, weil mir die Systemabstürze zu denken gaben. Dabei wurde festgestellt, dass die Betriebsarchitektur eine ganz andere ist bei beiden Systemen. Es konnte gar nicht funktionieren.
*RTFM* Bild

Hauptsächlich das Unterprogramm "innere Leere" war nicht kompatibel.
Gefunden habe ich die Einzelheiten hier:
http://www.narzissmus.net/wbb/index.php?page=Thread&threadID=123&pageNo=1

Das muss keiner lesen, der nicht selbst betroffen ist - es sind 16 lange Forenseiten, und mir taten am Abend nach dem Lesen die Augen weh, aber es hat sich für mich gelohnt. Es ist ein Forum zum Thema Narzissmus/ Narzisstische Persönlichkeitsstörung (wo ich zwar deutliche Züge aufweise, durch meine ausgeprägte Empathiefähigkeit gleich wieder rauspurzel aus der Diagnostik), aber das stört mich nicht weiter. Inhaltlich passts.

Mir gingen einige Lichter auf, wieso ich mich an Tag 8 so wehrlos wieder ins Traumland katapultiert habe.

Mir war der ganze Zusammenhang von Kompensation dieser Leere durch Alkohol nicht klar. Nicht im eigentlichen Sinne vom Alkohol abhängig zu sein, sondern von der Kompensation des schrecklichen Gefühls, wenn man an den Punkt der Leere und relativen Empfindungslosigkeit gelangt.
Ich hatte den richtigen Schlüssel, stand vor dem richtigen Tor, hab es geöffnet und war zu unvorbereitet auf die Tastsache, dass ich am Südpol gelandet bin, statt unter Palmen auf Mallorca.
Ich habe wohl das bekommen, was ich brauche, aber sicher nicht das, was ich mir gewünscht habe.

Diese Enttäuschung hab ich dann gründlich weggespült. Erst durch den Thread ist mir das Kleingedruckte der Reisebeschreibung bekannt geworden. Nachdem ich sie verstanden habe, hab ich eingewilligt, die gleich eReise nochmal zu buchen,

Ein kleiner Bugfix war noch, dass ich mich in der Reisezeit erstmal tunlichst nicht in Alkoholforen tummeln sollte, weil es mir die Konzentration und die Besinnung auf die Absicht stark vermindert,

ich bin dann ab morgen für 3 Wochen hier offline (ist eh Urlaubszeit, gell?!),
no news sind also good news in diesem Fall,

Liebe Grüße
Conny,

die sich schonmal warm anzieht für die zu erwartenden Minusgrade
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Papfl » 22. Juni 2013, 14:41

GoldenTulip hat geschrieben:Es ist ein Forum zum Thema Narzissmus/ Narzisstische Persönlichkeitsstörung (wo ich zwar deutliche Züge aufweise, durch meine ausgeprägte Empathiefähigkeit gleich wieder rauspurzel aus der Diagnostik), aber das stört mich nicht weiter. Inhaltlich passts.

@ Conny

Narzissmus (ist ja oft auch verbunden mit Egoismus) und Empathiefähigkeit schließen sich nicht zwingend aus (s. auch hier) :wink: .

Danke für den Kompensations-Link ins Narzissmus.net-Forum.

Wünsche Dir für den zweiten Anlauf alles Gute und Erfolg! Bis in drei Wochen!

Papfl
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Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon rockine1 » 22. Juni 2013, 17:44

Hallo liebe Conny,

ich wünsch Dir auch ganz viel Erfolg bei Deinem "neuen" 3-Wochen-Projekt. Das wird was [good] !

Lass es Dir gut gehen und ich hoffe lediglich, dass Du HEUTE nicht sowas wie eine Panik(Trink-)Attacke bekommst (wäre aber natürlich sehr verständlich).

Ich wünsche Dir alles Liebe weiterhin und dass Du Deine selbst gesteckten Ziele erreichst.

Glg [hi_bye]

Rockine

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Amygdala5 » 22. Juni 2013, 18:44

Hallo Conny,

gutes Gelingen und freundliche Grüße!

Amy


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