Baclofen Rechner für Android Handys

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DonQuixote
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon DonQuixote » 5. März 2016, 17:19

*PUSH*

Seid gegrüßt

Ich möchte dieses Thema in der Tagesaktualität mal wieder nach oben befördern. Die erzielten Fortschritte waren wie ich meine bemerkenswert, und eigentlich war Edgar mit seinen Grafiken (die leider nicht mehr online sind) schon so gut wie durch. Schade, dass wir später nichts mehr von ihm gehört hatten :grbl .

Aber vielleicht liest ja hier sonst ein ambitionierter Autor von Handy-Apps mit und kann an die bisherige Arbeit anknüpfen. Ein genau darauf abzielendes Posting habe ich gestern auch im anderen deutschen Baclofen-Selbsthilfeforum abgesetzt. :kst .

DonQuixote

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WilloTse
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon WilloTse » 6. März 2016, 06:58

Morgen zusammen!

Ich habe gerade interessiert die Beiträge hier und im .de im von DonQ verlinkten Faden zu diesem Thema gelesen.

Einige Anmerkungen von mir dazu:

da in diesem Zusammenhang die "Faustformel" zur Aufhebung der Wirkung von Baclofen durch Alkohol ("Eine Flasche Wein antagonisiert 75 mg Baclofen") mal wieder Thema ist: es ist eine Faustformel. Und die einzige Faustformel auf der Welt, der man wirklich trauen kann, ist: traue nie einer Faustformel!

Diese Aussage diente und dient lediglich dazu, zu verdeutlichen, dass man die Wirkung von Baclofen niedertrinken kann. Und gibt dazu einen ganz groben Richtwert, damit Mensch sich vorstellen kann, was gemeint ist: wenn Du 75 mg Baclofen nimmst (wann? Auf einmal? Tagesdosis?) und Du trinkst eine Flasche Wein (wann? Auf einmal? Über den ganzen Tag?), dann ist das für Deine GABA-Rezeptoren ungefähr so, als hättest Du kein Baclofen genommen (bis auf die Nebenwirkungen, die Tatsache, dass Du jetzt einen sitzen hast und die Wechselwirkungen zwischen dem Medikament und dem Alkohol).

Im oben verlinkten „Faustformel“-Thread habe ich versucht, ein erkennbares Muster im Zusammenhang „ehemalige Trinkmenge – benötigte Baclofen-Erhaltungsdosis“ zu finden.
Jivaro, Papfl und ich haben – unabhängig voneinander und verschiedene Datenquellen nutzend - bisher kein derartiges Muster gefunden. Das muss immer wieder klar sein!

Und selbst, wenn wir irgendwann eins finden sollten: solche Zahlen sind wichtig und interessant für die Planung einer Behandlung: wenn ich weiß, dass der durchschnittliche Patient 182 mg/d benötigt, bin ich als Arzt vielleicht eher bereit, meiner Patientin auch mehr als 75 mg/d zu verordnen.
Wenn ich als Therapeut weiß, dass die Wirkung nach durchschnittlich 63 Tagen einsetzt, dann bin ich vielleicht auch bereit, nicht nach zwei Wochen eine andere Therapie vorzuschlagen, weil „Baclofen nicht wirkt“.
Wenn ich als Betroffene nach vier Wochen noch nicht am erhofften Ziel bin, hilft mir das vielleicht ein bisschen, weiter Geduld zu haben.
Aber darüber hinaus sagen derartige Muster für den einzelnen Menschen überhaupt nichts aus! Nichts! Keine Statistik dieser Welt kann einem einzelnen Menschen sagen, was er jetzt zu tun hat! Wenn ich weiß, dass das durchschnittliche Brutto-Jahreseinkommen in Deutschland im Jahr 2014 genau 31.981€ betrug, welchen Einfluss hat dieses Wissen auf mein persönliches Einkommen aus 2014? Eben. Mit dem Wissen kann ich vielleicht bei den nächsten Gehaltsverhandlungen etwas selbstsicherer auftreten oder mich ein bisschen mehr in Demut üben. Aber das war's! Ich persönlich habe davon nicht einen Euro mehr oder weniger auf dem Konto.

Damit komme ich zweiten Hauptpunkt, dem Baclofen-Rechner.

Das ist zweifellos ein nettes Werkzeug, um sich die ungefähre Wirkweise von Baclofen im eigenen Tagesverlauf zu verdeutlichen. Mehr nicht! Es ist genau so eine Faustformel, wie die „Antagonisierungs-Faustformel“.

Merke: dass etwas genau aussieht, heißt nicht, dass es auch genau ist!

Ein Beispiel:

Mit den Standardeinstellungen des Baclofenrechners nimmt Mensch morgens-mittags-abends je 50 mg Baclofen.
Das ist eine völlig normale Dosierung, wie sie in Frankreich und Deutschland tausendfach täglich vorgenommen wird.
Der Sprung des „Wirkniveaus“ nach Baclofenrechner beträgt dabei am Morgen rund 35 Einheiten (rote Pfeile).

Dosierung_Normal.JPG


Ein zweites Beispiel:

Ein unerfahren Baclofennutzer, der noch nie Baclofen genommen hat, haut sich 50 mg als Einmaldosis 'rein, das erste Baclofen, das er je im Leben nimmt.

Keine gute Idee? Nein? Warum denn nicht?
Der Sprung des „Wirkniveaus“ beträgt doch wieder rund 35 Einheiten, wo ist das Problem? (Bitte nicht nachmachen!)

Dosierung_Sprung.JPG


Liegt es vielleicht daran, dass die Halbwertzeit falsch eingestellt ist? Dass sich darüber der Sprung am Morgen verringert, weil Baclofen über Nacht gar nicht so schnell abgebaut wird? Stellen wir die Halbwertzeit des Rechners mal von 3,5 auf 10 Stunden.

Surprise: Der Sprung beträgt wieder rund 35 Einheiten.

Dosierung_Normal_HWZ10.JPG


Langer Rede kurzer Sinn: der Baclofenrechner ist ein nettes Hilfsmittel. (Bio-)Mathematisch betrachtet ist er mit „unterkomplex“ noch sehr höflich beschrieben.

Ich würde einen Teufel tun und eine „medizinische App“ oder sonst was daraus machen.

LG
Willo

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon Lucidare » 6. März 2016, 14:55

Hi WilloTse,

ich trau' mich ja gar nicht zu fragen aber kommt der Sprung "35" zustande, weil währende der Aufnahme schon wieder abgebaut wird? Verstehe ich das richtig?

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon WilloTse » 6. März 2016, 17:35

Hi Lucidare,

Lucidare hat geschrieben:ich trau' mich ja gar nicht zu fragen aber kommt der Sprung "35" zustande, weil währende der Aufnahme schon wieder abgebaut wird? Verstehe ich das richtig?

Um das wirklich beantworten zu können, müsste ich die komplette zugrunde liegende Berechnung zerfitzeln. Ich gehe mal davon aus, dass die Verwendung der doppelten semipermeablen Membran irgendwas in diese Richtung bewirkt, ja.
Wobei ja aus dem Programm nun auch nicht hervorgeht, was diese "35" nun sind, es gibt ja keine Einheiten.

Das ist aber noch nicht das zentrale Problem, meiner Meinung nach. Viel schlimmer finde ich, dass das verwendete Modell die zentrale Alltagserfahrung, die jeder Baclofen-User machen kann, überhaupt nicht abbildet: die ersten x mg wirken ganz anders als eine Steigerung "Basislevel + x mg".
Da wird irgendein zentraler Parameter (mindestens einer) schlicht nicht erfasst, mMn.
Sicher könnte man das über eine logarithmische Einteilung der y-Achse irgendwie hinbiegen. Nur: mit welchem Logarithmus? Ich hab' keinen. Und halt: "hinbiegen".
Dazu kommt, dass das Modell einer idealen semipermeablen Membran gleich zweimal einfließt, und wer von uns ist schon ideal?
Und, um die Sache rund zu machen: die zugrunde liegende Pharmakokinetik basiert auf den kumulierten Daten einer - ähm - übersichtlichen Anzahl von Probanden (n=6 bis n=17), wenn man der deutschen Fachinformation glauben kann.

Überspitzt gesagt erhalte ich aus der doppelten Anwendung einer relativ eindimensionalen physikalischen Formel, kombiniert mit den kumulierten Daten einiger weniger Probanden eine Vorhersage, die bereits die einfachsten Wirkeffekte von Baclofen nicht vollständig abzubilden imstande ist. = Faustformel.

Versteht mich nicht falsch: um für mich hier zu Hause ein bisschen damit 'rumzuspielen, immer in dem Bewusstsein, dass er auf einer Faustformel beruht, ist der Rechner prima. Einen Neueinsteiger im Forum unter fortwährendem Hinweis auf die "Unberechenbarkeit" von Baclofen damit spielen zu lassen, ist auch ok.
Aber der Gedanke, dass da irgendwo auf der Welt irgendwer mit Hilfe einer App auf Basis dieses Modells seine Baclofen-Therapie zusammenstrickt, ist jetzt nichts, was mich ruhig schlafen ließe. [unknown]

Meint jedenfalls
Willo

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon DonQuixote » 6. März 2016, 21:37

Hallo Willo

Danke, dass Du uns den wirklich sehr lesenswerten „Faustformel-Thread“ von Anfang 2013 in Erinnerung rufst. Mann, da haben wir wirklich ganz intensiv geackert damals. Und das Schöne daran: Alles, was wir uns damals erarbeitet hatten, ist nach wie vor gültig. Einige Aussagen können inzwischen noch etwas griffiger formuliert werden, das werden wir dann im Thread über das eben erst erschienene neue Dosierungs-Schema aus Frankreich diskutieren. Gib mir dort aber ein klein bisserl Zeit, ich bin gerade dabei, mit Partnern noch ein paar Zahlen aufzubereiten.

Der erste Aspekt dieser jetzt hier diskutierten Umsetzung des Baclofen Rechners für Android Handys war ja der:

DonQ im anderen Forum hat geschrieben:Hallo Kunor

Kunor im anderen Forum hat geschrieben:
Anzeige, wie sich Baclofen und Alkohol gegenseitig aufheben

Das finde ich sehr interessant!

Das ist sehr schwierig. Man kann eigentlich nur sagen, dass sich Baclofen und Alkohol irgendwie antagonisieren (sich gegenseitig aufheben), aber eine quantitative Aussage ist so gut wie unmöglich. Es kursieren zwar immer mal wieder Aussagen, dass eine Flasche Wein ca. 75 mg Baclofen „aufhebt“. Belegbar ist das nicht, es kann nur als grobe Richtschnur dienen. Eine solche App-Funktion würde da also IMHO keinen eigentlichen Nutzen bringen.

Da bin ich mit Dir, Willo, völlig gleicher Meinung. Eine solche Funktion in einer Baclofen-App ist sinnlos.

Die Zahlen aus Deiner untersten Grafik lese ich anders heraus. Die Differenz ist nicht immer einfach nur 35 Einheiten. Wenn ich in der Grafik als Halbwertszeit nicht nur 3,5 Stunden (Standardwert) und 10 Stunden eintrage, sondern Werte zwischen 2 Stunden und 10 Stunden, abgestuft in Stundenschritten, dann erkenne ich eine deutliche ansteigende Reihe von 28 bis 40 Einheiten. Da es sich um kleinere absolute Zahlen handelt, wird die Reihe noch deutlicher sicht- respektive ablesbar, wenn ich die Prozedur auch mit Deiner mittleren Grafik mache.

Die Tendenz geht ja eindeutig hin zu gezieltem Anvisieren der Craving-Zeiten. So wird das auch im neuen Leitfaden stehen, welcher derzeit überarbeitet wird. Und hierfür ist der Baclofen-Rechner und auch dessen Umsetzung als Handy-App eine gute visuelle Hilfe.

Bild

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon WilloTse » 7. März 2016, 10:24

Morgen DonQ,

danke Dir für Deine Antwort!
Was die "Antagonisierungs-Faustformel" angeht, sind wir klar. Da hatte ich jetzt auch eigentlich nix anderes erwartet. [biggrin]

Aber beim BAC-Rechner reden wir noch aneinander vorbei:
DonQuixote hat geschrieben:Die Differenz ist nicht immer einfach nur 35 Einheiten. Wenn ich in der Grafik als Halbwertszeit nicht nur 3,5 Stunden (Standardwert) und 10 Stunden eintrage, sondern Werte zwischen 2 Stunden und 10 Stunden, abgestuft in Stundenschritten, dann erkenne ich eine deutliche ansteigende Reihe von 28 bis 40 Einheiten. Da es sich um kleinere absolute Zahlen handelt, wird die Reihe noch deutlicher sicht- respektive ablesbar, wenn ich die Prozedur auch mit Deiner mittleren Grafik mache.


Die Zahl "35" stört mich nicht. Ich weiß ohnehin nicht, in welcher Einheit die angegeben ist, Millimol je Liter? Rennmäuse im Käfig? The fucks I give on the Kardashians?
Das ist "wissenschaftlich" etwas störend, aber im Grunde egal.
Und klar, Du hast völlig recht: die Zahl ist, bei wechselnder HWZ, nicht immer gleich zwischen zwei verschiedenen HWZ.

Der Fehler im Modell liegt mMn darin, dass der "Sprung" bei gleicher HWZ immer nahezu gleich bleibt, völlig egal, ob ich von 0 auf 50 mg Baclofen springe oder innerhalb einer Standarddosierung meine Morgendosis nehme.
Und das bildet die Wirklichkeit überhaupt nicht ab!
Ich hab' Dir das nochmal für HWZ 2h fotografiert:

brutale Einmaldröhnung, Sprunghöhe ca. 30 Einheiten:

Lin_50.JPG


dagegen:
ganz normale Dosierung, Morgendosis, Sprunghöhe ca. 30 Einheiten:

Lin_150.JPG


Wozu dann Einschleichen? Da kann man sich doch direkt auf 3*50 knallen, was ändert das?
Oder, andersherum: eine Einmaldosis von 50 mg aus dem Nichts haut Dich aus den Pantinen. Jede Morgendosis für den Rest Deines Lebens auch, wenn man die Visualisierung des aktuellen Modells zugrunde legt.



Weiter im nächsten Beitrag, iwie kann ich keine weiteren Bildchen hochladen. [unknown]
Zuletzt geändert von WilloTse am 7. März 2016, 12:50, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon WilloTse » 7. März 2016, 10:35

...weiter geht's.

Ich habe jetzt mal eine logarithmische Korrektur der y-Achse vorgenommen. Achtung, für alle Mitleser und Schnellkopierer: work in progress! Die Werte der y-Achse haben als Zahlen keinerlei Bedeutung mehr!

Die Ordinatenwerte lassen sich so in drei Zonen darstellen, die ich mal als low dose; high dose; extreme high dose; interpretieren würde.

Jetzt verlässt unser Einmaldröhner mit seinen 50mg, HWZ 3,5h sofort die LD-Zone und ballert sich binnen 30 Minuten in den HD-Bereich:

Log_50.JPG


Der erfahrene Baclofenuser, der sich im Sinne der Behandlung auf 3*50 hochgearbeitet hat, surft die dagegen eine sanfte Welle:

Log_150.JPG



Und das war's dann wieder mit Bildchen, weiter im nächsten Beitrag...
Zuletzt geändert von WilloTse am 7. März 2016, 10:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon WilloTse » 7. März 2016, 10:37

...also hier. [pardon]

Auch in der Eindosierungsphase ergeben sich deutliche Unterschiede (bei gleichbleibender HWZ!)
Abendliche Cravingzeit berücksichtigende Eindosierung bisher:

Lin_Einschl_Crav.JPG


Nach Log-Modell:

Log_Einschl_Crav.JPG


Das bildet mMn die Wirklichkeit erheblich besser ab.

Zum Abschluss noch einen 300mg Patienten, der nach diesem Modell den Bereich der eHD erreicht:

Log_300.JPG


Achtung: der verwendete Logarithmus basiert ausschließlich auf inhaltlichen Überlegungen. Er stellt keinen biochemisch oder medizinisch gestützten Wert dar!

LG
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon Lucidare » 7. März 2016, 13:07

Hallo,

ich find' das so schicker. [clapping]

Noch eine Frage. Ich habe schon gesucht aber nichts gefunden: Wenn die Halbwertzeit 3,5 Stunden ist, warum ist dann nach der Zeit noch Wirkstoff im System?

LG
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon WilloTse » 7. März 2016, 13:27

Hi Lucidare,

danke!

Lucidare hat geschrieben:Wenn die Halbwertzeit 3,5 Stunden ist, warum ist dann nach der Zeit noch Wirkstoff im System?


Weil es eben die Halb-Wert-Zeit ist: nach (hier angenommenen) 3,5 Stunden ist die Hälfte von dem Zeug 'raus, die andere Hälfte noch 'drin.
Nach weiteren 3,5 Stunden ist vom Rest die nächste Hälfte 'raus, also ein Viertel der Ursprungsmenge noch 'drin.
usw.
[smile]

LG
Willo

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon Lucidare » 7. März 2016, 17:07

Hi WilloTse,

ich habe mich falsch ausgedrückt. Das mit der Halb-Wert-Zeit habe ich schon verstanden. [mocking]

Meine Frage zielte eher darauf, dass nach 7 Stunden nichts mehr da sein dürfte. Sorry.

WilloTse hat geschrieben:Nach weiteren 3,5 Stunden ist vom Rest die nächste Hälfte 'raus, also ein Viertel der Ursprungsmenge noch 'drin.
usw.


Ich habe mich mit dem Rechner so garnicht beschäftigt und werde es wohl auch nicht tun. Eine letzte Frage aber trotzdem noch:

Wenn ich 50L Wasser in ein Becken kippe und da tropfen innerhalb von 3,5 Std. 25L raus, warum brauchen die nächsten 12,5L plötzlich auch 3,5 Std. und dann die nächsten 6,25 l wieder 3,5 Std.... [wacko]

LG
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon WilloTse » 7. März 2016, 17:20

Lieber Lucidare,

Lucidare hat geschrieben:Das mit der Halb-Wert-Zeit habe ich schon verstanden. [mocking]edit Willo: nee!

Meine Frage zielte eher darauf, dass nach 7 Stunden nichts mehr da sein dürfte. Sorry.


Nach sieben Stunden ist noch ein Viertel da, die Hälfte der Hälfte.

Aus Deinem Becken tropft immer die gleiche Menge = lineare Funktion.
Halbwertzeit = Exponentialfunktion

Lieber Gott, lass' mich nie Mathe-Lehrer werden müssen.

LG
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon Lucidare » 7. März 2016, 18:05

Hallo?

WilloTse hat geschrieben:Lieber Gott, lass' mich nie Mathe-Lehrer werden müssen.


Nu sei nicht so streng! Mit Schrauben, Jogurtbechern und Milchtüten bin ich wesentlich besser klar gekommen... Das ist alles ziemlich linaer und für die schwierigen Sachen gibt es Excel oder OpenOffice.

Wiki hat geschrieben:In der Pharmakokinetik ist Halbwertszeit die Zeit, in der die Hälfte des aufgenommenen Arzneimittels verstoffwechselt und/oder ausgeschieden ist.


Woher weiß mein Körper das er exponential arbeiten muß? Beim Alkohol hat er immer ziemlich linear gearbeitet (so 0,15 Promille die Stunde)

LG
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon WilloTse » 7. März 2016, 18:41

Lucidare hat geschrieben:Nu sei nicht so streng!


Bezieh' meine Anmerkung doch bitte einfach auf meine offenkundige Unfähigkeit, (für mich) einfache mathematische Zusammenhänge so zu erklären, dass sie verständlich sind. [unknown]

LG
Willo

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon Lucidare » 7. März 2016, 18:55

Hi Willo,

Willotse hat geschrieben:Bezieh' meine Anmerkung doch bitte einfach auf meine offenkundige Unfähigkeit, (für mich) einfache mathematische Zusammenhänge so zu erklären, dass sie verständlich sind. [unknown]


Nein, ich habe das schon verstanden. Bischen Mathe kann ich auch.

Fragen wir nochmal anders: Warum wird in dem Modell nicht von einem kontinuierlichen Abbau des Medikamentes ausgegangen? Der Stoffwechsel schaltet doch nicht nach 3.5 Stunden um und sagt ich mache nur noch die Hälfte.

LG
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon DonQuixote » 7. März 2016, 19:17

Hi Willo

Einheiten auf der Y-Achse

Das sind keine eigentlichen (bio)physikalischen Einheiten, wie jetzt z.B. ng/ml. Die Werte y bedeuten vielmehr: „Zum Zeitpunkt x im Blutkreislauf vorhandene Umsetzung von y mg Baclofen“

Bei der Einnahme von 50 mg kann das deshalb nie 50 sein, sondern lediglich ca. 38, weil, wie @Lucidare weiter oben schon richtig vermutete, unmittelbar nach der Einnahme von Baclofen die Aufnahme in die Blutbahn einerseits etwas Zeit braucht, und andererseits, ebenfalls gleichzeitig mit der Einnahme des Medikaments, auch schon der Abbau beginnt. Aufnahme und Abbau wirken einander also von der ersten Minute an entgegen. Natürlich bleibt dabei die Aufnahme mit einer Halbwertszeit von lediglich 26 Minuten gegenüber dem Abbau mit einer Halbwertszeit von 3,5 Stunden der absolut dominante Faktor. Aber es kommt eben bei der Einnahme von 50 mg zu keinem Zeitpunkt zu einem „Wirkungspegel“ von 50.

Die großen Sprünge jeweils nach der Einnahme

Die gibt es deshalb, weil Baclofen mit 26 Minuten (Aufnahme) und 3,5 Stunden (Abbau) leider nur kurze Halbwertszeiten hat. Deshalb muss man das Medikament auch drei Mal täglich einnehmen. Bei der Therapie der Alkoholabhängigkeit sogar besser vier Mal oder noch öfter. Angestrebt werden bei Medikamenten halt immer deutlich längere Halbwertszeiten, so dass man sie nur einmal täglich vergessen kann [mocking] .

Die großen Sprünge und das Einschleichen

Die großen Sprünge nach der Einnahme und das Konzept des Einschleichens sind sehr wohl kompatibel. In Deiner [Willo] unteren Grafik mit einer Dosierung von 50 / 50 / 50 mg stellst Du „brutale“ Sprünge von 30 Einheiten fest. Ja, schon klar, an solche Sprünge muss sich der Therapie-Anfänger natürlich erst gewöhnen und beginnt deshalb mit 10 / 10 / 10 mg, dort betragen die Sprünge nur 8 Einheiten.

Anmerkungen zur Berechnungsmethode und Darstellung

WilloTse hat geschrieben:Dazu kommt, dass das Modell einer idealen semipermeablen Membran gleich zweimal einfließt, und wer von uns ist schon ideal? Und, um die Sache rund zu machen: die zugrunde liegende Pharmakokinetik basiert auf den kumulierten Daten einer - ähm - übersichtlichen Anzahl von Probanden (n=6 bis n=17), wenn man der deutschen Fachinformation glauben kann.

Ja klar, das kann man monieren. Aber selbst wenn man mit den beiden Halbwertszeiten in vernünftigen Grenzen (z.B. ± 30%) herumexperimentiert, ändert sich an der graphischen Darstellung der Wirkstoffkonzentration im Tagesverlauf so gut wie nichts.

Die graphische Darstellung ist übrigens für Therapie-Anfänger und Therapie-Fortgeschrittene im Prinzip genau gleich, hier:

  • Einmal mit Dosierung 5 / 10 / 10 / 10 = 35 mg / Max. Wirkungsniveau = 19,6 (links)
  • Und einmal mit 20 / 40 / 40 / 40 = 140 mg / Max. Wirkungsniveau = 78,3 (rechts)

BildBild

DonQuixote

P.S. @Lucidare: Auf Deine Fragen komme ich später zurück.

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon DonQuixote » 7. März 2016, 20:03

Hi Lucidare

Lucidare hat geschrieben:Wenn ich 50L Wasser in ein Becken kippe und da tropfen innerhalb von 3,5 Std. 25L raus, warum brauchen die nächsten 12,5L plötzlich auch 3,5 Std. und dann die nächsten 6,25 l wieder 3,5 Std.... [wacko]

Wir sind halt kein Wasserbecken und es ist leider etwas komplizierter. Bei Baclofen braucht der Körper immer 3,5 Stunden, um die Hälfte dessen wegzuschaffen, was gerade das ist.

  • Nach 3,5 Stunden hat er die Häfte weggeschafft, dann sind noch 50 % da
  • Um die Hälfte dieser 50 % wegzuschaffen, braucht es wieder 3,5 Stunden, dann sind noch 25 % da.
  • Um die Hälfte dieser 25 % wegzuschaffen, braucht es wieder 3,5 Stunden, dann sind noch 12,5 % da.
  • Um die Hälfte dieser 12,5 % wegzuschaffen, braucht es wieder 3,5 Stunden, dann sind noch 6,25 % da.
  • Um die Hälfte dieser 6,25 % wegzuschaffen, braucht es wieder 3,5 Stunden, dann sind noch 3,13 % da.
  • Um die Hälfte dieser 3,13 % wegzuschaffen, braucht es wieder 3,5 Stunden, dann sind noch 1,56 % da.
  • Um die Hälfte dieser 1,56 % wegzuschaffen, braucht es wieder 3,5 Stunden, dann sind noch 0,78 % da.
Und dann sind 24,5 Stunden rum, der Laborant möchte endlich auch nach Hause und sagt: „Ok, jetzt ist meinetwegen alles wech!“

Lucidare hat geschrieben:Warum wird in dem Modell nicht von einem kontinuierlichen Abbau des Medikamentes ausgegangen?

Weil es eben der Realität nicht entspricht. In der Medizin, oder besser gesagt in der Pharmakologie, wurde deshalb in den 1950er-Jahren die Pharmakokinetik eingeführt und dort arbeitet man eben als beste Annäherung mit diesen Halbwertszeiten.

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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon WilloTse » 7. März 2016, 20:08

Hi DonQ,

DonQuixote hat geschrieben:Aber selbst wenn man mit den beiden Halbwertszeiten in vernünftigen Grenzen (z.B. ± 30%) herumexperimentiert, ändert sich an der graphischen Darstellung der Wirkstoffkonzentration im Tagesverlauf so gut wie nichts.


Ja.
Das liegt daran, dass sie falsch ist.
Aber, wenn Du auf Basis dieses Modells unbedingt eine App veröffentlichen willst: feel free.
Mein Name steht ja nicht drunter.


LG
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon Lucidare » 7. März 2016, 20:17

Hallo DonQ,

genau Deine Rechnung habe ich auch aufgemacht.

Ich hab' auch noch was gefunden:

Wiki hat geschrieben:Die Eliminationskinetik beschreibt die Änderung der Ausscheidung eines Stoffes (Arzneimittels) im Körper über die Zeit.

Eliminationskinetik 0. Ordnung

Syn. nicht-lineare Kinetik, dosisunabhängige Kinetik, kapazitätslimitierte Kinetik, nicht-übliche Kinetik

Pro Zeiteinheit wird eine konstante Menge eines Wirkstoffs eliminiert. Das bedeutet, dass der Konzentrationsabfall pro Zeit konstant und damit unabhängig von der im Moment vorhandenen Plasmakonzentration ist. Ein klassisches Beispiel ist die Elimination von Ethanol im menschlichen Körper.

Eliminationskinetik 1. Ordnung

Syn. lineare Kinetik, dosisabhängige Kinetik, nicht-kapazitätslimitierte Kinetik, übliche Kinetik

Der Konzentrationsabfall pro Zeit ist nicht konstant, sondern verhält sich proportional zu der im Moment vorliegenden Plasmakonzentration, er ist also eine lineare Funktion der Plasmakonzentration. Dadurch dass pro Zeiteinheit ein konstanter Anteil der Plasmakonzentration ausgeschieden wird, nimmt die Plasmakonzentration zunächst schnell ab und mit sinkender Konzentration immer langsamer. Dies wird mit einer Exponentialfunktion beschrieben. Die meisten Pharmaka folgen einer Eliminationskinetik 1. Ordnung.


Von hier.

Es ist Substanzgebunden! Ich denke mal, die schlauen Leute werden festgestellt haben, dass Baclofen ein Medikament "1. Ordnung" ist.

Es gibt tatsächlich eine lineare und eine exponentielle Kurve.

@WilloTse: Ohne Dich wäre ich da nicht drauf gekommen. Danke.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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DonQuixote
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Re: Baclofen Rechner für Android Handys

Beitragvon DonQuixote » 7. März 2016, 20:48

Hi Willo

DonQuixote hat geschrieben:[..] ändert sich an der graphischen Darstellung der Wirkstoffkonzentration im Tagesverlauf so gut wie nichts.

Und:

Willo hat geschrieben:Ja. Das liegt daran, dass sie falsch ist.

Das war von mir unglücklich formuliert. Natürlich ändert sich da etwas, und je nachdem, wie exakt und pingelig man sein möchte, kann man die Änderungen „erheblich“ nennen. Was ich sagen wollte, ist, dass man mit dem Baclofen-Rechner, auch wenn man - in verständigen Grenzen - an den Parametern rumschraubt, welche individuelle physiologische Eigenheiten ausebnen und berücksichtigen können, dann immer noch sehr aussagekräftige Resultate erhält. Vor allem im Hinblick darauf, die Einnahmezeiten auf die individuellen Craving-Zeiten auszurichten. Man kann es auch ohne Baclofen-Rechner machen, keine Frage, im einfachsten Fall auch nur mit einer Sonnenuhr. Das Resultat wird damit aber sicher nicht besser.

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